Melodie der Leidenschaft
hattest du gar nicht vor, mir zu sagen, dass du ein Kind von mir erwartest.“
Fassungslos schüttelte Ella den Kopf. „Ich wusste es doch selbst nicht!“
„Das kann ich nicht glauben“, entgegnete Nicolaj hart. „Und damit ich es nicht erfahren würde, wolltest du urplötzlich unsere Affäre beenden.“ Er atmete tief ein und versuchte den Gefühlsaufruhr in den Griff zu bekommen, der ihn erfüllte, seit er die erschütternden Neuigkeiten erfahren hatte.
Eine alte Erinnerung wurde in ihm wach. „Schubs mich noch mal an, Papa“, hörte er Klara rufen, die auf der Schaukel saß. Einen Moment lang sah er sie so deutlich vor sich, dass er glaubte, die Hand ausstrecken und sie umarmen zu können. Schmerz und Trauer durchzuckten ihn, denn er würde Klara nie wieder lachen hören.
Doch wie ein Wunder war da jetzt ein anderes Kind. Kein Ersatz für das verlorene – aber ein kostbares Geschenk des Schicksals. Eine zweite Chance, Vater zu sein und es richtig zu machen.
Plötzlich fiel ihm wieder ein, wie oft Ella gesagt hatte, sie wolle keine Kinder, weil sie sich auf ihre Karriere konzentrieren musste. Ihm kam ein furchtbarer Verdacht. „Willst du das Kind bekommen? Oder wolltest du so schnell nach England, um es abzutreiben?“ Ohne auf ihren fassungslosen Blick zu achten, fuhr er fort: „Auch wenn du das Kind nicht möchtest – ich will es. Die Schwangerschaft wird natürlich deine Karriere eine Weile beeinträchtigen, aber dafür werde ich dich finanziell entschädigen. Sobald das Kind da ist, kümmere ich mich um es – und du kannst dein Leben wie gehabt weiterführen.“
Einen Moment lang war Ella sprachlos. „Du … du willst mir das Baby abkaufen? Wie kannst du es wagen, mir zu unterstellen, ich würde abtreiben wollen?“ Ihre Wut klang so schnell wieder ab, wie sie aufgeflammt war. Stattdessen war da nur noch unendlicher Schmerz. Ich habe mich getäuscht, dachte sie verzweifelt. Sie und Nicolaj konnten sich nicht nähergekommen sein, wenn er so von ihr dachte.
Aber auch sie hatte eine andere Reaktion erwartet und war davon ausgegangen, dass er das Baby nicht wollte …
„Ich habe die Schwangerschaft nicht geplant, aber ich will dieses Kind. Ich werde es lieben und ihm die beste Mutter sein, die ich sein kann“, sagte sie mit bebender Stimme. „Wenn du das Kind mit aufziehen willst, können wir uns sicher auf ein gemeinsames Sorgerecht und Besuchsrechte einigen …“
„Ich habe nicht vor, mein Kind zu besuchen “, fiel Nicolaj ihr wütend ins Wort. „Ich will ein richtiger Vater sein.“ So wie er es bei Klara schon hätte sein sollen.
„Aber … wie sollen wir das machen?“, fragte Ella verunsichert. Sollte das Kind wochen- oder monatsweise bei ihm und dann bei ihr wohnen? So könnte sie zwar ihre Karriere weiterführen, doch sie spürte instinktiv, dass sie nicht ertragen könnte, auch nur einen Tag lang von ihrem Kind getrennt zu sein. Neben der Mutterrolle erschien ihre Karriere ihr mit einem Mal zweitrangig.
„Ich weiß nicht, wie das im Einzelnen aussehen kann“, gab Nicolaj zu. „Aber eins weiß ich: Ich will mich aktiv ins Leben meines Kindes einbringen. Vielleicht können wir beide weiter auf Kingfisher House wohnen, damit das Kind bei uns beiden aufwächst.“
Sollte das bedeuten, Ella werde in der Hausmeisterwohnung leben, während er wieder seinem Junggesellendasein frönte? Bei der Vorstellung, wie Nicolaj andere Frauen mit nach Hause brachte und in dem Bett liebte, das sie mit ihm geteilt hatte, wurde ihr kalt.
„Nein, das könnte ich nicht ertragen!“, platzte sie heraus. „Ich will in einem eigenen Haus wohnen und ein eigenständiges Leben führen.“
Dass sie seinen Vorschlag ablehnte, weiter gemeinsam auf Kingfisher House zu leben, traf Nicolaj schwer. Es war eine naheliegende Lösung, doch Ella hatte geradezu entsetzt gewirkt. Bei der Vorstellung, sie könne einen anderen Mann zu sich einladen und mit ihm schlafen, wurde er von brennender Eifersucht erfüllt. Die Vorstellung war einfach unerträglich.
„Ich warne dich: Wenn wir uns nicht einvernehmlich einigen können, werde ich das alleinige Sorgerecht einfordern. Und ich werde es auch bekommen.“
Ella wurde blass.
„Ich kann mir die besten Anwälte leisten“, fuhr Nicolaj kalt fort. „Und ich kann unserem Kind ein schönes Zuhause und die allerbeste Ausbildung bieten. Du dagegen verbringst täglich viele Stunden mit Geigenspielen, und abends musst du zu den Orchesterproben. Und was ist, wenn du
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