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Melli - einmal blinzeln und von vorn

Melli - einmal blinzeln und von vorn

Titel: Melli - einmal blinzeln und von vorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Doerr
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stechend, genau so scharf.
    Â»â€¦ nun, liebe Anwesenden, kommen wir zu der alles entscheidenden Frage …«
    Aha, der Mann kam endlich auf den Punkt. Jetzt musste Pam »Ja« oder »Nein« sagen. Bestenfalls natürlich »Nein«, aber Melli machte sich in dieser Hinsicht keine großen Hoffnungen. Panik stieg in ihr hoch, als sie das drängende »Ja« auf den Lippen ihrer Mutter sah, das es kaum erwarten konnte, aus ihrem Mund zu purzeln. Nein, Melli jedenfalls wollte Adrian und die ganzen Änderungen, die er mit sich brachte, nicht. Eindringling. Störenfried. Aber ihre Meinung interessierte ja mal wieder keinen.
    Â»â€¦ und jetzt frage ich Sie, Frau Pamela Bergmann, wollen Sie mit dem hier anwesenden Herrn Adrian Wilkins …«
    Melli schluckte, schloss kurz die Augen und konzentrierte sich auf ihre Mutter: Tu’s nicht, Mama, tu’s nicht, dachte sie ihre Beschwörungsformel. Sinnlos. Hatte noch nie geklappt. Warum also jetzt? Igitt, ihr war richtig schwindelig, so sehr hatte sie sich auf ihre Mutterbeschwörung konzentriert. Melli linste vorsichtig zum Standesbeamten. Warum sprach er nicht weiter? Er brauchte ewig, um Luft für den nächsten Satz zu holen, nun gab er Laute von sich, als wäre er an einen Stimmenverzerrer angeschlossen. Was sollte das? Warum verstummte er jetzt ganz und hielt sogar den Mund geöffnet? Ekelhaft, Melli konnte einen vergoldeten Backenzahn in dem aufgerissenen Schlund erkennen. Warum bewegten sich weder ihre Mutter noch sonst jemand und warum hielt Lora mitten im Zappeln inne, die Hand in einer komischen Bewegung von sich gestreckt, als wollte sie auf etwas zeigen? Melli wackelte mit dem Kopf. Ihre eigenen Bewegungen waren flüssig und geschmeidig wie immer. »Es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern …«, flüsterte sie, um zu prüfen, ob sie normal sprechen konnte oder auch an diesen seltsamen Stimmenverzerrer angeschlossen war. Kein Problem. Astreine Aussprache. Vielleicht hatten ihre Ohren ein Problem? Aber nein, sie hatte sich selbst ja richtig hören können. Ein dunkles Augenpaar bohrte sich wie ein mahnender Finger in ihre Seite. Ups, Oma Doro sah zu ihr hinüber, ohne den Kopf zu drehen. Wie machte sie das nur? Ihre Augen funkelten, ansonsten schien auch sie zu Stein geworden zu sein, doch bevor Melli etwas zu ihrer Verteidigung sagen konnte, hörte der Spuk auf und ein allgemeines Rutschen, Hüsteln und Stühlerücken war die Folge. Der verhängnisvolle Satz wurde, ohne zu zögern, zu Ende geführt. »… die Ehe eingehen?«
    Klar und deutlich, nur ein wenig hastig klang das »Ja« von Mellis Mutter durch den Raum. In Mellis Hals entstand ein dickes Knäuel. Wahrscheinlich hatten sich die vielen »Nein! Bitte nicht!«-Schreie verknotet, die sie mühsam unterdrücken musste. Bevor sie einen Hustenanfall bekam, steckte sie sich einen neuen Kaugummi in den Mund. Der Gummiklumpen war inzwischen ziemlich groß und bereitete ihr beim Kauen Schwierigkeiten, aber das fand sie immerhin besser, als an einem hinuntergeschluckten »Nein« zu ersticken. Adrian begann, in seinen Hosentaschen zu wühlen. Aha, jetzt kamen die Ringe. Während Pia und Lora zwillingshaft im Duett seufzten und mit den Wimpern klimperten, betete Melli mit rasendem Herzen ein Wunder herbei, das die Ringe verschwinden lassen würde. Puff und weg. So irgendwie. Ein kleiner Hurrikan vielleicht. Oder ein Erdbeben, ein Kugelblitz, wenigstens aber ein Stromausfall. Natürlich geschah nichts dergleichen. Ganz deutlich konnte sie durch den Stoff von Adrians Jackett die Abdrücke der kleinen Juwelier-Schachtel sehen. Ringe waren zum Heiraten nicht unbedingt notwendig, hatte sie von Pam erfahren, aber eben ein wichtiges Zeichen ewiger Verbundenheit, auf das ihre Mutter keinesfalls verzichten wollte. Ewige Verbundenheit – Melli schnaubte frustriert die Luft durch die Nase, wahrscheinlich ein wenig zu heftig, denn schon wieder drehte sich der Raum und sie musste schlucken, um ein Schwindelgefühl zu unterdrücken. Auweia, fast hätte sie das Ringeanstecken verpasst. Jetzt. Adrians Hand griff in die Tasche und… blieb stecken. Er war regelrecht erstarrt. Genau so wie vorhin. Totaler Stillstand. Als hätte jemand beim DVD-Gucken den Pausenknopf gedrückt. Melli sprang auf. Ohne weiter nachzudenken, stürzte sie nach vorne, griff in Adrians Jackentasche, holte die

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