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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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ausgestiegen war und alles beobachtet hatte, klatschte sich lachend auf die Schenkel.
    Der Busfahrer, ein übelgelaunter, triefäugiger Fettwanst, der auf der Fahrt hierher alle zwanzig Minuten eine Zigarettenpause eingelegt hatte, schob sich zwischen die jungen Leute, quetschte sich irgendwie nach draußen, drückte Johannes zur Seite und begutachtete die Tür.
    „Das war’s wert, ehrlich“, murmelte Johannes noch etwas benommen.
    „Freut mich für dich“, sagte Karla.
    Es war erstaunlich, wie ausgelassen sie sein konnten. Es schien, als hätte es die Ereignisse des letzten Sommers nie gegeben. Das Ferienhaus machte es ihnen leicht. Es hatte sich so stark verändert, dass man es tatsächlich kaum wiedererkannte. Man hätte glauben können, der Bus hätte sie an einen anderen Ort gebracht.
    [wo-bist-du-tim?] [hast-du-dich-auch-verändert?] [steckt-ein-teil-von-dir-immer-noch-irgendwo-da-drin?]
    Es musste vollständig neu verputzt und neu gestrichen worden sein. Das Dach präsentierte sich zwar noch in seiner alten, von schwarzem, schimmelndem Moos bedeckten Hässlichkeit, und der enge, bucklige Parkplatz war ebenfalls nicht ausgebessert worden, doch der gesamte Garten hatte ein gründliches Lifting erhalten. Die ehemals von Unkraut überwucherte, von Maulwürfen durchwühlte Wiese, die zum Ufer des Bodensees führte, war nun eine saubere, ebene grüne Fläche – noch kein englischer Rasen (das war in einem Jahr nicht zu machen), aber auf dem besten Weg, einer zu werden. Das angrenzende Dickicht mit den umgestürzten fauligen Bäumen, in dem sich die Mädchen regelmäßig die Kleider zerrissen hatten, war beseitigt worden und hatte Beeten mit gelben Chrysanthemen und anderen Sommerblumen Platz gemacht. Direkt am Ufer des schwäbischen Meers standen stabil aussehende Bänke um einen Grillplatz herum, und es gab nicht eine, nicht zwei, sondern gleich drei Tischtennisplatten. Am Wasser lagen zwei Kanus bereit. Dafür war die rostige Drehscheibe entfernt worden, die dem Garten das Aussehen eines heruntergekommenen Spielplatzes verliehen hatte.
    Die Jugendlichen streckten sich nach der langen Fahrt, und während der Busfahrer grimmig ihr Gepäck aus dem Bauch des Busses zerrte und auf den Parkplatz stapelte, konnten es die meisten nicht lassen, als erstes einen kurzen Erkundungsgang durch die Gegend zu machen, ehe sie auf ihre Zimmer gingen. Wenn das Wetter hielt, würde man in den folgenden drei Wochen die meiste Zeit unter freiem Himmel verbringen. Die Anlagen wurden in Augenschein genommen, das Ufer inspiziert, die Kanus betastet. Die gertenschlanke Gina hielt ihre Hand ins Seewasser und verkündete ihren festen, unumstößlichen Entschluss, noch diesen Abend ein paar Runden zu schwimmen.
    „Gebe Gott, dass sie ihren Badeanzug zu Hause vergessen hat“, flüsterte Harald Johannes zu.
    „Gott tut so was nicht“, meinte der Junge.
    „Bist du sicher? Wenn Er sie im Badeanzug sehen will, warum hat Er sie dann nicht gleich im Badeanzug erschaffen, hä?“
    [tim-hörst-du-von-irgendwo-aus-zu-und-lachst-über-diesen-scherz?] [früher-hast-du-manchmal-über-haralds-scherze-gelacht-wenn-du-gerade-nicht] [wenn-du-nicht] [tja-panikanfälle-und-lachen-vertragen-sich-schlecht] [wie-stehst-du-jetzt-zu-ihnen?]
    Einige von ihnen hatten sich ins Gras gelümmelt, andere saßen auf den Bänken und sahen auf den See hinaus. Karla hatte sich auf die mittlere der steinernen Tischtennisplatten gesetzt, den Kopf in den Nacken gelegt. Ihre vollen, langen, orangeroten Haare fielen prachtvoll herab und berührten die Platte. Das Wetter war unentschlossen, der Himmel von dicken stahlgrauen Wolken überzogen, die Luft schwül. Wahrscheinlich würde es etwas später noch ein Gewitter geben. Ein Segelboot zog ganz in der Nähe vorüber, und dahinter war ein Passagierschiff zu sehen. Trotz des Wetters schien es gut gefüllt zu sein. Ältere Damen in grellbunten Blusen und riesigen Sonnenbrillen standen an der Reling und winkten.
    „Soll ich vielleicht euren Kram auf die Zimmer tragen?“, meldete sich der Busfahrer mürrisch. Auf seinem blauen Hemd liefen jetzt die Schweißflecken zu einer durchgehenden Fläche zusammen.
    „Wäre wirklich sehr zuvorkommend“, feixte Karla.
    Der Fahrer stemmte die kurzen, dicken Arme an eine Stelle, wo einmal seine Hüften gewesen sein mussten. „Komm her, und ich lege dich übers Knie“, knarzte er mit einem öligen Grinsen. Der Schweiß tropfte von seinem schwabbeligen Kinn.
    „Okay, Onkel. Und über

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