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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Bedrohliches an sich, und man wünschte sich einen Schirm, den man aufspannen und hinter dem man sich verschanzen konnte, sobald das kalte weiße Glühen des Nachthimmels zu stark wurde.
    Einen Mondbrand , dachte Melanie mit ganzem Ernst. Ich hole mir noch einen Mondbrand, wenn ich länger hier stehe … Wie verrückt und fremd das alles ist! Und dann dachte sie einen noch aberwitzigeren Gedanken: Gut, dass ich nicht am Tag gestorben bin, sonst hätte die Sonne meine Seele bestimmt zu Asche verbrannt. Alles Helle ist hier unendlich hell.
    Sie wandte sich von der gleißenden Scheibe des Erdtrabanten ab und erblickte die Wand, die keine zwanzig Meter vor ihr in die Höhe wuchs. Ein großes Haus. Das Mondlicht kroch unruhig darauf herum wie eine Schar winziger weißer Würmer, die den fahlen Stein zu zerfressen trachteten. Das Gebäude war trist und leblos, doch in den Fenstern im oberen Stock flackerte Licht. Jemand wohnte hier.
    Es war ihr, als sehe sie in den Augenwinkeln einen Schatten in der bodenlosen Schwärze verschwinden, die den Eingang des Hauses bildete. Der Mann, der sie hergeführt hatte? Wo war sie überhaupt? Gab es dieses Gebäude in der Welt der Lebenden, oder war es Teil des Jenseits? Was war das Jenseits? Eine elektromagnetische Schicht, die sich über das Diesseits legte und es anders, ungewohnt erscheinen ließ? Hatte die Welt auch eine Seele, so wie sie eine hatte? Hatte der Mond eine Seele? War diese es, die knisternd und schäumend vom Himmel strahlte?
    Das Gras blitzte und knackte unter ihren Schritten, als sie sich dem Haus näherte. Es sah aus wie eine Villa, ein einfaches Schloss vielleicht.
    Schloss Falkengrund , fiel ihr der Name ein, den sie auf dem Wegweiser gelesen hatte. Es lag nur wenige Minuten zurück. War dieses Gebäude Falkengrund?
    Es war nicht zu sagen, ob die Tür offen stand oder geschlossen war. Da gab es nur Schwärze, und Melanie trat hindurch. Langsam schälten sich flackernde, wimmelnde Konturen aus der Dunkelheit, lebendige Lichtreflexe, die man auch hören konnte, wanderten kreuz und quer über die Wände, die Treppen, die Möbelstücke, als stünde immer direkt hinter ihr ein irrer Beleuchter, der mit einem defekten, raschelnden Scheinwerfer wild in alle Ecken leuchtete. Melanie bewegte sich vorsichtig durch die Halle.
    Zur Linken gab es eine Türöffnung. Sie näherte sich ihr zögernd und spähte in die Finsternis dahinter. Ein Zimmer war nicht zu erkennen. Es war, als sehe man unmittelbar in ein sternenloses Weltall hinein. Ein leichter, kalter Sog schien sie anzuziehen, und sie wich davor zurück ins Zentrum der Halle, bis sie mit der Ferse gegen die unterste Stufe einer der beiden Treppen stieß. Sie fing sich, griff nach dem Geländer, drehte sich um.
    Sie zögerte, nach oben zu gehen. Das Haus lebte. Der Teppich, mit dem die Treppe bedeckt war, gab zischelnde Laute von sich. Das Geländer spritzte winzig kleine Funken in die Dunkelheit, träge, wie eine Wunderkerze kurz vor dem Verlöschen. Oben huschte flackerndes Licht wie Wetterleuchten durch den Korridor. Melanie schluckte. Es war schwer zu sagen, ob es diese Elektrizität war, die eine physikalische Anziehungskraft auf sie ausübte, ob einfach ihre Neugier sie einen Fuß vor den anderen setzen ließ – oder ob es etwas ganz anderes war, das sie nicht verstand.
    Als sie höher kam, spürte sie, wie magnetische Winde an ihr zerrten. Sie wurde nach rechts gezogen, ihre Haare flatterten knackend umher. Sie erreichte den Korridor. Er erstreckte sich zu beiden Seiten. Unruhige Lichter huschten an den Wänden. Elektrische Stürme jagten den Flur entlang, vor und zurück. Jetzt sah sie auch Menschen. Männer und Frauen, junge Leute hauptsächlich, unter ihnen der Langhaarige, den sie unten auf der Straße gesehen hatte.
    Ihre Gesichter waren weiß, ihre Haare schwarz. Einige bewegten sich geschäftig durch diese merkwürdige Kulisse, andere verharrten, schien auf etwas zu warten. Melanie sah eine Kamera, an der jemand hantierte, eine unhandliche, altmodische Filmkamera, wie man sie vor Jahrzehnten eingesetzt haben mochte. Wurden hier tatsächlich … Filmaufnahmen gemacht? Erklärte das die unglaublichen Effekte?
    Tricks?
    Melanie wollte etwas sagen, doch dann fürchtete sie, etwas zu unterbrechen, und sie verhielt sich still. Die Menschen hielten sich von ihr aus gesehen auf der linken Seite des Korridors auf. Sie selbst interessierte sich für die rechte Seite. Warum?
    Das elektrische Prasseln wurde lauter, die

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