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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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steinerne Axt.
    Melinas Pulsschlag schrie nach Flucht, und sie hätte schwören können, dass der Riesenkobold das wusste. Als er ruckartig auf die Beine sprang, blieb ihr vor Angst die Luft weg, doch es war kein Angriff. Während er sich die fellartigen Haare raufte und vor sich hin murmelte, lief er unruhig durch den Raum. Er beachtete Melina gar nicht, und so sah sie sich vorsichtig um. Sie befand sich in einem Gang aus blauem poliertem Marmor, der an einer Wand endete, an der drei Quadrate aufleuchteten. Dort war sie hergekommen … aber aus welchem? Und wie öffnete man diese Dinger? Auf der anderen Seite des Ganges befand sich eine offene Tür.
    Das Wesen in der blauen Tunika stand inzwischen über ein Buch gebeugt, dabei stampfte es ab und zu mit dem rechten Fuß auf. Konnte es sein, dass es leise fluchte? Und wenn ja – war Melina der Grund dafür? Sie beschloss, dass es keine gute Idee war zu warten, bis sie Genaueres herausfand. Gespannt hielt sie den Atem an und versuchte sich Mut zu machen. Dann sprang sie auf und rannte. Durch die Tür hinaus in einen großen Raum, dessen Wände mit Regalen bedeckt waren. Hunderte von Käfigen standen darin, und in jedem davon huschte irgendetwas herum, aber Melina hatte nur eins im Sinn: eine Tür! Warum gab es hier keine weitere Tür? Irgendwo
musste
es einen Ausgang geben!
    Als der Kobold zögernd den Raum betrat, stand Melina keuchend auf der anderen Seite. Sie wusste, dass sie ihm nicht entkommen konnte.
    »Was willst du?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
    »Aufpassen«, erwiderte er unbestimmt.
    »Du verstehst meine Sprache«, stellte Melina erstaunt fest.
    »Vorsicht!«, rief er und sprang auf sie zu. Melina hüpfte erschrocken rückwärts und stieß dabei gegen einen Käfig. Der Kobold hielt ihn gerade noch fest, während sie versuchte, möglichst viel Abstand zwischen sich und das haarige Wesen zu bringen. Erst jetzt riskierte sie einen Blick in den Käfig. Darin saß ein plüschiger, gelber Ball, der an ein großes Küken erinnerte. Allerdings waren Körper und Kopf nicht durch einen Hals verbunden, sondern wirkten wie ein einziger Körperteil.
    »Tut mir leid«, sagte Melina atemlos.
    »Berühr ihn auf keinen Fall! Und sieh ihm nicht in die Augen.«
    Melina nickte nervös. »Ich wollte dem süßen Ding nichts antun.«
    »Du ihm?«
Der Kobold runzelte die Stirn. »Das ist ein Agyllon, und er ist alles andere als süß. Eine Rasse, die größere Tiere einfach hypnotisieren kann. Um sie zu fressen.«
    Melina musterte erschrocken einen weiteren Käfig neben ihrer Hand. Dort gab es nur Gras …. das sich bewegte und die Halme nach ihr ausstreckte. Melina wich noch weiter zurück. Ihre Wand-und-Ecken-Theorie schien hier nicht zu funktionieren. Also blieb sie mitten im Raum stehen, warf immer einen Seitenblick auf die Wände und suchte nach verborgenen Türen.
    »Nun? Was willst du von mir?«, fragte das Wesen und musterte sie.
    »Das fragst du
mich?
«, stieß Melina erstaunt hervor.
    Der Kobold zog die Nase kraus – und sah nun einem Tier ähnlicher als einem Menschen. »Natürlich«, schimpfte er. »Du bist in
mein
Zuhause eingedrungen. Nicht ich in deins.«
    »Ich bin
was?
Das muss ein Missverständnis sein!«
    Melina las Wut, aber auch Verwunderung in seinem Gesicht. Ja, wusste er denn nicht mehr, was passiert war?
    »Wie bist du überhaupt in den Keller meiner Schule gekommen?«, wollte sie wissen.
    »Ich habe ein Tor geöffnet«, murmelte er nachdenklich. »Dabei hätte ich schwören können, dass es nach Kassan führt, ins Land der Nachtelfen. Aber du kommst nicht aus Kassan, oder?«
    Melina schüttelte den Kopf. »Nein, aus Frankfurt … Also früher jedenfalls. Jetzt aus der Nähe von Hamburg.«
    Dem fremden Wesen schienen diese Orte nichts zu sagen.
    »Mein Name ist Tann, und ich bin ein Bogan aus den Bergen des Windes.« Er neigte den Kopf und tippte sich dabei an die Nase. Ob das eine Begrüßung sein sollte?
    »Ich bin Melina«, erwiderte sie und entspannte sich ein bisschen. Den Namen des Wesens zu kennen fand sie beruhigend – obwohl es nicht bedeuten musste, dass es sie nicht doch fressen wollte.
    »Warum bist du in das offene Tor gesprungen?«, fragte Tann. »Du wirkst intelligenter als eine Nachtelfe und solltest wissen, dass es gefährlich ist, in fremde Lichter zu hüpfen.«
    Was bildete der Kerl sich ein? »Ich bin weder gesprungen noch gehüpft, sondern
reingezogen
worden!«
    »Natürlich, als du halb drin warst, musste ich dich ziehen!

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