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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Unnachgiebig drücke ich ihn auf
die Rückbank und nur wie nebenbei höre ich Andrew hinter mir, wie
er meinen Namen ruft. Doch mein Wagen setzt sich bereits wieder in
Bewegung, kaum habe ich die Tür geschlossen. Ich schreie dem Fahrer
zu, dass er zu Benedicts Haus fahren soll. Ich starre geradeaus und
nehme Daniel und meine Umgebung nicht wirklich wahr.
    „Was...
was ist denn los?”, fragt er zögerlich.
    „Halt
die Klappe. Halt die Klappe!“, sage ich lauter werdend.
    „Ich
muss nachdenken!”. Er verstummt sofort wieder.
    Eine
Autobombe? Wie lächerlich, nein, so kann Benedict nicht gestorben
sein. Sicher war das nicht einmal sein Wagen. Rufus muss sich irren.
Ich krame mein Telefon hervor und wähle Benedicts Handynummer. Die
Mailbox springt an.
    „Scheiße!”.
Daniel zuckt kurz. Dann rufe ich seine Festnetznummer im Büro an,
doch nur eine Tonbandansage teilt mir mit, dass das Büro
außerplanmäßig geschlossen ist und auf unbestimmte Zeit auch
bleibt. Wütend schlage ich einmal auf den Sitz vor mir ein. Dann
wähle ich die Festnetznummer in seinem Haus. Sein ghulischer Butler
geht an das Telefon.
    „Für
Cansworth, wie kann ich Ihnen weiterhelfen?”.
    „Hier
ist Melville, wo ist Benedict?”, rufe ich laut in den Hörer. Die
Stimme des Butlers wird plötzlich ganz weinerlich und er sagt
    „Gott
sei Dank, Sie sind es. Mr Cansworth... ich kann es kaum
aussprechen...”.
    „Tun
Sie es, verdammt!“ und ich raufe mir durch das Haar, immer und
immer wieder.
    „Mr
Cansworth... es gab einen lauten Knall und Feuer... ich habe es nur
aus der Entfernung gesehen. Es tut mir so leid, Mr Lancaster.”. Und
um dem Gefühl der inneren aufkeimenden Verzweiflung entgegen zu
wirken, fange ich laut an zu schreien.
    „Nein!
Nein! Nein! Niemals! Nicht er!“ und breche mein Smartphone dabei
vor unkontrollierbarem Zorn in der Mitte durch. Krachend gibt der
Kunststoff nach und ich werfe die Überreste knapp an Daniel vorbei
an die Scheibe hinter ihm und er muss sich ducken.
    „Fahren
Sie schneller, verdammt!“, rufe ich nach vorne und mein Fahrer
beschleunigt gehorsam.

    Aus
der Entfernung kann ich die Blaulichter sehen, die Absperrung und
einige Schaulustige.
    Geht
nach Hause und seht eure bescheuerten Soaps, ihr sensationsgeilen...
Menschen!
    Mein
Fahrer stoppt an der Absperrung und nach Daniel greifend steige ich
aus. Er kann sich mir nicht entziehen. Ein Polizist stellt sich mir
in den Weg. Umgehend bekommt er meine Fähigkeiten zu spüren. Ich
starre ihn an und schreie
    „Aus
dem Weg!”. Und er gehorcht und hebt sogar das Absperrband für mich
an. Daniel kommt durch meinen festen Griff immer wieder aus dem
Gleichgewicht, aber ich zerre ihn weiter.
    Und
da sehe ich sie. Die Überreste seines Wagens. Sofort erkenne ich das
Nummernschild. Merkwürdigerweise arbeitet kein Klüngel an dem
Fahrzeug oder die Geißel... oder... oder wer auch immer! Der Wagen
steht einfach so da, ausgebrannt und leer. Die Absperrung ist
weitläufig, nur ein Abschleppwagen steht etwas weiter entfernt
bereit. Ich lasse Daniel los, der auch langsam zu begreifen scheint.
    „Oh
mein Gott, Melville, ... was ist hier passiert?”.
    „Sag
du es mir!“, fahre ich ihn an.
    „Mach
deinen Hokuspokus und sage mir, was du siehst! Ich verlange es!”.
    „Ich
weiß nicht, ob das so klappt.”.
    „Bring
mich nicht dazu, dich zwingen zu müssen!”, zische ich ihm scharf
entgegen. Er sieht mir erschrocken in die Augen, doch wendet sich
dann schließlich dem Autowrack zu.
    Vorne
im Wagen sieht man noch die, bis auf das Skelett heruntergebrannten
Überreste seines Fahrers. Doch ich wende den Blick lieber schnell
wieder ab. Ich betrachte Daniel, wie er quälend langsam nach
Hinweisen sucht.
    „Mach
schon!“, fahre ich ihn wieder an. Er bückt sich sichtlich
überfordert in den Wagen hinein, legt eine Hand auf die Rücksitze
und schließt die Augen.
    Nervös
gehe ich auf und ab, dabei trete ich auf etwas am Boden. Ich hebe den
Fuß an und weiß sofort, was es ist.
    Benedicts
Armbanduhr, halb verbrannt. Das Glas ist gesprungen und das Armband
in mehrere Teile zerbrochen. Ich beuge mich herunter und hebe sie
schweigend auf. Die Zeiger stehen auf Viertel nach Neun. Zaghaft
streiche ich den Schmutz von der Uhr und betrachte sie
gedankenverloren.
    Da
höre ich Daniel schreien, wie er sich vor Schmerz am Boden krümmt.
Ich packe die Uhr in meine Tasche.
    „Daniel!“,
rufe ich und beuge mich zu ihm. Da öffnet er panisch die Augen und
sagt

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