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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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wundert mich gar nichts. Lebwohl, Gebhard. Tu, was du tun musst, du Professor für Literaturwissenschaft.“
    Das war doch wohl die Höhe! Eigentlich hatte er diese Frau am Anfang ganz sympathisch gefunden, trotz ihres merkwürdigen Sinnes für Humor, doch nun drehte sie vollkommen ab. Es hatte gutgetan, nach diesem Absturz jemanden an seiner Seite zu wissen, nicht auf sich alleine angewiesen zu sein. Aber dass sie sich der Situation gemäß benahm und die Ernsthaftigkeit der Lage erkannte, das war wohl zu viel verlangt.
    „Einen schönen Abend noch!“, bellte er und stapfte durch den Flur hinaus ins Freie. Auf einmal kamen ihm die Wellensittiche nicht mehr so bemitleidenswert vor. Sicher war es angenehmer, draußen zu erfrieren als auf ewig in diesem Haus eingesperrt zu sein.
    Sein Blick fiel auf den Lieferwagen. Er fragte sich, ob nicht vielleicht zufällig der Schlüssel steckte und er sich das Fahrzeug kurz ausleihen konnte. Passen würde es zu der Sorglosigkeit dieses Ortes. Natürlich hatte er in seinem Leben nie ein Auto gestohlen, und in jeder anderen Situation wäre ihm nicht einmal der Gedanke gekommen. Aber heute ging es um etwas Wichtiges. Es ging um Menschenleben, vielleicht. Und darum, dass die einzige Person, die etwas zu ihrer Rettung beizutragen bereit war, am A… der Welt festsaß, in der Mitte des Nichts. Nein schlimmer noch …
    Westlich von Leer.
    Geduckt wie ein Dieb huschte er zu dem Fahrzeug hinüber. Und stieß mit dem Fuß leicht gegen den Benzinkanister, der daneben stand. Instinktiv griff er danach, um zu verhindern, dass der Behälter kippte, da schnellte etwas auf ihn zu, prallte gegen seinen Kopf und jagte in rasender Geschwindigkeit weiter.
    Es hatte sich weich angefühlt. Weich und warm.
    Gebhard wich zurück. Drei gelbgrüne Objekte schossen durch die Luft, zwei weitere kamen in diesem Moment hintereinander aus der Öffnung des Kanisters wie Projektile aus einem Geschütz.
    Die Wellensittiche!
    Sie attackierten ihn nicht gezielt, flirrten nur wild um ihn herum und streiften ihn immer wieder. Einer kollidierte schmerzhaft mit seinem Ohr, ein anderer verfing sich in den etwas längeren Haaren in seinem Nacken. Als der Professor ihn befreite, hackte er mit dem Schnabel nach ihm, hinterließ eine kleine blutende Wunde und startete sofort wieder durch.
    Gebhard ging in die Knie, dann auf alle Viere, und floh in dieser unbequemen Haltung zurück zur Haustür. Dabei kam er näher an der liegenden Katze vorbei, als es ihm angenehm war. Nun stieg ihm deutlich der süßliche Geruch des verwesenden Tieres in den Mund, und er presste die Lippen zusammen und unterdrückte das Bedürfnis, sich zu übergeben. Die Vögel waren zurückgeblieben, zogen jedoch unverändert ihre wirren Kreise und erinnerten dabei an aufgezogene Spielzeuge.
    Gebhard richtete sich gerade auf, als ihm der Bauer aus dem Hausinneren entgegenkam.
    „Was ist das für ein Lärm?“, erkundigte sich der Alte.
    „Die Wellensittiche“, hörte Gebhard sich sagen. „So wie es aussieht, haben sie von dem Benzin getrunken, und dann … und dann …“ Ihm fehlten die Worte. Ihm fehlte eine Erklärung. Ihm fehlte die Fassung, mit den Ereignissen umzugehen.
    Einer der Vögel fiel ohne Vorwarnung aus der Luft und klatschte auf den Boden. Bald folgten die anderen. Nur einer hielt sich etwas länger, und die beiden Männer betrachteten seinen Flug stumm und fasziniert. Dann ereilte auch ihn das unvermeidliche Schicksal, und er stürzte neben die anderen.
    „Mein Gott“, entfuhr es Gebhard. „Was für ein verrückter Tod …“
    „Tod?“, wiederholte der Alte. „Keine Sorge. Denen ist nur das Benzin ausgegangen.“
    Der Professor musste sich am Türrahmen festhalten. Der Geruch der Katze – die Sache mit den Vögeln – alles drehte sich um ihn, es wurde dunkel um ihn, aber nicht ganz schwarz, und durch das Rauschen in seinen Ohren, das Kribbeln in seinen Gliedern und das Flimmern vor seinen Augen bekam er mit, wie jemand ihm einen Stuhl brachte und er sich darauf fallen ließ. Er bekam auch mit, wie die Wellensittiche sich, einer nach dem anderen, zu bewegen begannen und vorsichtige, unsichere Flugversuche unternahmen.
    Ich träume das alles nur. Das war bei weitem die vernünftigste Erklärung. Ich sitze in meinem Sitz im Flugzeug, und der Aufprall hat mir eine lange Ohnmacht voll irrer Träume beschert. Oder bin ich schon vor dem Absturz im Flugzeug eingenickt, und das Unglück gehört zum Traum. Nein, wenn man meine

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