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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Stift hervor und nuschelt
dabei etwas
    „Verdammter
Polizeistaat... das ist diese Domäne... ein Polizeistaat. Da zieht
man mal für ein paar Monate um, schon hat man euch Spitzel am
Hals.”.
    „Hey,
wir machen auch nur unseren Job, okay?“, wirft Vanessa plötzlich
ein. Unterstützung hätte ich eigentlich gerade von ihr nicht
erwartet.
    „Und
was verdient ihr? ... Die ganze Kohle, die ihr aus dieser Stadt
presst und es wird für vier Typen verpulvert, die Adressen
eintreiben...“ und er lässt verächtlich Luft durch seine Zähne
pfeifen. Dann drückt er mir den Zettel in die Hand, wirft den
Zigarettenstummel zu Boden und fragt genervt
    „War‘s
das?”.
    „Ja,
Mr Baulder, Sie können wieder gehen.”. Er geht zielgerichtet
zurück zum „Blue Rose” und rammt dabei Daniel ein wenig an der
Schulter, so dass dieser einen Ausfallschritt machen muss. Ein
Fehler.
    „Mr
Baulder?“, sage ich wieder zu ihm. Meine Stimme ist vollkommen
ruhig.
    „Was
denn noch?”.
    „Sie
haben gerade ein Klüngelmitglied tätlich angegriffen.”.
    „Ach
Quatsch, Melville, is schon okay...“, sagt Daniel ganz leise zu
mir, doch es geht mir um das Prinzip, dass man uns nicht
herumschubsen darf. Der mangelnde Respekt unserer Domänenmitglieder
heute Nacht, hat mir ehrlich gesagt einen kleinen Schock versetzt. So
kann es nicht sein.
    „Willst
du mich verarschen?”.
    „Was
führt Sie zu dem Irrglauben, dass Sie mich duzen dürften?”. Ich
gehe langsam auf ihn zu und Vanessa scheint sich in Bereitschaft zu
bringen und umgreift die Bierflasche fest.
    „Und
was wollen Sie jetzt von mir?”.
    „Wenn
Sie sich nicht angemessen und aufrichtig bei meinem Klüngelmitglied
entschuldigen, werde ich dafür sorgen, dass sie die Nacht und den
Tag in Gewahrsam verbringen!”. Ich bin mir zwar nicht wirklich
sicher, ob ich diese Kompetenz überhaupt habe, aber ich lasse es
darauf ankommen. Schweigend betrachtet mein Klüngel die Szene und
jeder bereitet sich auf seine Weise auf eine mögliche
Auseinandersetzung vor.
    Wenn
Daniel nicht den Mumm dazu hat, für den Respekt zu sorgen, den er
als offizieller Klüngler verdient, dann werde ich das
stellvertretend für ihn tun. Eine Weile vergeht, in der ich Mr
Baulder eingehend in die Augen starre, bis er schließlich nachgibt.
    „Schon
gut Mann, schon gut.”. Dann wendet er sich Daniel zu und sagt
    „Tut
mir leid, dass ich Sie angerempelt habe. Kommt nicht wieder vor.”.
    „Okay,
kein Problem.“, antwortet Daniel nur eingeschüchtert.
    „Dann
noch einen schönen Abend und weiterhin viel Erfolg beim
Drogenhandeln, Mr Baulder.“, sage ich mit einem zahnbetonten
Lächeln.
    Er
dreht sich nur um und verschwindet schnell im Gebäude, bevor ich ihn
noch einmal zurückrufen kann.
    „Ich
will nicht wissen, wie du mit deinen Feinden oder deiner
Geschäftskonkurrenz umgehst, Melville.“, sagt Andrew und ich höre
ein leises ‚Danke‘ von Daniel. Vanessa sieht mich anerkennend an.
Doch deswegen habe ich es nicht getan. Es ist einfach eine Frage von
Anstand und Höflichkeit. Zwei Dinge, die diesem Mann offenbar
fehlen.

    Wir
beschließen nach Hause zu fahren und es für heute gut sein zu
lassen. Und ehrlich gesagt, diese Aufgabe bringt auch mich nicht
dazu, uns zu mehr Durchhaltevermögen anzutreiben. Wir sitzen noch
etwas beieinander und reflektieren die unmöglichsten Situationen.
Und sie schaffen es sogar, dass ich über Mr Artineau und sein
Marmor-Bordell lachen kann. James ist es schließlich, der mich an
die Uhrzeit erinnert und ich bedauere es ein wenig, schon gehen zu
müssen. Ob sich dieser Umstand eigentlich wieder abändern lässt?

Sturm

    „Oh
verdammt...”, sage ich laut. Ich bin gerade aufgestanden und habe
in meinen digitalen Kalender gesehen. Etwas, das ich leider die
letzten Nächte versäumt habe. Heute steht das Jahresmeeting der
Führungseliten in meiner Firma an und ich hatte mir fest
vorgenommen, trotz meiner dezenten Verpflichtung teilzunehmen. Ein
paar Worte werden auch von mir erwartet, ich bin immer bemüht, meine
besten Leute motiviert zu halten. Ich habe es aber einfach vergessen.
    „James!”,
rufe ich laut, während ich bereits in das schlafzimmereigene Bad
gehe. Ich höre ihn schließlich aus meinem Schlafbereich antworten
    „Ja,
Mr Lancaster?”.
    „Meinen
besten Geschäftsanzug, hochglanzpolierte passende Schuhe, dunkelrote
Krawatte. Legen Sie meine bereitgestellten Unterlagen, die in dem
schwarzen Lederordner auf meinem Schreibtisch im Arbeitszimmer,

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