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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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welches von den vier Knien legst du mich?“
    „Kommt schon“, meinte Johannes, um den bevorstehenden Konflikt abzuwenden, und lief über den Rasen zum Parkplatz zurück. „Schauen wir, wie’s innen aussieht.“
    „Wäre ja geil, wenn das Tischfußballspiel einen zweiten Stürmer bekommen hätte.“
    „Oder die Toilettentür einen Riegel“, ergänzte Gina mit einem Seufzen.
    Harald zog eine Grimasse. „Man sollte nicht zu viel verlangen.“
    Zu viert schnappten sie sich ihr Gepäck – Johannes und Gina hatten riesige Koffer dabei, Harald und Karla nur je eine Reisetasche. Der Busfahrer hängte Karla die Tasche über die Schulter und achtete darauf, dass er dabei wenigstens mit dem Handrücken ihre Brust berührte.
    „Es wird Zeit, dass ich der Leitung mal Bescheid gebe“, sagte sie ruhig, während seine Hand noch Kontakt zu ihr hatte. Sie hielt es nicht für nötig, sich wegzudrehen. „Wäre nicht der erste grabschende Busfahrer, der für eine Weile im Kittchen landet.“
    Der Fahrer bekam ein knallrotes Gesicht, nahm seine Hand von ihr, als hätte er an einen heißen Kochtopf gefasst, und stieg brummend wieder in seinen Bus. Man konnte hören, wie er drinnen die Klimaanlage hochfuhr.
    Die vier waren die ersten, die das Haus betraten. Die kleine Veranda war frisch mit Platten ausgelegt worden, das Unkraut in den Ecken war verschwunden, das Geländer in dunklem Braun neu lackiert. Wie oft hatten sie hier gestanden und gedankenverloren die blätternden Farbreste abgepult? Die Eingangstür stand offen und gestattete einen Blick auf den rustikal verputzten Flur.
    Gina berührte eines der Bilder, die dort hingen. Es war ein Comicdruck, eine Zeichnung des französischen Künstlers Moebius, ein seltsam geformtes Raumschiff, das über einer weiten Wüstenlandschaft schwebte. Vor einem Jahr hatte hier noch ein Hirsch die Besucher mit einem stummen Röhren begrüßt, im Hintergrund der drohende dunkle Wald, weiter vorne eine prasselnde Quelle. „Mann, wenn ich denke, was für eine Bruchbude das mal war.“
    „Sprich lieber nicht davon.“
    [die-letzte-erinnerung-an-die-bruchbude-ist-eine-erinnerung-an-tim] [sollten-wir-tim-nicht-sagen-wie-schön-es-hier-jetzt-ist?] [würde-er-sich-nicht-freuen?] [so-schön-tim] [man-hat-unsere-gebete-erhört] [hat-den-ort-so-sehr-verändert-dass-deine-stimme-kaum-mehr-zu-hören-sein-dürfte] [natürlich-hören-wir-sie-immer-noch-tim]
    „Ich hatte schon darüber nachgedacht, dieses Jahr zu Hause zu bleiben, ehrlich. Meine Eltern haben auch schier den Herzkasper bekommen, als ich ihnen meine Urlaubsfotos zeigte. ‚Da gehst du mir nicht mehr hin, das ist was für Asoziale’ und so weiter.“
    Kaum hatten sie ihr Gepäck vor der kleinen Rezeption abgestellt, drangen aus dem Hinterzimmer Geräusche. Schritte näherten sich. Es hatte hier schon immer ein wenig wie in einem Hotel ausgesehen, obwohl das „Haus Braun“ nur an Jugendorganisationen wie den CVJM oder die Kreisjugendringe vermietet wurde. Die Theke befand sich exakt am gleichen Ort wie zuvor, doch sie war vollkommen neu gezimmert. Gedankenverloren strichen die vier Jugendlichen mit der Hand über das glatte Holz.
    Der Mann musste sich bücken, um seine bulligen Einsneunzig durch den niedrigen Türrahmen zu zwängen. Er hatte einen dichten, aber sauber gestutzten Vollbart, trug eine Jeans und ein dünnes Holzfällerhemd. Um die Vierzig durfte er sein, mit einer faltigen, männlichen Stirn, alles in allem ungewöhnlich ernst, aber nicht abweisend. Er sah aus wie jemand, der körperlich hart arbeiten konnte, aber am liebsten nicht viel redete.
    „Hallo“, nickte er. „Ich bin Henry. Willkommen.“ Seine Augen wanderten ruhig, ohne Eile von einem zum anderen. Besonders lange verweilten sie bei Karla.
    „Hallo“, antwortete diese für alle und stellte sich und die anderen der Reihe nach vor. Sie war es gewöhnt, angestarrt zu werden, aber diesmal fiel ihr auf, dass der Mann nicht nach ihrem Körper schielte, sondern immer nur ihr Gesicht ansah. Das gefiel ihr. Obwohl man nicht so ganz genau wusste, was für eine Miene er hinter seinem Bart machte, wirkte er in Ordnung. Er wirkte sogar so sehr in Ordnung, dass die vier im ersten Moment nicht realisierten, dass Henry tatsächlich der Herbergsvater war. Sie hielten ihn zunächst für eine Hilfskraft.
    „Was ist mit Brownie, ich meine, Herrn Braun?“, erkundigte sich Harald. Er spähte ins Hinterzimmer, weil er erwartete, dass sich dort noch jemand aufhielt. Die Erwähnung

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