Meister und Margarita
Bescheid über HerrnWolands Wunsch, sich bei Lichodejew einzuquartieren, und haben nicht das Geringste dagegen.
– Na ist doch fesch! –, brüllte Korowjew.
Von all dem Geplapper überrumpelt, sagte der Vorsitzende, die Genossenschaft werde die Wohnung Nr. 50 an den Artisten Woland vermieten, und zwar für eine Summe von … – Nikanor Iwanowitsch zögerte etwas und beendete den Satz:
– … von fünfhundert Rubeln pro Tag.
Da erstaunte Korowjew ihn nun vollends. Mit verstohlenem Zwinkern in Richtung des Schlafzimmers, von wo aus weiche Sprünge eines schweren Katers zu hören waren, zischelte er:
– Für die Woche macht’s also, nach Adam Riese, dreieinhalbtausend Rubel, nicht wahr?
Nikanor Iwanowitsch dachte, jetzt folgt: »Sie kriegen wohl nie den Hals voll, mein Lieber!« Doch Korowjew sagte etwas gänzlich anderes:
– Ist das eine Summe? Verlangen S’ fünf. Er wird schon zahlen.
Nikanor Iwanowitsch lächelte konfus und bemerkte nicht, wie er kurzerhand am Schreibtisch des Verstorbenen landete, wo Korowjew flugs und mit größtem Geschick einen Vertrag in zweifacher Ausführung zusammenkritzelte. Mit diesem verschwand er mal eben im Schlafzimmer und kehrte zurück, wobei alle zwei Exemplare nunmehr die schwungvolle Signatur des Ausländers trugen. Auch der Vorsitzende unterschrieb. Und Korowjew bat ihn, doch netterweise zu quittieren, er habe fünf…
– In Worten, in Worten, Nikanor Iwanowitsch! …tausend Rubel dankend erhalten … – Und mit dem Spruch: » Eng! Dö! Trua! «, der so gar nicht zum Ernst der Lage passte, blätterte er dem Vorsitzenden fünf druckfrische Päckchen vor die Nase.
Es kam zum Nachzählen, reichlich gespickt mit Korowjews Mätzchen, Pointen und Possen, wie »Geld will gezählt sein!« oder »Augen auf – Kauf ist Kauf!« und ähnlichem Zeug.
Anschließend erhielt der Vorsitzende von Korowjew den Pass des Ausländers ausgehändigt (zwecks provisorischer Registratur), verstaute ihn samt Vertrag und Geld in seinem Aktenkoffer, konnte es sich aber nicht verkneifen, am Ende verschämt um Freikarten zu bitten …
– Na sowieso! –, heulte Korowjew auf. – Wie viele dürfen’s denn sein, Nikanor Iwanowitsch? Zwölf? Fünfzehn?
Der verdutzte Vorsitzende machte deutlich, er brauche wirklich nur zwei, nämlich für sich und Pelageja Antonowna, seine Gattin.
Korowjew zückte sofort ein Notizbuch und stellte Nikanor Iwanowitsch lässig Freikarten aus – für zwei Personen – in der ersten Reihe. Diese Freikarten gab ihm der Dolmetscher flott mit der Linken. Mit der Rechten legte er in die Hand des Vorsitzenden indes ein dickes knackiges Päckchen. Nikanor Iwanowitsch brauchte es nur zu erblicken, schon lief er puterrot an und wies es von sich.
– Das gehört sich nicht … –, murmelte er.
– Ich will kein Wort hören! –, keuchte Korowjew ihm mitten ins Ohr. – Bei uns gehört sich das nicht, und bei denen gehört sich das wohl! Sie werden ihn kränken, Nikanor Iwanowitsch. Wäre doch schade, nach allem, was Sie für uns getan haben …
– Und wird strengstens geahndet –, flüsterte der Vorsitzende mit ersterbender Stimme und sah sich um.
– Und wo sind die Zeugen? –, hauchte Korowjew ihm mitten ins andere Ohr. – Ich frag’, wo sind die? Also seien S’ vernünftig.
Und da geschah (wie der Vorsitzende später beschwören sollte) ein Wunder: Das Päckchen kroch ihm ganz von allein in den Aktenkoffer. Worauf er sich, zermürbt und sogar zerschlagen, im Treppenhaus wiederfand. Durch den Kopf sausten wirre Gedanken. Diese Villa in Nizza. Der dressierte Kater. Das tatsächliche Fehlen von Zeugen. Pelageja Antonownas stille Freude über die beiden Freikarten. Alles recht kraus, dennoch eher angenehm. Und trotzdem saß da – irgendwo tief –ein Wurm drin und nagte am Herzen des Vorsitzenden. Um offen zu sein: ein Wurm der Sorge. Zumal ihn gleich hier, im Treppenhaus, wie ein Blitzschlag die Frage durchzuckte: »Wie konnte der Dolmetscher eigentlich ins Zimmer gelangen, wo die Tür doch versiegelt war?! Und wie konnte er, Nikanor Iwanowitsch, es eigentlich versäumt haben, dies zu klären?« Eine kurze Weile starrte er die Stufen mit Hammelaugen an, doch dann beschloss er, darauf zu pfeifen und sich über das heikle Thema nicht länger den Kopf zu zerbrechen …
Sobald der Vorsitzende die Wohnung verlassen hatte, erklang aus dem Schlafzimmer eine tiefe Stimme:
– Dieser Nikanor Iwanowitsch gefällt mir nicht. Er ist ein ausgekochter Filou. Wäre
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