Melville
zitternd
„Schmerz...
Panik... Angst... solche Angst...”. Fest presse ich die Zähne
aufeinander, ich muss funktionieren. Ich reiße ihn wieder hoch. An
der Absperrung erkenne ich eine schwarze Limousine, wie sie die
Grenze passiert und langsam auf uns zu rollt.
„Wir
sind noch nicht fertig!“ und ergreife wieder seinen Arm.
Ich
renne mit ihm zu Benedicts Haus und heftig klopfe ich an die Tür.
Sein Butler öffnet sie umgehend und will mich mit unwichtigen
emotionalen Aussagen überhäufen. Ich werfe die Tür ins Schloss und
schließe ab. Ich ignoriere den Ghul einfach und gehe mit Daniel hoch
in das Arbeitszimmer meines Erzeugers. Und was würde ich jetzt alles
dafür geben, dass er einfach dort sitzt und auf mich wartet. Das
alles nur eine Täuschung war, ein Missverständnis.
Ich
drücke die Tür auf.
„Mach
es nochmal!”.
„Was
soll ich denn machen, Melville? Was erhoffst du dir davon?”.
„Ich
muss sicher gehen, dass es ein Irrtum ist, verstehst du? Es darf
nicht er sein. Ich will dass du mir sagst, dass er in Sicherheit ist
und du weißt wo er ist!”.
„Melville,
ich...”.
„Tue
es einfach und sag mir, dass ich nicht gelacht und gefeiert habe,
während mein Erzeuger elendig krepiert ist!”. Ich spüre die
Feuchtigkeit in meine Augen schießen und wende mich ab. Doch keine
Träne verliert sich, ich darf nicht schwach sein!
Ich
höre wie Daniel zum Schreibtisch geht und drehe mich wieder zu ihm.
Er lässt seine Finger über die Dokumente schweifen. Er berührt sie
nicht wie eben den Autositz. Was macht er da?
„Jemand
war hier!“, sagt er plötzlich.
„Was?
Wer?”.
„Jemand
fremdes. Jemand, der nicht hierher gehört. Er hat das Gefüge der
Daten zerstört... er hat sie mitgenommen, die Wahrheit.”.
„Welche
Wahrheit... verdammt Daniel, sprich deutlich!”.
„Mehr
sehe ich nicht... Tut mir leid.”.
Ich
schubse ihn beiseite und beginne in den Unterlagen zu wühlen. Ich
werfe die unwichtigen Dokumente zu Boden und die anderen auf den
Tisch. Doch ich weiß nicht, ob sie wirklich wichtig sind. Nach einer
ganzen Weile berührt mich Daniel und legt einen Arm auf meine
Schulter.
„Mein
Beileid, Melville.”.
„Fass
- mich - nicht - an!”. Ich suche weiter, unsicher, was eigentlich
genau. Er verlässt derweil das Zimmer. Ich gehe die Liste der
letzten Telefonaktivitäten durch. Um halb Neun hatte er noch
telefoniert. Nummern von Geschäftspartnern und anderen Ventrue.
Nichts Ungewöhnliches. Ich setze mich auf seinen Stuhl und halte
einen Moment inne. Kurz berühren meine Fingerkuppen die Kante seiner
Schreibtischplatte. Ein Schauer durchfährt mich und die Gedankenflut
lässt sich kaum abschirmen. Da höre ich die Türklingel im
Erdgeschoss. Ich muss mich beeilen. Ich greife nach Benedicts
Ersatzkoffer und stopfe willkürlich einige der Dokumente hinein.
Kaum
bin ich wieder auf dem Flur, rufe ich nach Daniel. Verstumme aber
sofort, als ich Rufus Stimme unten hören kann. Nur aus dem
Augenwinkel sehe ich Daniel, wie er hinter der angelehnten Tür
meines ehemaligen Zimmers auf meinem Bett sitzt. Er wirkt etwas
geistesabwesend.
Was
erlaubt er sich, hier seine Fähigkeiten anzuwenden?
Ich
trete in das Zimmer und rufe
„Was machst du da? ... hör auf.
Hör auf!”, lasse den Koffer fallen und schüttele ihn.
Doch
er bleibt apathisch und sagt nur kaum hörbar
„Du
hast ihn geliebt... und du hast ihn gehasst...”. Schwer trifft ihn
die Ohrfeige. Es wirft ihn seitlich auf das Bett. Er wischt die
Bluttropfen an seiner Nase ab, als ob es nichts wäre. Ich hebe
drohend erneut meine Hand.
„Sag
das noch einmal... noch einmal und ich bringe dich um!”. Er
betrachtet mich nur mitleidig, steht auf und geht. Lässt mich allein
zurück, allein in diesem Zimmer voller Erinnerungen.
Ich
höre Rufus meinen Namen sagen und ich zwinge mich dazu, wieder
Haltung annehmen zu können. Er tritt in das Zimmer.
„Melville,
was machst du denn hier?”.
„Ich...
ich wollte nur sicher gehen, dass keine Daten verloren gehen.“ und
deute auf den Koffer.
„Aber
darum wird sich doch gekümmert. Das musst du jetzt wirklich nicht
machen.”. Er geht auf mich zu, legt kurz eine Hand an meinen Arm
und sagt
„Wir
müssen jetzt stark sein, für Benedict.”. Ich sehe ihm lange in
die Augen, sie wirken kalt und tief. Keine Regung huscht über sein
Gesicht.
„Ja,
für Benedict.”, sage ich und gehe zur Tür.
„Darum
werde ich mich kümmern. Belaste dich jetzt damit nicht, das erwartet
niemand
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