Melodie der Leidenschaft
nach meiner Rückkehr umziehen.“
Nicolajs durchdringender Blick und sein Schweigen zerrten an ihren Nerven. „Das kommt alles sehr plötzlich. Warum willst du jetzt so dringend zurück nach London?“
„Ich … ich denke schon seit ein paar Tagen darüber nach.“ Als Nicolajs Augen aufgebracht funkelten, fügte sie hastig hinzu: „Es ist an der Zeit, dass wir uns trennen. Unsere Affäre sollte ja ohnehin nur so lange dauern, bis einer von uns genug hat.“
Nicolaj fühlte sein Herz heftig schlagen. Er hatte diese Regeln ja selbst festgelegt. Allerdings hätte er niemals gedacht, dass er sie eines Tages würde ändern wollen – oder dass Ella die Affäre beenden würde!
„Du weißt genauso gut wie ich, dass das hier nicht vorbei ist.“ Er zog sie auf die Füße, riss ihren Morgenmantel auf und betrachtete ihren nackten Körper, wobei er ihren erschrockenen Aufschrei ignorierte. „Ich könnte dich jetzt lieben, und du würdest mich nicht davon abhalten. Soll ich es dir beweisen?“
„Nein!“
Ihr angstvoller Blick ließ Nicolaj mitten in der Bewegung verharren. Nur mit Mühe hielt er seine Frustration und seine Angst unter Kontrolle. Ich will sie nicht verlieren, dachte er verzweifelt – und fragte sich sofort erschüttert, woher dieser Gedanke gekommen war.
„Die Zeit hier mit dir hat … war sehr schön.“ Mühsam unterdrückte Ella das Beben in ihrer Stimme. „Aber mein Leben ist die Musik. Wenn ich als Musikerin Karriere machen will, muss ich mich ganz auf meine Arbeit konzentrieren. Für Ablenkungen habe ich keine Zeit. Ich dachte, das würdest du verstehen. Du hattest doch denselben Ehrgeiz, als du dein Unternehmen aufgebaut hast.“
Das stimmte, auch wenn es Nicolaj nicht gefiel. Den Erfolg, den Ella mit ihrem Talent verdiente, würde sie nur haben, wenn sie sich ganz ihrer Musik widmete. Er hatte nicht das Recht, ihre Lebenspläne zu durchkreuzen.
Die vergangenen Wochen mit ihr waren die glücklichsten seines Lebens gewesen. Es war unfassbar, wie sehr er das Leben fernab beruflicher Verpflichtungen genossen hatte. Er hatte sogar endlich gelernt, Aufgaben zu delegieren – um mehr Zeit mit Ella verbringen zu können.
Doch auf keinen Fall würde er sie anflehen, bei ihm zu bleiben. Denn eigentlich hatte sie recht: Es war Zeit, dass sich ihre Wege trennten. Ihre Affäre hatte ohnehin keine Zukunft.
Aber als er jetzt die Tränen in Ellas Augen sah, war es, als griffe eine kalte Hand nach seinem Herz. Schnell rief er sich in Erinnerung, dass es schöne blonde Frauen wie Sand am Meer gab. „Gut. Wenn du das wirklich willst, dann schlage ich vor, wir treffen uns in einer Viertelstunde unten.“ Er wandte sich von ihr ab. „Ich werde am Flughafen anrufen und dir einen Flug nach London buchen.“
„Danke“, brachte Ella mühsam heraus. Sobald Nicolaj die Tür hinter sich geschlossen hatte, rannte sie ins Badezimmer und übergab sich.
Es war vorbei. Und es schien Nicolaj völlig kaltzulassen. Dabei hatte er sie doch so leidenschaftlich geliebt, ihr zärtliche Worte auf Russisch ins Ohr geflüstert und sie in den Armen gehalten … doch offenbar hatte ihm das alles nichts bedeutet. Es war naiv von ihr gewesen, zu hoffen, dass auch er Gefühle für sie entwickelt hatte.
Ella schleppte sich ins Schlafzimmer, packte ihre Sachen – nur das, was sie aus Paris mitgebracht hatte –, nahm ihren Geigenkoffer und eilte hinaus. Im Türrahmen blieb sie noch einmal stehen und warf einen letzten schmerzlichen Blick auf das Bett, in dem Nicolaj sie Nacht für Nacht in eine wundervolle Welt entführt hatte, von der sie geglaubt hatte, sie würde ganz ihnen beiden gehören.
Bestimmt wird er mich bald ersetzen, dachte sie trostlos. Dann schloss sie die Tür und ging.
Nicolaj ließ gerade das Dach des Aston Martin herunter und telefonierte gleichzeitig. Bei dem Gedanken, dass er sie nie wieder in den Armen halten würde, fühlte Ella sich so schwach und verzweifelt, dass sie auf der Treppe stolperte. Sie schrie erschrocken auf, sah Nicolaj auf sich zueilen – und dann wurde alles um sie herum dunkel.
Als Ella wieder zu sich kam, lag sie auf dem Rücksitz des Wagens. Nicolaj betrachtete sie besorgt, und sie erschrak darüber, wie blass er unter seiner Sonnenbräune wirkte. Etwas, das sie nicht deuten konnte, blitzte in seinen Augen auf. Dann setzte er sich eilig auf den Fahrersitz.
„Meine Geige!“, rief Ella, als sie Geigenkoffer und Gepäck in der Auffahrt liegen sah, während Nicolaj
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