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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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entstanden, und sie zitterte jetzt immer mehr. „Warum wirfst du mir diesen ganzen Wahnsinn nicht an den Kopf, so, wie er in deinem kranken Schädel drinsteckt?“ Jetzt waren sie draußen, die Wörter, die sie hatte vermeiden wollen. Wahnsinn. Krank. Sie beobachtete die Japanerin genau, aber diese reagierte offensichtlich nicht darauf.
    „Ich hatte jeden einzelnen auf Falkengrund im Verdacht“, sagte Madoka. „Mit Artur zusammen bin ich einen nach dem anderen durchgegangen, die Studenten und die Dozenten. Aber es kristallisierte sich keine Spur heraus. Beinahe jeder kam dafür in Frage, sogar meine Zimmergenossin Isabel – oder die Köchin.“
    „Und was verschafft mir dann die Ehre, das große Los zu ziehen?“
    „Mir fiel ein, was mein Bruder im Krankenhaus zu mir gesagt hatte. Er sagte: ‚Deine Kampfkünste sind beeindruckend – ich habe sie selbst gesehen’. Ich wusste, dass ich das Rätsel lösen würde, falls ich herausbekommen konnte, was dieser Satz bedeutet. Obwohl Kazuo sich in Japan aufhielt, wollte er mich auf Falkengrund kämpfen gesehen haben.“
    „Vielleicht hat dich jemand gefilmt“, schlug Melanie vor.
    „Ja, daran dachte ich auch. Und dann fiel mir ein, dass ich in meiner Zeit auf Falkengrund nur ein einziges Mal jemandem eine Kostprobe meines Könnens gegeben hatte. Damals, als ich dich in Margaretes Zimmer angriff.“
    „Ich erinnere mich lebhaft daran“, meinte Melanie und wischte sich den Schweiß ab.
    „Außer dir hat mich niemand je kämpfen gesehen, verstehst du?“
    Melanie stand auf. „Nein, ich verstehe nicht. Kein Wort verstehe ich. Willst du damit andeuten, ich hätte eine Kamera in meinem Knopfloch versteckt und dich aufgenommen? Glaub mir, meine Liebe, wenn ich Videoaufnahmen von der Szene hätte, von der du sprichst, lägen diese jetzt beim Staatsanwalt, und du würdest bis zum Kinn in der … in der Jauche sitzen!“
    Madoka blieb ruhig. „Du leugnest immer noch?“
    „Du kannst mein Zimmer durchsuchen lassen. Du wirst keine Kamera finden, weil es keine gibt.“ Warum redete sie eigentlich noch mit dieser Irren? Ihr Gespräch wurde immer verrückter, und das Schlimme war, dass sie immer mehr die Kontrolle über sich verlor. Diese Frau musste doch irgendwann einsehen, was für ein dummes Zeug sie daherbrabbelte!
    „Das weiß ich. Ich würde keine Kamera suchen. Nicht in deinem Zimmer.“ Jetzt erhob sich auch Madoka. Sie tat es lauernd, mit schleppender Langsamkeit, den Kopf ein wenig gesenkt. „Wer immer die Bilder übermittelt bekommt, er sieht in diesem Moment genau das, was du siehst. Vielleicht ist das ja deine Chance. Vielleicht kommt dir jemand zu Hilfe, wenn die Gefahr zu groß wird.“ Die Japanerin sah sich demonstrativ nach allen Seiten um. „Ich kann niemanden erkennen. Offenbar bist du entbehrlich für sie – oder sie befinden sich in zu großer Entfernung.“
    Melanie fuhr sich in einer hektischen Bewegung mit den Händen über die Kleidung. „Ich trage keine Kamera am Körper. Wirklich nicht.“
    „Ich weiß“, meinte Madoka.
    „Dann … verstehe ich nicht …“
    „Das bezweifle ich, Melanie. Du bist eine gute Schauspielerin, Hut ab, man könnte dir die Unwissende abnehmen. Aber du musst zugeben, dass es zu weit hergeholt wäre anzunehmen, du wüsstest nicht, was in deinem Kopf verborgen ist.“ Sie blinzelte nicht, fixierte ihr Gegenüber mit starrem Blick. „Dass du eine wandelnde Kamera bist.“
    „Eine …“ Melanie ging die Luft aus. Sie reckte den Hals nach oben und atmete ein.
    „Sie ist hinter deinen Augen“, erklärte Madoka und kam nun sehr nahe an sie heran. „Ein technisches Meisterwerk, nehme ich an. Winzig klein, mit deinen Sehnerven verbunden. Mit einer integrierten Sendeanlage. Ich spüre sie. Eine Art Instinkt. Was du siehst, wird anderen Menschen übermittelt. Das muss ich damals gespürt haben, als ich dir gedroht hatte. Eine andere Erklärung gibt es nicht.“
    „Das ist keine … keine Erklärung“, röchelte Melanie. Es war ihr, als drücke ihr jemand die Kehle zu, obwohl Madoka sie nicht berührte. Diese Nägel , hörte sie die Stimme der Asiatin in ihrer Erinnerung. Diese Nägel brauchen keine Sekunde bis in dein Gehirn. Zehn Zentimeter. Zehn Zentimeter. Zweimal in ihrem Leben hatte sie Todesangst gelitten. Das erste Mal bei ihrem Autounfall. Das zweite Mal, als Madoka auf ihr saß, Zeige- und Mittelfinger mit den langen, milchig weißen Nägeln auf ihre Augäpfel gerichtet. Die Details des Unfalls waren in

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