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Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia

Titel: Melanie - Inside Joke - Claußtrophobia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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im Wort brach die Nachricht ab. Offenbar war der Verfasser gerade am Tippen gewesen, als er sah, dass ihm ein Flugzeug auf den Kopf fallen würde. Und hatte die Mail nicht mehr abschicken können.
    Es krachte ohrenbetäubend. Wenige Meter rechts von Gebhard schlug etwas in den Grasboden ein und riss ein riesiges Loch. Erde regnete herab.
    Noch im Knien riss er die Arme hoch. „Neeeiiiiin!“, brüllte er gegen den Lärm an. „Das ist ein Witz! Versteht ihr, ein dummer alter Ostfriesenwitz! Er ist unrealistisch! Hanebüchen! Ostfriesland kann China nicht den Krieg erklären, und China würde die Kriegserklärung niemals annehmen! Es ist nur ein Witz, kapiert ihr das nicht?“
    Jetzt sah er es – die Hubschrauber trugen die rote Flagge der Volksrepublik China an der Seite. Eines der Geschütze bewegte sich, die Mündung richtete sich auf ihn.

    ENDE DER EPISODE

    - - - - - - -

Nr. 29 -

Claußtrophobia

1
    „Wow!“
    Als Karla ihrer Überraschung lautstark Ausdruck verliehen hatte, reckten die anderen Jugendlichen ihre Köpfe. Diejenigen, deren Platz auf der linken Seite des Busses war, sprangen – falls sie nicht ohnehin schon standen – von den Sitzen auf. Sie scharten sich im Mittelgang, stützten sich auf die Lehnen der anderen und duckten sich, damit sie aus den Fenstern sehen konnten. Für einige Sekunden war nur das ungeschickte Herunterschalten des Fahrers zu hören, das krachend ins Getriebe fuhr wie ein Donner in ein klassisches Konzert. Die Insassen schienen die Luft anzuhalten.
    Der Zwanzigsitzer kam beinahe zum Stehen, der Fahrer kurbelte am Steuer und lenkte das Fahrzeug im Schritttempo über eine schmale Zufahrt zwischen zwei großen, runden Steinen hindurch, die nur zur Zierde dort lagen. Beide Steine wiesen weiße Schrammen auf und dokumentierten, wie schwierig es war, Busse durch diesen vollkommen unnötigen Engpass zu manövrieren.
    Kaum war das Hindernis überwunden, kam wieder Leben in die jungen Leute, und sie plapperten alle durcheinander.
    „Das sieht ja aus wie neu!“
    „Ist das da drüben ein Badminton-Feld?“
    „Hast du gesehen? Aus dem Springbrunnen kommt Wasser. Wasser! Es sieht sogar sauber aus.“
    „Unter diesen Umständen sehe ich mich fast zu der Hoffnung genötigt, dass die Fernsehantenne repariert ist.“
    „Und man die Toilette benutzen kann.“
    „Kann mir jemand sagen, ob das bedeutet, dass ich die nette Spinne vom letzten Jahr nicht mehr wiedersehen werde? Sie war süß. Sie hatte längere Beine als Karla – und gleich acht Stück davon.“
    „Gib Harald einen Stoß in die Rippen von mir“, befahl Karla ihrer Nebensitzerin Gina. „Ich komme gerade nicht ran.“ Karla saß am Fenster und sprach, während sie unbeirrt nach draußen sah.
    Gina gehorchte, allerdings führte sie Karlas Order nicht präzise so aus, wie sie gelautet hatte. Da Harald grinsend mit den Armen seinen Brustkorb abschirmte, platzierte sie den Schlag ansatzlos tiefer – in seine Magengegend. Der sportliche Junge mit den blonden Haaren klappte zusammen. Es sollte theatralisch und witzig wirken, denn ganz so fest hatte Gina nicht zugeschlagen, doch Harald, der seine Rolle gut spielen wollte und alles gab, stieß sich dabei den Kopf an den niedrigen Gepäckfächern – das Krachen war bis in die letzte Reihe zu hören – und sein nachfolgender gedehnter Schmerzensschrei war authentisch. Johlen und Applaus brandete auf.
    Unter allgemeiner Erheiterung stiegen die jungen Leute aus. Obwohl man alle Zeit der Welt hatte, drängelte man sich ungeduldig vor. Zu drängeln machte einen Heidenspaß, vor allem, wenn man einen Vertreter des anderen Geschlechts vor sich hatte. Die üppige Karla wurde von ihrem Hintermann so gegen den schlaksigen Johannes vor ihr gedrückt, dass dieser fühlte, wie sich ihre weiche Oberweite an seinem harten Rücken breit presste. Johannes stand so unter dem Eindruck dieser unerwarteten Empfindung, dass er die oberste der drei steilen Stufen verpasste, die aus dem Bus führten. Er wäre hinaus gestürzt, hätte er nicht eben noch die gebogene Metallstange erwischt, die auf der Innenseite der Tür angebracht war. Er stolperte, sich mit einer Hand an der Stange festhaltend, in einem Bogen aus dem Bus. Der Schwung war so heftig, dass ihm das Dümmste passierte, was in dieser Situation für ihn drin war, und er nach einer 180-Grad-Drehung gegen die Außenwand des Busses klatschte.
    „Obacht, Obacht“, rief jemand spöttisch von hinten, und ein Mädchen, das vor Johannes

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