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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Herzogin lieber in ihrer Kemenate blieb.
    Madame de Valles vertrat sie allerdings mit Grazie. Sie wünschte beiden Rittern im letzten Kampf Glück und dass der Bessere gewinne. Dann runzelte sie allerdings die Stirn, als Madeleine ihr etwas zuflüsterte. Dabei blickte sie zu Sabine hinüber. Möglich, dass die Erste Dame bei Hofe eben erst von François’ Übergriff erfuhr. Sabine wurde flammend rot. Sie hasste es, Zielscheibe des Hofklatsches zu sein. Aber dann nahmen die Geschehnisse auf der Kampfbahn ihre ganze Aufmerksamkeit gefangen. Philippe musste es schaffen! Auch wenn er nicht ausdrücklich für sie kämpfte, er musste François besiegen.
    Zunächst schienen die Ritter – und ihre Pferde – allerdings ziemlich gleich stark zu sein. Beide Rösser kannten keine Furcht und rasten unhaltbar aufeinander zu, beide Reiter verstanden sich auf die Technik, die Beine in den Steigbügeln vorzustrecken und den Körper dahingehend zu versteifen, dass er sich mit der Kraft des Pferdes zu einem Geschoss verband. Die Kunst bestand natürlich hauptsächlich darin, die Lanze geschickt zu führen, um diese geballte Stoßkraft auch richtig zu platzieren und den Gegner aus dem Sattel zu heben. Philippe und François stießen beim ersten Durchgang beide nur auf gut Glück und halbherzig zu, sie mussten die Schwachstelle des jeweils anderen erst ergründen. Beim zweiten Mal zielte dann François auf Philippes Schulter, Philippe auf dessen Hüfte. Beide Lanzen trafen, glitten jedoch ab, ohne den Ritter vom Pferd zu werfen. Philippe geriet gar nicht erst ins Taumeln, François fing sich schnell wieder. Das wiederholte sich beim dritten Lauf – schließlich kamen die Ritter überein, den Tjost abzubrechen und gleich zum Schwertkampf überzugehen.
    Besonders auf den Tribünen der Männer wurde das erfreut aufgenommen, und die Ritter beugten sich gespannt vor, um nur ja keinen Treffer und keine Finte zu verpassen. Es wurden wohl auch Wetten geschlossen, wobei kein Kämpfer als Favorit galt. Die Ritter waren beide etwa gleich groß und gleich schwer, François vielleicht ein wenig massiger, Philippe etwas wendiger, aber das glich sich dann auch wieder aus.
    Auf der Frauentribüne wurde getuschelt. Marquise de Valles schien Madeleine auszufragen und fand ihre Antworten viel interessanter als die Ritter in der Bahn. Die anderen Mädchen versuchten, zumindest einen Teil der Unterhaltung mitzuhören. Nur Sabine blickte starr auf den Kampfplatz, wo einmal ums andere Schwerter auf Schilde prallten. Die beiden Ritter umkreisten einander, versuchten, Schwächen des Gegners zu erkunden und auszunutzen. Philippe kam ins Taumeln, als François ihn hart an der Schulter traf, aber das Holzschwert glitt an seiner Rüstung ab, statt wie geplant zwischen Brustharnisch und Schulterschiene einzudringen. Philippe versuchte, einen Treffer am Oberschenkel zu platzieren und hätte François damit wirklich fast von den Beinen gebracht. Letztendlich parierten die Ritter die Schläge des Gegenübers aber immer geschickt, irgendwann dröhnte Sabine der Kopf vom Klirren der Waffen, während der Kampf sich länger und länger hinzog. Inzwischen war klar, dass hier kein Ritter technisch überlegen war. Letztlich würde die Kondition entscheiden. Beide Männer trugen schwer an Rüstung und Kettenhemd, Schwert und Schild, das zehrte an den Kräften. Schon jetzt war erkennbar, dass der Schlagabtausch an Tempo verlor, es fiel den Kämpfern immer schwerer, das Schwert zu heben und mit dem Schild schnell zu parieren. Irgendwann würden sie sich zu jeder Bewegung zwingen müssen – und dann würde einer einfach die Kräfte und den Mut verlieren und sich dem anderen ergeben. So lief es auf jeden Fall in der Schlacht, aber im Turnier kam noch ein weiterer Faktor dazu – die Materialschwäche der Holzschwerter. Seit einiger Zeit war es – vor allem auf Drängen der Kirchenoberen – verboten, sich im Turnier mit scharfen Waffen zu bekämpfen. In den ersten Jahrzehnten der Turnierreiterei war es zu vielen Todesfällen gekommen, und das wollte man vermeiden. So tjosteten die Ritter mit Lanzen, die durch Lederhauben entschärft waren, und bekämpften sich anschließend mit Holzschwertern. Damit konnte man sich zwar auch verletzen, aber sie durchdrangen die Kettenhemden nicht, verwundeten also kaum tödlich. Bei den Rittern waren sie allerdings nicht beliebt, einmal, weil sie einen völlig anderen Schwerpunkt aufwiesen als Eisenschwerter, also eine andere Kampftechnik

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