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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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Rücken, möglichst wenig freien Raum vor sich. Vorsichtig streckte sie die Arme aus, immer am kühlen Beton entlang. Ihre Hand stieß gegen etwas Kratziges. Fell! Mit einem Aufschrei zuckte Melina zurück. Da war ein Tier! Groß … viel größer als eine Maus. Sie stolperte quer durch den Raum auf die andere Seite. Und lauschte wieder angestrengt. Raschelte da etwas? Folgte ihr das Tier? Aber nur die Stille antwortete ihr.
    Melinas Hand fuhr über die andere Wand und ertastete einen Metallschrank. Und daneben eine Nische. Melina glitt hinein. Atem anhalten. Wieder Stille. Nach einer Weile – Minuten? Stunden? – wurde Melina etwas ruhiger. Sie hatte lange nichts mehr gehört. Sie musste einfach ausharren, bis jemand sie herauslassen würde. Wenn die Angst bloß nicht so laut in ihren Ohren pochen würde!
    Es geschah ohne Vorwarnung: Völlig lautlos erschien ein rechteckiges Licht mitten im Raum. Melina stieß die Luft aus den Lungen – erst vor Schreck, dann vor Erleichterung. Ein paar Meter von ihr entfernt hatte jemand ein Fenster geöffnet. Undeutlich konnte Melina darin eine Gestalt erkennen. Endlich Hilfe! Das musste der Hausmeister oder ein Lehrer sein. Mit wenigen Schritten war sie dort. Instinktiv drehte sie sich noch einmal um. Mit dem Licht im Rücken konnte sie nun alles sehen – nichts Gefährliches: Schränke, Regale, Kartons und alte Karten. Das Ungewöhnlichste war eine Stehlampe, deren matschgrüner Schirm mit röhrenden Hirschen verziert war. Melinas Blick glitt in die Ecke, in der sie das Fell ertastet hatte. Das Tier war noch da: ein ausgestopfter Dachs. Durchaus groß, aber auffallend tot.
    Mit einem schiefen Lächeln wandte sie sich wieder dem Fenster zu. Als sie sich auf die Hände stützte, um aus ihrem Gefängnis hinauszuklettern, meldete sich ihr Verstand zurück. Seltsam, dachte sie, für ein Kellerfenster nach draußen war es viel zu niedrig. Und das Licht war auch kein Tageslicht, also würde sie sicher nicht im Schulhof landen. Ein Geheimgang? Ein Lüftungsschacht?
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte sie etwas verunsichert, während sie hindurchkletterte. Jetzt hätte sie die beruhigende Stimme eines Lehrers oder vielleicht sogar die brummige Stimme eines Hausmeisters hören müssen. Doch der Mann antwortete nicht. War es überhaupt ein Mann?
    Sie sah auf, um den großen Schatten, der ein Stück vom Fenster entfernt hockte, besser erkennen zu können. Da die Lichtquelle hinter ihm lag, konnte Melina ihn nicht genau erkennen. In diesem Moment beugte er sich vor, sodass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Melinas Blut gefror, und jedes Härchen auf ihren Armen und am Nacken stellte sich auf. Leuchtend violette Augen unter buschigen Brauen blickten ihr entgegen. Darunter befanden sich ein wurzelartiger Zinken, der eine Nase sein mochte, und ein breiter Mund. Das war weder ein Mann noch eine Frau. Eher ein … Kobold, falls das Wort es traf. Aber in Geschichten waren die eher klein, und dieser hier war riesig, größer als ihr Vater mit Sicherheit. Außerdem gab es natürlich weder kleine noch große Kobolde.
    Eine Ewigkeit schien zu vergehen, während sie ihn anstarrte – und er sie. Als sich endlich wieder ihr Verstand meldete, drängte der sie zur Flucht. Hastig versuchte sie, sich nach hinten fallen zu lassen – aber der Kobold war schneller. Seine behaarten Pranken griffen nach ihren Armen und zogen Melina endgültig durch das Fenster, als wäre sie leicht wie eine Feder. Dabei ertönte aus seiner Kehle ein rauer Ton. Erschrocken wandte sie sich um und konnte gerade noch sehen, wie die Öffnung sich hinter ihr schloss. Zurück blieb ein leuchtendes Quadrat, wie mit einem magischen Stift an eine massive Wand gemalt.
    Melina war unfähig sich zu bewegen, noch immer spürte sie neben sich den fremden Atem. Das musste ein Traum sein! Sie musste sofort versuchen aufzuwachen! Sie schloss die Augen für ein paar Sekunden und öffnete sie wieder. Das Monster war noch da. Und es sah nicht besonders freundlich aus.
    Ungläubig suchte Melina nach einer logischen Erklärung für … das da! Was auch immer es sein mochte. Kurzes Fell bedeckte den kräftigen Körper, und am Kopf stand es in wilden Stacheln ab. Für ein Tier wirkte das Wesen zu menschlich, und für einen Menschen zu tierisch. Ob die starke Behaarung eine Krankheit sein konnte? Es trug knielange Schnürhosen, eine dunkelblaue Tunika und darüber eine Lammfellweste. In seinem Ledergürtel steckte eine

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