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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Zehen bedeuteten.
    Aus dem Korb nahm sie einen Holzklotz, den sie unter Calebs verletzten Fuß schob. Sie beobachtete ihn kurz, aber er rührte sich immer noch nicht. Dann nahm sie die kleine Axt aus dem Korb.

19
    Marianne gab ihrem Pferd die Sporen und ritt die Straße entlang, während der Regen in Strömen an ihrem Mantel hinunterlief und der Schlamm bis zu ihrem Rock hochspritzte. Sie behielt Pearl im Auge, aber wenn diese irgendwelche Schmerzen hatte, so beeinträchtigte es jedenfalls nicht ihre Fähigkeit, zu reiten. Sie bewegte sich voller Anmut im Einklang mit ihrem Pferd, und ihr Wallach war immer auf einer Höhe mit Mariannes Stute.
    So weit konnte Yves nicht vor ihnen sein. In ein paar Minuten müssten sie ihn sehen. Jedenfalls hoffte sie das. Selbst jetzt, während sie auf dieser verlassenen Straße ritt, arbeitete eine Stimme in ihrem Kopf: Was tust du da? Du reitest wie ein Mann, nur mit Pearl als Begleitung, dabei wurde sie letzte Nacht verletzt. Du bist egoistisch, sie in diesen Regen hinauszujagen, um einen Mann zu verfolgen, der dich nicht bei sich haben will.
    Aber, so erinnerte sie sich, sie verfolgte Gabriel Chamard, nicht Yves. Wenn er krank war, konnte sie ihm viel besser helfen als sein Bruder.
    Sie dachte an ihre Kräuterapotheke zu Hause. In Gedanken bei den Pflanzen, die sie verwenden konnte, wenn Gabriel Fieber oder Schmerzen hatte, achtete sie für einen Augenblick nicht auf die Straße, die vor ihr lag.
    Plötzlich kam ein Reiter aus dem Wald gesprengt, den Hut tief ins Gesicht gezogen, die Gestalt durch einen Regenmantel verhüllt. Mariannes Stute ging hoch und wieherte aufgeregt. Marianne hielt sich fest, drückte ihre Knie in die Seiten des Pferdes, um oben zu bleiben. Der Straßenräuber griff nach den Zügeln, und das dumme Pferd überließ sich sofort seiner Hand. Marianne zog mit aller Kraft an den Zügeln, um es wegzuziehen.
    »Marianne! Ich bin’s, Marianne!«
    Wütend zog sie das Pferd weiter von ihm weg. »Was machst du denn da? Willst du mich umbringen?«
    »Weg von der Straße, hinter mir her!«
    Pearl wendete ihren Wallach, um die Straße zu verlassen, aber Marianne beruhigte mit fester Hand am Zügel immer noch ihr Pferd. »Ich werde die Straße nicht verlassen. Ich habe genauso viel Recht wie du …«
    Yves griff ihr wieder in die Zügel. »Runter von der Straße!«
    Jetzt konnte sie sein Gesicht sehen. Er hatte überhaupt kein Recht, so wütend zu sein. Sie hatte es immer gewusst, er war ein übellauniger, arroganter … Nein, er war nicht einfach nur wütend. »Was ist denn los?«
    »Hinter mir her!« Er zwang sein Pferd zurück über den Graben und zwischen den Bäumen hindurch, bis die Eichen und Hickorys und das Gebüsch sie von der Straße abschirmten. Dann stieg er ab und half schnell erst ihr, dann Pearl vom Pferd. »Haltet die Pferde fest und sorgt dafür, dass sie ruhig bleiben.«
    Der Regen tröpfelte ihr in den Nacken. Die Stute begann zu grasen. Von der Straße war kein Laut zu hören. Sie sah Yves fragend an, aber er schüttelte den Kopf und bedeutete ihr, still zu sein.
    Endlich hörte sie Zaumzeug klirren und Hufschlag, beides durch den Regen gedämpft. Durch die Blätter konnte sie eine Gruppe Reiter erkennen, die die ganze Straße einnahmen. Acht Reiter, oder waren es neun? Einige von ihnen sangen ein fröhliches Lied, so falsch, dass sie fast lachen musste. Sie blickte Yves noch einmal an, der sein Gewehr herausgezogen hatte. Was um Himmels willen war hier los?
    Er hielt die Waffe im Anschlag, bis die Männer vorbeigezogen waren. Als er sie zurück in die Halterung schob, stemmte Marianne die Hände in die Hüften. »Was war das?«
    Der Regen troff ihm von der Hutkrempe, von der Nasenspitze. Alles war nass, aber die Luft war kühl und belebend. Die Farben des Waldes waren frisch und tief, so tief wie der Schimmer in Yves wütenden Augen.
    »Hat dir noch nie jemand was über Frauen erzählt, die allein reisen? Über böse Männer? Über …« Er sah Pearl an und schwieg. Marianne wusste, was er hatte sagen wollen. Vergewaltigung.
    Sie brachte nur einen lahmen Protest zustande. »Ich habe doch die Flinte dabei.« Er schnaubte verächtlich.
    »Das waren doch nur Reisende«, argumentierte Marianne. »Wie kommst du darauf, dass sie Böses im Schilde führen? Ich hätte …«
    »Du hättest tot sein können, du und Pearl, alle beide. Was glaubst du, hätten sie mit euch gemacht, wenn sie mit euch fertig gewesen wären?«
    Er schüttelte den Regen von seinem

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