Melodie des Südens
Hut und atmete tief durch. »Verstehst du denn nicht? Das sind üble Kerle, und sie hatten getrunken. Kann sein, dass sie freundlich gegrüßt hätten und weitergeritten wären, aber das glaube ich nicht. Verstehst du?«
Marianne dachte einen Augenblick nach, dann lächelte sie. Er war unhöflich und schroff, und er mischte sich ständig in ihre Angelegenheiten. Aber er hatte sie gerade gerettet. Jedenfalls so gut wie. Als er immer noch grimmig blickte, lächelte sie noch breiter.
»Du bist verrückt, Frau, los, steig schon auf.«
Pearl setzte einen Fuß auf einen Baumstumpf und hob sich in den Sattel. Marianne versuchte, es ihr gleichzutun, aber Yves hielt ihr die zusammengelegten Hände hin, den Mund zu einem schmalen Strich zusammengezogen.
Marianne zögerte. Sie wollte ihn zwingen, sie anzusehen. Als er aufblickte, um zu sehen, warum sie den Fuß nicht in seine Hände stellte, sagte sie: »Danke. Noch mal.«
Er schüttelte ergeben den Kopf. »Bitte. Noch mal.«
»Wir werden dich nicht aufhalten, Yves, ich verspreche es dir.«
»Na.«
Er stieg aufs Pferd und ritt ihnen voran zur Straße. Sie platschten durch Pfützen und Schlamm und kamen besser voran als am Tag zuvor mit dem Wagen. Als sie die Flussstraße erreichten, wandten sie sich nach Norden Richtung Natchez.
Yves ritt schnell. Am Nachmittag kamen sie an einem Gasthaus vorbei, und Marianne wünschte sich nichts mehr als eine Pause. Sie war den Regen leid. Sie war nass, durchgefroren und hungrig. Sie dachte an das Bündel mit Proviant, das Eleanor an Pearls Sattelknauf gebunden hatte. Aber Yves hatte von seinem Proviant noch nichts gegessen, und sie würde ihm nicht die Genugtuung gönnen, sich etwas zu essen zu nehmen, bevor er es tat. Allerdings knurrte ihr Magen laut, und sie stellte sich die Butterkekse vor, den salzigen Geschmack des Räucherschinkens, die knackigen Äpfel. Sie starrte auf Yves Rücken und hasste ihn.
Kurz vor Sonnenuntergang ließ der Regen nach, und ein Streifen blauer Himmel versprach Wetterbesserung. Die Straße führte zu einer Anhöhe, von der aus man den Mississippi überblicken konnte. Ein Dampfer, fröhlich anzusehen mit seinem bunten Anstrich, fuhr tief unter ihnen auf dem Fluss dahin. Yves drehte sich im Sattel um und warf einen Blick auf seine reichlich ramponierte Begleitung. »Bereit für eine Pause?«
Marianne hätte am liebsten laut aufgewimmert, so bereit war sie, aber sie nickte zögernd, als würde sie nur anhalten, weil er es sich wünschte.
Sie ritt die Stute zu einem Felsblock und stieg allein ab. Ihr Schritt schmerzte, und im rechten Bein hatte sie einen Krampf. Sie ging aus dem Weg, damit Pearl die gleiche Absteigehilfe benutzen konnte, und beobachtete, wie es ihr ging. Die arme Pearl, sie hätte sie niemals mitnehmen dürfen. Unbeobachtet zwischen den Pferden, nahm sie sie am Arm und drehte sie zu sich um.
»Hast du Schmerzen, Pearl?«
»Ein bisschen.«
»Blutest du? Irgendwo?«
Pearl zog den Regenmantel hoch, um zu sehen, ob die Wunde an ihrer Seite den Verband durchgeblutet hatte, aber offensichtlich hatte sich die Wunde geschlossen. Marianne sah an der Rückseite ihres Kleides nach, aber auch dort war kein Blut zu sehen. Sie zog Pearl an sich und umarmte sie. »Es tut mir so leid, Pearl, ich hätte dich bei Eleanor lassen sollen.«
»Nein, Madam, es ist nicht schlimm. Wenn ich nicht mitgekommen wäre, hätten sie nicht reiten können, und ob ich nun damit im Haus sitze oder auf dem Pferd, ist doch egal.«
»Ich danke dir, Pearl. Dr. Chamard wird uns brauchen, da bin ich ganz sicher.«
Sie holten ihren Proviantbeutel und gesellten sich zu Yves auf einem flachen Stück Fels. Der Boden war nass, aber Marianne fand, in ihrem gegenwärtigen Zustand machte das nicht mehr viel aus.
Yves nahm ihren Beutel zu seinem und bereitete daraus ein Abendessen vor. Pearl nahm sich Kekse, Schinken und einen Apfel und zog sich auf einen nahe gelegenen Felsen zurück. Yves half Marianne, sich zu setzen.
»Keine Kerzen?«, sagte sie trocken.
Er lachte. Gott sei Dank, seine Laune hatte sich offenbar gebessert. Er beobachtete den Dampfer, der weiter flussaufwärts fuhr. Was für ein Wunder, dass dieses Schiff die Kraft hatte, der mächtigen Strömung entgegenzufahren. »Bist du schon mal auf so einem Schiff mitgefahren?«, fragte sie ihn.
Sie verbrachten zwanzig angenehme Minuten über ihrem Abendessen, dann wurde Yves wieder geschäftsmäßig. »Miss Johnston«, begann er.
Oh, so weit waren sie nun also schon
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