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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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du sie für mich ins Klassenzimmer bringst, hast du den Test bestanden.«
    Was für einen Test?, dachte Melina. Aber sie hatte es schon begriffen. Wenn sie in die Gemeinschaft aufgenommen werden wollte, musste sie an dieser Klassenzicke vorbei, und wenn die sie akzeptierte, würde der Rest sie auch in Ruhe lassen. Mist nur, dass sie panische Angst im Dunkeln hatte!
    »Okay. Erdkunde ist gleich die nächste Stunde, oder?«
    Lisa nickte.
    »Dann mach ich mich mal auf den Weg.« Melina war sogar heilfroh, dass sie den Blicken der anderen auf diese Weise entkam. Und den blöden Keller würde sie einfach schnell hinter sich bringen.
    Erst am unteren Ende der Steintreppe fragte sie sich, was sie hier eigentlich tat. Schon zu Hause ging sie nicht gern in den Keller, seit die Neonröhre dort einmal ausgegangen war und sie unvermittelt im Dunkeln gestanden hatte. Immerhin funktionierte das Licht im Gang einwandfrei, auch wenn die Glühbirne an der Decke eine olle Funzel war. Melina drückte die Klinke der grau lackierten Tür herunter und suchte innen nach einem Schalter. Er reagierte mit einem leisen
Klick
, aber nichts geschah. Ungewöhnlich, wenn der Raum angeblich regelmäßig benutzt wurde! Im schwachen Licht konnte Melina erkennen, dass er ziemlich vollgestellt war, aber hier eine Europakarte zu finden, war sicher eine interessante Aufgabe. Mit einem Sack Dünger klemmte Melina die Tür fest, damit der letzte Rest Licht sie nicht verließ. Karten gab es auf jeden Fall ein paar. Melina griff nervös nach der erstbesten, die links als Rolle in der Ecke stand. Da hörte sie ein Knirschen aus dem Gang. Schritte! Jemand schleifte etwas Schweres über den Boden. Dann schlug die Tür hinter ihr zu, wie nur Eisentüren zuschlagen können. Kaum hörbar war dagegen der Schlüssel, der sich im Schloss drehte. Die Stimme hinter der Tür klang gedämpft.
    »Wie gefällt dir das, Streber? Schade, dass du keine Lampe für deine Hausaufgaben hast.«
    Das war Lisa! Diese blöde Zicke, was hatte sie ihr nur getan?
    »Mach auf!«, brüllte Melina und schlug laut gegen die Tür. Danach war es still auf der anderen Seite. Bis sie Lisas Stimme hörte, ganz leise.
    »Angst?«
    Vermutlich sprach sie durch das Schlüsselloch, aber der Effekt war unheimlich – die Stimme klang unglaublich nah.
    »Darauf kannst du lange warten!«, antwortete sie.
    »Nicht sehr lange, glaub mir. Vor ein paar Jahren ist in diesem Raum eine Schülerin verschwunden. Niemand hat je ihre Leiche gefunden … Grüß sie von mir, wenn der Geist ihrer unglücklichen Seele dir begegnet!«
    Ihre Worte wurden untermalt von der Pausenglocke.
    »Okay, ich muss los, sonst wird Gelli böse.«
    »Hey!« Melina rüttelte an der Klinke. »Hast du sie noch alle?«
    Keine Antwort. Nur Lisas Schritte auf der Treppe. Dann schlug eine Tür zu und Melina war allein mit der Dunkelheit.

Das Tor nach Lamunee
    Sie schlug mit den Fäusten gegen die Tür. Metall! Das war gut. Das machte Lärm. Irgendjemand musste sie doch hören! Bestimmt wollte Lisa ihr bloß Angst machen und ließ sie gleich wieder raus. Aber ihre Hoffnung schwand, nachdem minutenlang nichts geschah. Melinas Herz schlug so laut, dass sie nichts anderes mehr hören konnte. Sie versuchte die Luft anzuhalten und spitzte die Ohren. Als sie sich zur Dunkelheit umwandte, knarzten ihre Schuhe. Noch nie war ihr aufgefallen, dass sie Geräusche machten. Und während Melina so gespannt in die Stille lauschte, kam sie ihr plötzlich gar nicht mehr so still vor. Je mehr sie versuchte, den Raum mit ihrer Vorstellungskraft zu durchdringen, desto schrecklicher schien er ihr – und desto sicherer war sie sich, dass irgendetwas mit ihr in diesem Keller war.
    Manchmal, wenn sie abends nicht einschlafen konnte, stellte sie sich vor, ein Monster würde unter ihrem Bett hervorkriechen. Ein Gefühl, als könnte sie den Atem des Tiers spüren. Dagegen half keine Vernunft – nur die Nachttischlampe. Bei Licht betrachtet sah die Welt eben anders aus. Die Dunkelheit war schon immer Melinas Problem gewesen. In der Dunkelheit wuchsen die Gestalten ihrer Fantasie zu gefährlichen Bestien heran.
    Nachdem sie eine Weile an der Tür gestanden und gestarrt hatte, kam ihr der Gedanke, dass das Etwas sie hier zuerst suchen würde.
Blödsinn! Hier gab es kein Etwas!
Und wenn doch …? Ob es sie sehen konnte?
    Unruhig tastete Melina sich nach rechts. Sie beschloss, sich eine Ecke im Raum zu suchen. Eine Ecke schien ihr beruhigend. Möglichst viel Wand im

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