Melville
vom Assistenten von Herrn Hoffmann.
Eher von minderem Ruf und Rang. Das sollte also weiter keine Probleme
bereiten.“. Man könnte meinen, wir würden über banale Dinge
plaudern, doch eigentlich planen wir gerade den Mord an einer
Ventruekollegin.
Doch
Liam sieht nicht besonders schockiert aus, nur fragend.
„Ich
dachte, Claninterna sind von unseren Regeln etwas ausgenommen?“.
„Nicht,
wenn man uns angreift, Liam, dann dürfen wir uns wehren.”.
„Wie
soll ich denn... also, wie soll ich sie denn... bekämpfen?“.
Interessant, die Benennung seiner baldigen Taten bringt ihn immer
noch aus dem Gleichgewicht und es hapert dann an seinen
Formulierungen. Meistens aber nur mir gegenüber. Sein Respekt und
seine Hörigkeit vermitteln ihm ein Gefühl der Nervosität.
„Du
wirst sie dir unauffällig schnappen und an einem sicheren und vor
allem anonymen Ort leer trinken. Trinken bis sie zu Asche zerfällt.“.
„Haben
Sie so etwas schon einmal getan, Herr Lancaster?“. Ich überlege
kurz, ob es klug ist ihm davon zu erzählen, doch ich denke, dass es
ihm bei seinem jetzigen Plan hilft, wenn er weiß, dass er sich mit
diesem Verhalten meinem annähert.
„Ja,
das habe ich. Ich trank, dann schlug ich und dann trank ich wieder.
Bis er starb.“.
„Tatsächlich?
Mit den Fäusten?”, ich seufze kurz.
„Ja,
Liam, mit den Fäusten. Hältst du mich für so verkümmert, dass ich
das nicht schaffen kann? Oder unterschätzt du deinen Clan so sehr?“.
„Nein!
Nein, natürlich nicht!”, wirft er schnell ein.
„Weißt
du, früher waren unter den Ventrue viele Feldherren und
Schlachtgelehrte. Sie waren sowohl geistig als auch körperlich
gestählt. Und zusammen mit unseren Disziplinen legten sich ihnen
ganze Armeen zu Füßen.“.
„Ja,
Herr Lancaster, ich verstehe.”.
„Du
wirst dir einen Plan überlegen, wie du vorgehen möchtest. Erfahre
viel über sie, nutze dein Geld und deine Kontakte. Studiere ihre
Gewohnheiten, ihren Nachtablauf. Und dann schnappe zu wie eine Falle
und lasse sie nicht mehr gehen. Du planst es, präsentierst es mir
und wenn alles passt, werden wir alle notwendigen Schritte
einleiten.“.
„Ja,
Herr Lancaster, ich werde mich dann mit den Ergebnissen bald bei
Ihnen melden. Ich danke Ihnen.“. Er erhebt sich und reicht mir die
Hand.
„Bis
vier Uhr dann.“, erinnere ich ihn an unsere Abfahrtszeit. Er
verlässt mein Büro. Ich grinse, erst dezent, dann immer breiter.
Bis ich mir schließlich auch ein Kichern und schlussendlich ein
kehliges Lachen nicht verkneifen kann. Mit keinerlei Worten hat er
nach der Notwendigkeit gefragt. Er akzeptiert ihren Tod, als Preis
für ihr dreistes Verhalten. Vor einem Jahr hätte er sich noch vor
sie geworfen, um sie vor jemanden wie ihn heute zu beschützen. Es
ist zu köstlich.
Warnung
Ich
wache zitternd auf, viel zu früh. Etwas hat mich aus meinem Schlaf
gedrängt. Ich blinzele, die Glieder bleiern, müde. Ich muss wieder
schlafen, doch da war irgendetwas. Eine Stimme, ja eine Stimme. Ich
sehe mich in meinem Schlafzimmer um, die Fenster sind lichtdicht
verdeckt, so wie es sein sollte. Ich schalte die Lampe auf meinem
Beistelltisch an. Niemand ist zu sehen. Doch... diese Stimme. Habe
ich nur geträumt? Und was heißt ‚nur‘? Ich erlebe seit meiner
Verwandlung keine Träume mehr.
Die
Stimme hat etwas gesagt, verzweifelt versuche ich mich zu erinnern.
Als wäre es eine Begegnung gewesen, hundert Jahre her, versuche ich
mich an die Details zu erinnern.
„Du...”,
ja, das war das Erste was sie sagte.
„Du
bist...”. Und weiter? Ich lege meine Hände an die Schläfen, gerne
würde mein Körper sich wieder zur Ruhe legen, doch mein Verstand
lässt es nicht zu. Auf dem Rücken liegend blicke ich zur Decke und
meine Gedanken ziehen sich zäh wie heißes Gummi. Irgendetwas
Furchtbares hatte ich gesehen, als ich die Stimme hörte. Einen
brennenden Hintergrund, Flammen, ja, es war sehr heiß gewesen.
„Du
bist... du bist... schuld.“,
...
Melville
.
Ja,
das sagte sie zum Abschied. ‚Du bist schuld, Melville‘. Ich
schlucke schwer. Und ich weiß wieder, was ich in den Flammen gesehen
habe. Liam. Liam wie er elendig verbrennt. Er schreit, er ruft meinen
Namen, doch ich höre nur die andere Stimme. Seine Haut bricht auf,
seine Hände zerfallen zu Staub, ich sehe es wieder realistisch vor
mir. Ich habe das Gefühl zu ersticken und bemerke den schalen
Geschmack seiner Asche auf meiner Zunge. Ich werfe die Decke vom
Bett, doch es hilft
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