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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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nicht Falkengrund war, das überraschenderweise in seiner Wirklichkeit auftauchte? Was, wenn umgekehrt er sich in die Realität von Falkengrund verirrt hatte?
    Er blieb stehen, um zu verschnaufen. Nein, um sich zu ordnen. Am Himmel erkannte er wieder den Lichtpunkt. Ein zweiter war hinzugekommen, und das Brummen wurde intensiver.
    Befand er sich tatsächlich innerhalb der Serie ? Auch wenn sich tausend Fragen bezüglich des Wie, Warum und Auf-welche-Weise vor ihm auftürmten, durfte er seine Gedanken nicht davon vereinnahmen lassen. Was passiert war, war passiert. Das kannte er aus tausenden Primär- und Sekundärwerken der Phantastischen Literatur. Hätten sich die Umstände komplett erklären lassen, wäre es keine Phantastik gewesen. Angenommen, er hatte sich tatsächlich in eine Geschichte, eine Serie verirrt , dann gab es doch nur eine Frage, die ihn beschäftigen durfte: Wie kam er wieder hinaus? Wie überlebte er diesen Wahnsinn?
    Welche Überlegungen hätte Sir Darren an seiner Stelle angestellt? Was hätte Sir Darren unternommen?
    Mit Schrecken erkannte er, dass diese Fragen, selbst wenn er sie zu beantworten vermocht hätte, ihm nicht weiterhelfen würden. Sir Darren war der Serie nie entkommen. Es war ihn lediglich gelungen, die Abenteuer auf den Geisterschiffen lebendig zu überstehen. Lebendig als Romanfigur. Wenn es einen Weg nach draußen gab, ganz hinaus aus der Falkengrund-Serie, hätte Sir Darren ihn dann nicht längst gefunden?
    Wenn Gebhard Antworten wollte, musste er nicht bei Sir Darren suchen, sondern bei sich selbst. Er war der Professor für Phantastische Literatur. Er war es, der vorgehabt hatte, zwischen ein gleichförmiges Berufsleben und den monotonen Ruhestand, der darauf folgen würde, ein Ausrufezeichen zu setzen, einen Clou, einen Gag …
    Falkengrund sollte der Gag sein, die eBook-Serie, mit der er vor seinen Studenten auftrumpfen wollte. Und nun zeigte ihm Falkengrund, was Falkengrund unter einem Gag verstand. Es war keine Pointe nach seinem Geschmack, dafür traf sie ihn zu hart, aber es war eine, und auf irgendeiner Metaebene würde sie wohl funktionieren. Irgendjemand würde darüber wenn schon nicht lachen, dann doch schmunzeln.
    In einigen seiner Veröffentlichungen hatte er darauf hingewiesen, dass das Phantastische dem Humorvollen nahestand. So wie eine phantastische Erzählung den Leser aus seiner Realität hinauskatapultierte, so schleuderte auch ein guter Witz die Person, die ihn hörte oder las, für einen Moment aus dem Altbekannten, dem Gewohnten hinaus. Denkmuster wurden zerschlagen, Erwartungen enttäuscht.
    Wellensittiche, die zu Boden fielen, nicht tot, nur ohne Benzin. Menschen, die Tiere küssten, und die Krankheit übertrug sich in die andere Richtung als erwartet. Es waren Witze, alte Witze mit langem Bart – doch in anderer Ausführung wären es auch Stoffe für phantastische Geschichten gewesen.
    Phantastik war eine andere Form des Witzes. Gebhards Beruf war die Phantastik, sein Leben war ein Witz. Hier und jetzt floss beides zusammen, bildete die Einheit, die ihm in der Realität, aus der er kam, auf ewig versagt geblieben wäre.
    So gesehen musste er dankbar sein für dieses phantastische Erlebnis. Für das Glück und die Erfüllung, wenn schon nicht durch eine Erzählung von Edgar Allen Poe, dann doch durch eine Reihe dummer alter Witze reisen zu dürfen. Wer konnte das schon? Während Leute wie Bastian Balthasar Bux und Meggie Folchart ihre märchenhaft-verklärten Fantasy-Welten durchwandern mussten, wurde ihm und nur ihm die außerordentliche Ehre zuteil, jene freche, anarchische Literaturform von innen zu besichtigen, die alle Menschen kannten und liebten, die keine Bestseller hervorbrachte und die doch niemals aus der Mode kommen würde.
    Während die Bastians und Meggies der Literaturwelten viel Mut und Selbstbewusstsein brauchten, um den zahlreichen Gefahren zu trotzen, brauchte es hier vielleicht nur eines, um zu überleben: Humor.
    Gebhard war nicht sicher, ob er über genug davon verfügte. Zumal die meisten Witze ihre dunklen Seiten hatten – unter ihrer Oberfläche bargen sie ein beißendes, alles zersetzendes Grauen, das so manchen Horrorroman in den Schatten stellte. Sie negierten alles, was dem Menschen wichtig war, Glaube, Moral und Anstand, und zogen einem den Boden unter den Füßen weg.
    Außerdem hatte er sich noch nicht aufgegeben. Die Hoffnung auf eine Rettung aus dieser Situation – wie skurril sie auch ausfallen mochte – war

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