Melli - einmal blinzeln und von vorn
wurde ein schriller Pfiff durch die Finger, gefolgt von einem bellenden Befehl: »Rein mit euch, es folgt die Laudatio, die ist für euch und deshalb gibt es keine Entschuldigung, hopp, hopp.« Der Kleinmann war unerbittlich, dabei hatte er als Mathelehrer mit dem Musical so viel zu tun wie Nitro mit der Mäuseseelsorge. Wenigstens rettete er Melli vor weiteren neugierigen Nachfragen. Aber die Freude hielt nur kurz an. Nadine und zwei ihrer Freundinnen schafften es tatsächlich, sich nach den unzähligen, gähnend langweiligen Reden zu Mellis Familie zu drängeln und sich an Jason heranzuwerfen.
»Hellau, my name is Nädin.« Sie sagte tatsächlich Nädin. Melli schüttelte den Kopf über so viel Dämlichkeit! Jason guckte einigermaÃen verwirrt, doch weil ihm nichts anderes übrig blieb, ergriff er Nädins ausgestreckte Hand.
»Hi, Jason.« Nadine kicherte verlegen und machte Platz für Kessy und Charlie, die sich Jasons Hand weiterreichten und kaum wussten, wohin sie schauen sollten.
»Kommst du an unsere Schule?«, fragte Nadine weiter.
»Weià nicht. Weâll see.« Na ja, sehr gesprächig war Jason nicht gerade. Er wirkte eher überwältigt und sah Hilfe suchend nach seinem Vater, der sich mühsam ein Grinsen verkniff. Melli schnaubte ungehalten. Also echt, Jason musste ja den allerbesten Eindruck von ihren Schulfreundinnen bekommen. Ãberhaupt, war Nadine jemals ihre Freundin gewesen? Es wurde Zeit, das miese Schauspiel zu beenden.
»Ja, super, dann wollen wir mal. Wir wollten gerade gehen«, versuchte sie, Nadine und ihren Hofstaat abzuschieben, bevor die noch einen Jason-Fanclub gründeten.
»Bye, bye, see you!«, flöteten die drei artig und verdrückten sich in der Menge.
»Ãtzend, die gehören eindeutig zu den Vielzuvielen«, stellte Melli krätzig fest, während Adrian endlich sein Lachen herauslieà und seinem Sohn kräftig auf die Schultern klopfte.
»Na, du schlägst ja ein wie eine Bombe, GroÃer. Die Mädchen hier stehen auf Amerikaner, sag ich doch.« Pam, die zufrieden Jasons Erfolg beobachtet hatte, boxte ihm in die Rippen. »Das hat nichts mit seiner Nationalität zu tun, bei dir übrigens auch nicht. Schau dir seine Augen an â und sein Lächeln, dann weiÃt du, was los ist.«
Jetzt war es an Jason, ungehalten zu schnauben. Ihm gefiel die Wendung der Gespräche überhaupt nicht und er murmelte etwas von Jetlag und fucking-müde und so weiter, worauf er mit Adrian abzog, um die Jacken zu holen.
Melli nickte heftig. Wenn sie nicht aufpasste, würde sich Lora als Gründungsmitglied des Fanclubs hervortun, so wie sie Jason ununterbrochen anstrahlte. Höchste Zeit für einen sorgfältigen Rückzug.
»Siehst du«, meinte Lora auch prompt, während sie zum Parkplatz gingen. »Ich bin nicht die Einzige, die Jason toll findet. Ich wusste schon immer, dass ich einen ganz hervorragenden Geschmack habe.« Melli zog ihre Cousine schnell beiseite, damit niemand mithören konnte. Schon gar nicht Jason. Oder Pam, die würde sich kariert lachen, wenn sie erfuhr, dass Lora Jason klasse fand.
»Ich wusste noch gar nicht, dass du überhaupt einen Geschmack hast, was Jungs betrifft. Ich dachte eher, der bezieht sich nur auf Nachspeisen und Schweinebraten«, ätzte sie. »Erinnere dich, unsere Freunde sind Jacob und Mario. Was meinst du, was die zu Jason sagen.«
»Dass er nicht mitspielen darf, ist doch klar. Der schlägt sie in jeder Hinsicht. So einer Konkurrenz sind sie nicht gewachsen.«
»Oder sie bewundern ihn«, seufzte Pia. »Er tut mir ja so leid. Ganz allein in einem fremden Land. Wenigstens kann er schon ganz toll Deutsch.« Melli verdrehte die Augen, bis es nicht mehr weiterging.
»Hallo!? Das ist sein Vater, der da neben ihm steht. Von wegen allein. AuÃerdem ist der viel zu arrogant, um sich mit jemandem wie uns abzugeben. Der hockt bestimmt den ganzen Tag über seinen Büchern und am Computer und arbeitet für seine FleiÃsternchen und berechnet die Umlaufbahn unbekannter Sternenformen.«
»Wenn ihr euch da mal nicht täuscht«, schmunzelte Doro, die hinter ihnen herlief, als sie den Saal verlieÃen. Melli fuhr herum. »Also wirklich, Oma, du hast ihn doch gesehen. Er ist der volle Angeber.«
»Du wirst dich an ihn gewöhnen.«
»Ich werde alles tun, damit er wieder
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