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Melli - einmal blinzeln und von vorn

Melli - einmal blinzeln und von vorn

Titel: Melli - einmal blinzeln und von vorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Doerr
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Schachtel heraus, schaute kurz prüfend über die bewegungslose Traugemeinde und setzte sich schnell wieder auf ihren Platz. Das gab’s doch einfach nicht. Völlig unmöglich! Kein einziger Mensch in diesem Raum bewegte sich, nur sie hüpfte munter durch die Gegend. Vielleicht wollten sie sich einen Scherz mit ihr erlauben? Aber warum jetzt, in einem angeblich denkwürdigen und großartigen Moment? Sie schnippte ihren Cousinen Lora und Pia testweise mit dem Finger gegen die Wangen. Keine Reaktion. Noch hielten sich die beiden an den Händen, als wäre ihr Verstand mal kurz für kleine Mädchen und hätte ihre Körper im Pausemodus zurückgelassen. Sogar die Uhr, die hinter dem Standesbeamten hing, stand still. Kein Ticken war zu hören. Die Zeit schien tatsächlich stehen geblieben zu sein. Nachdenklich schaute Melli auf die kleine Schachtel in ihren Händen. Was wollte sie eigentlich damit? Schnell schob sie die Ringe unter den Hintern, sodass sich der Karton in ihre rechte Pobacke bohrte. Total unbequem. Ihr Herz klopfte wie verrückt, als sie darauf wartete, was als Nächstes geschehen würde. Immer wieder flog ihr Blick zu der regungslosen Uhr. Würden die Zeiger gleich wieder weiterwandern? Sie spürte ein wildes Kichern in sich aufsteigen. Das war ja geradezu genial, was hier ablief! Eine bessere Katastrophe hätte gar nicht passieren können. Mit viel Glück würde die Hochzeit gar nicht zum Abschluss kommen. Und wie lustig die meisten Leute hier aussahen! Melli prustete in ihre Armbeuge. Ihr Onkel Christof hatte den Mund geöffnet, als wollte er Tante Kira gleich ins Ohr beißen, und Tante Kira musste beim Schnäuzen erstarrt sein, was sehr unvorteilhaft aussah. Lora und Pia würden sicher gleich einen schrecklichen Krampf bekommen, so unnatürlich sah ihre Haltung aus, und Oma Doro … herrje, Oma Doros Augen schossen Blitze. Seltsamerweise schien die allgemeine Starre ihre Augen nicht erfasst zu haben. Jetzt wanderte der ungehaltene Blick zu Mellis Po. Und zurück. Und wieder zu ihrem Hinterteil. Brannte ein tiefes Loch hinein. Genau dort, wo Melli die Ringe versteckt hatte. Mistige Sache. Ihre Oma wusste Bescheid, Melli war als Ring-Diebin entlarvt. Ihr Gesicht verfärbte sich schuldbewusst tiefrot. Verlegen rutschte sie auf der Schachtel herum, die ganz schöne Schmerzen verursachte. Direkt an ihrem Po, aber auch in ihrem Kopf. Dort pochte es unangenehm. Sich mit Oma Doro anzulegen, war noch niemandem gut bekommen. Melli wollte es sich auf keinen Fall mit ihr verderben. Gerüchten zufolge konnte sie sogar hexen, was auch immer das bedeutete. Oder zumindest Menschen beeinflussen. Also, mit DEM Blick konnte sie auf jeden Fall Melli beeinflussen. Tja, es half nichts, die Ringe mussten zurück, sie hatte keine Wahl. Doch bevor sie sich erheben konnte, lief der Film weiter.
    Adrian kramte zunehmend nervös in seiner Tasche, die Augen von Mellis Mutter weiteten sich, als würde sie tatsächlich einem von Melli herbeigewünschten Tornado entgegenblicken, und die Gäste hüstelten und räusperten sich immer lauter. Melli bekam einen Tritt gegen das Schienbein. »Na los, dein Einsatz«, flüsterte Oma Doro eindringlich. Ja dann, dachte Melli ergeben und erhob sich umständlich. Sie strich sich das Kleid glatt, machte ein paar unsichere Schritte, trat schließlich mit brennenden Wangen neben das Brautpaar und streckte Adrian die kleine Schachtel mit den Ringen entgegen. Fehlte nur noch, dass sie den Kopf ehrerbietig neigte, so wie ein Diener dem König sein Schwert, eine geheime Botschaft oder sein Leben überreichte. Erstaunt hielt Adrian in seiner Suche inne. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er begriff, dann zwinkerte er ihr kurz zu und rief hocherfreut: »Melli! Was für eine tolle Überraschung!«
    Seine Beinahe-Frau schob ihn zur Seite, drückte Melli überschwänglich an sich und brachte unter strahlenden Freudentränen ein »Ach, Melli-Maus, wie süß von dir. Ich bin ja so glücklich, du Goldschatz« hervor.
    Oh Schreck, welch Blamage! Jetzt war es an Melli zu erstarren. Jeder hier im Raum wusste doch ganz genau, dass sie, Melli-Maus – sie hasste es, wenn ihre Mutter sie so nannte –, also sie, die Tochter der Braut, diese Hochzeit überhaupt nicht gut fand. Und jetzt so etwas! Unter Schock hörte sie das aufgeregte Flüstern hinter sich, Tante Kiras »Wie

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