Melville
durchtränkt wird.
Es tut herrlich weh, es beherrscht mich und vor allem ist es sehr
erregend. Ich stöhne auf. Dann öffne ich die Augen. Ich sehe alles
gestochen scharf, als hätte ich mein ganzes Leben zuvor keine Brille
aufgehabt. Ich erkenne jedes Detail im Raum. Mein Körper rebelliert,
doch ich spüre die Macht in mir aufkeimen. Ich fühle mich plötzlich
voller Energie, voller Tatendrang. Ich springe auf, ich muss einfach,
drehe mich und sehe wie er am Schreibtisch sitzt und Dokumente
durchsieht.
Da
rauscht es plötzlich in meinen Innereien. Wie ein Schlag in den
Magen bleibt mir die Luft weg, ich sinke kniend auf die Couch. Nur
ein leises Seufzen entfährt meinem Leib.
„Das
kann beim ersten Mal schon passieren. Du gewöhnst dich daran.“,
ruft er durch den Raum. Ich würge, noch bekomme ich keine Luft und
halte mich an der Rückenlehne fest. Meine Muskeln spannen sich an,
doch mein Brustkorb will sich einfach nicht heben. Ich habe das
Gefühl, dass ich jetzt sterben muss. Mein Körper wehrt sich gegen
sein Blut. Ich röchele und sinke auf der Sitzfläche zusammen, die
Hände um den Hals
gelegt. Vielleicht hat er mich ja auch nur vergiftet? Dann reiße
ich den Kopf nach hinten, nehme alle Willenskraft zusammen und atme
tief durch. Wie lauter kleine Nadelstiche öffnet sich meine Lunge
für die Welt, fast widerwillig. Es riecht nach allem und nach
nichts. Es sind viel zu viele Eindrücke, um sie alle auf einmal zu
verarbeiten. Ich rieche das Holz und das Leder, sein Parfum, mein
Duschgel und ja, das Blut kann ich auch noch riechen. Ich begreife
nur langsam, was passiert ist. Ich beruhige mich wieder etwas. Ich
versuche weiter zu atmen. Ich fühle mich, als könnte ich mir selbst
dabei zu sehen, wie das Schicksal gerade launisch darüber entschied,
ob ich leben oder sterben sollte. Ich sehe ihn wieder an, er lächelt.
Und ich spüre förmlich, wie sich der erste Eindruck nach dem Genuss
seines Blutes verändert. Fühle die Verbundenheit und die
aufrichtige Treue, die ich ihm entgegenbringen möchte. Ich gehöre
ihm, Benedict.
„Höre
mir gut zu und lerne, Melville, dieses Wissen wird sehr wichtig für
dich sein.”. Ich bin in Benedicts Haus gezogen, natürlich habe
ich, auch schon rein aus praktischen Gründen, noch meine eigene
Wohnung, aber ich sehne mich in die Nähe meines Mentors. Der mich
immer wieder von seinem Blut, meinem Glück, kosten lässt.
Wir
sitzen am großen Konferenztisch in seinem Arbeitszimmer und wieder
lehrt er mich die Fakten, die seine Welt ausmachen.
„Du
bist jetzt ein Teil der Camarilla, eine ehrbare und hoch
schützenswerte Institution, die von jetzt ab das Wichtigste in
deinem Leben sein sollte. In ihr vereint sind die besten und reinsten
Clans, unter denen sich die Kainiten aufteilen.”
„Kainiten?“,
frage ich nach. Er hat mir gesagt, dass ich alles erfragen soll, das
ich nicht kenne und ich nutze dieses Recht reichlich.
„Ein
Synonym für Vampire, Untote, abgeleitet von der überholten Annahme,
wir würden von Kain abstammen, dem Brüdermörder aus dem Alten
Testament. Jedenfalls ist die Camarilla in sieben Clans unterteilt.
Als Erstes sind die Ventrue zu nennen, der höchste Clan von allen.
Und das sage ich nicht nur, weil ich einer von ihnen bin. Wir
herrschen mit Würde und Achtung, unsere Aufgabe ist es, mit der
Verantwortung belastet zu werden und gleichzeitig die Statuten der
Camarilla aufrecht zu erhalten. Wir kontrollieren die Medien und
sorgen dafür, dass die Menschen nicht zu aufmerksam werden. Ventrue,
der Clan der Könige. Unser Symbol ist das Königszepter, genauso wie
Macht, Reichtum und Einfluss.”. Er lässt eine bedeutungsschwangere
Pause auf mich einwirken, bevor er mit der Erläuterung fortfährt.
„Toreador,
der Clan der Rose, meist für die künstlerische und kreative
Ausprägung innerhalb der Domäne zuständig. Ach ja, die
Camarillagruppierung einer Stadt nennt man Domäne. Du bist jetzt ein
Teil der Domäne London, Melville.“, er lächelt mir zu und ich
fühle wie mir vor leichter Entzückung das Blut in den Kopf schießt.
Nur fast wie nebenbei erkenne ich, dass seine Nasenflügel sich
leicht bewegen.
„Auch
Toreador geführte Domänen sind üblich, auch wenn doch eher die
Ventrue die politische Herrschaft haben sollten. So wie es hier auch
der Fall ist. Die Toreador sind doch eher etwas zu verspielt und
freizügig in einigen Entscheidungen, so dass es schnell mal ein
Durcheinander geben kann. Der Clan der Rose, also ist auch die
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