Melodie der Sehnsucht (German Edition)
der eine Verwalterin für seine Güter brauchte. Sabine sah der Vereinigung mit ihm nicht nur mit Unwillen entgegen, sondern empfand fast panische Angst.
Während sie nur an ihrem Wein nippte, ließen die Männer sich die Pokale wieder und wieder füllen. Caresse war zwar keine Trunkenheit anzumerken, aber seine gelegentlichen Griffe nach Sabines Hand wurden härter, selbstverständlicher.
Sabine atmete auf, als das Mahl endlich beendet war. Für Mädchen und Frauen war es ziemlich, sich jetzt zu verabschieden. Sabine sehnte sich danach, in ihre Räume fliehen zu können.
»Wann werden wir denn nun förmlich die Hochzeit begehen, Clairevaux?«, wandte Caresse sich wieder an ihren Vater, bevor sie endlich gehen konnte. »Ich bin sehr angetan von Ihrer schönen Tochter. Von mir aus können wir gleich morgen das Eheversprechen ablegen.«
Sabine fuhr entsetzt zusammen. Morgen schon? So bald?
Zu ihrer Erleichterung schüttelte Clairevaux den Kopf.
»So sehr mich Ihr Drängen erfreut – beweist es doch, dass unsere Vereinbarung völlig zu Ihrer Zufriedenheit ausfällt. Eine gewisse Verlobungszeit halte ich doch für angemessen. Ich würde meiner Tochter gern eine Aussteuer zusammenstellen, ihr ein paar Bedienstete mitgeben.« Und etwas Zeit, sich an den Gedanken einer Ehe zu gewöhnen. Der Graf sprach die Worte nicht aus, aber sie standen im Raum.
Caresse machte eine abwehrende Handbewegung. »Sie wird an meinem Hof alle Annehmlichkeiten vorfinden, die sie nur erwarten kann. Kleider und Schmuck sind im Übermaß vorhanden, ich könnte sie sofort mitnehmen und Euch schon morgen eine Prinzessin in vollem Staat vorführen. Bedienstete stehen auch fast mehr im Weg herum, als wir brauchen können. Das sollte keine Schwierigkeit sein. Aber wenn Ihr meint, die Kleine brauche noch etwas Bedenkzeit.« Er lachte und warf einen Blick auf Sabine, der ihre Abscheu ins Gesicht geschrieben stand. »Dann muss ich mich wohl fügen. Was haltet Ihr vom Tag des nächsten Vollmonds, Graf? Und auch Ihr, Comtesse? Der Mond vor der Weinlese, da hat noch jeder die Muße, einem Fest beizuwohnen, bevor die Ernte zu überwachen ist. Ich nehme an, das Eheversprechen soll hier abgelegt werden? Und selbstverständlich werden wir es auch vor Gott und seinen Priestern aussprechen. In Anbetracht der Umstände befürchte ich jedoch, dieses Schloss hat keine Hauskapelle?« Caresse lächelte. Es sollte zweifellos entschuldigend wirken, aber Sabine erkannte die Drohung dahinter. Dieser Mann wusste sehr genau, dass er kein Dummchen vom Land ehelichte, sondern die Tochter eines Katharers. Er hatte bewusst die Parfaite erwählt. Fand er Freude daran, stolze Menschen zu demütigen? Sabine spürte panische Angst. Sie musste diesem Mann, dieser Ehe entkommen! Sie brauchte Philippe!
Philippe de Montcours hatte mit zitternden Händen sein Pferd gesattelt. Er mochte keinen Stallknecht deswegen wecken, die Bediensteten nahmen kaum an, dass um diese Zeit noch einer der Gäste nach Hause reiten wollte. Schließlich waren ihnen schon vor dem Fest Schlafplätze im Haus angewiesen worden – wenn sie nicht gleich trunken in der Halle in den Schlaf fielen.
Philippe würde es jedoch nicht aushalten, diese Nacht unter einem Dach mit Sabine zu verbringen – und mit diesem furchteinflößenden Mann, dem sie versprochen war! Wie Caresse ihn angesehen hatte. Beinahe, als wüsste er, was Philippe für seine künftige Gattin empfand und als weide er sich an seiner Verzweiflung.
Zudem war der junge Ritter verwirrt. Warum hatte Sabine dieser Verbindung zugestimmt? Nach dem Auftritt an diesem Nachmittag, nach ihrer seltsamen Vereinbarung im Keller von Montcours. Philippe dachte kurz darüber nach, noch einmal mit ihr zu sprechen. Aber was sollte das letztlich bewirken als noch größere Verletzung und noch tieferen Schmerz.
»Monsieur Philippe!« Eine helle Stimme aus dem Dunkel hielt ihn auf, als er sein Pferd nach draußen führen wollte. »Chevallier Philippe, so wartet doch!«
Als der junge Ritter sich suchend umwandte, sah er ein helles Gesicht im schwachen Mondlicht. Fleurette, Sabines Zofe.
»Meine Herrin Sabine schickt mich«, erklärte das Mädchen rasch. »Sie bat mich, Euch zu suchen und zu ihr zu bringen. Sie ...«
»Zu ihr zu bringen?«, fragte Philippe. »Um diese Zeit? Aber das ist unschicklich, Fleurette, das muss sie doch wissen!«
»Meine Herrin ist sehr verzweifelt, Monsieur«, führte Fleurette ungeduldig aus. Das hätte der Ritter eigentlich selbst
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