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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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könnte... Ich muss
selbst versuchen, es zu verstehen.” und mit diesen Worten beuge ich
mich nach vorne und massiere meinen Nasenrücken. Immer wieder
huschen die Bilder meiner Jagdbeute durch meine Gedanken. Angst,
Blut, Dunkelheit. Ihre panischen Gesichter gefolgt von ekstatischer
Lust und Stöhnen, während ich von ihnen trinke. Und diese Übelkeit,
diese verdammte Übelkeit, wann das Blut mal nicht ganz so passend
ist. Widerlich. Ich fühle mich immer noch nicht ganz wieder normal.
    „Ich
habe Nora Bescheid gesagt, dass Sie heute verhindert sind, Herr
Lancaster, sie hat alle Termine für Sie verschoben. Denken Sie, dass
jetzt wieder alles in Ordnung ist?”, ich blicke zu ihm. Seine
leidigen Augen, sein Mitgefühl; nur die Blutsbande sprechen aus ihm,
da bin ich mir sicher. Ich lächle gequält.
    „Natürlich,
Liam. Es ist alles wieder in Ordnung. Ich brauche nur etwas Erholung,
dann wird alles wieder gut.“. An seinem Gesichtsausdruck erkenne
ich, dass er meinen subtilen Sarkasmus verstanden hat, sage aber
schließlich noch
    „Nein
wirklich, Liam, mach dir keine Sorgen. Auch ein Vampir kann mal eine
schlechte Nacht haben.“.
    „Wirklich,
Herr Lancaster?”.
    „Ja,
Liam. Komm, erzähl mir lieber, was du bis jetzt über Frau Kolbhöfer
weißt.” und ich erhebe mich. Ich hoffe, dass ich ihn mit diesem
Themenwechsel ein wenig von mir ablenken kann. Er erhebt sich auch.
    „Natürlich.
Ich habe die Unterlagen in meinem Zimmer, soll ich sie schnell
holen?“.
    „Ach,
weißt du was Liam, viel lieber würde ich gerne mal dein Zimmer
sehen. Sehen wir uns die Daten dort an.“ und laufe bereits die
Treppen hinauf. Er bleibt erst kurz verdutzt stehen, folgt mir aber
dann doch schnell nach.
    Ich
öffne die Tür, eigentlich habe ich mich nie dafür interessiert,
wie Liam das Zimmer umgestaltet hat, doch irgendwie bin ich jetzt
neugierig. Ich weiß zwar, dass es gesellschaftlich nicht zum guten
Ton gehört, einfach in das Zimmer von jemandem zu gehen, auch wenn
es im eigenen Hause ist, aber das leicht Schelmische reizt mich. Und
es lässt mich vielleicht etwas besser erkennen, wer Liam eigentlich
ist.
    Das
Zimmer ist fast nur in Grautönen gehalten, ebenso die Wände und der
Boden. Nur einige dezente Farbakzente auf dem Bett, dem Schreibtisch
und in den Regalen lockern das einheitliche Dunkel etwas auf. Das
Bett ist nicht gemacht, ich weiß, dass Liam James angewiesen hat,
sein Zimmer von der täglichen Reinigungsroutine auszunehmen. Doch
hätte ich ihn so eingeschätzt, dass er die nötige Sorgfalt einfach
selber aufbringen wird. Aber sei es drum.
    Viele
Ordner und Bücher füllen die Regale, der Schreibtisch ist belegt
mit Dokumenten und der Rechner ist ausgeschaltet. Ich gehe einige
Schritte in das Zimmer hinein, da sehe ich es auch schon. Ein
aufgeschlagenes Sammelsurium an Bildern und Zeitungsartikeln auf
seinem Bett, feinsäuberlich eingeklebt und anscheinend auch mit
Datum und Kommentaren versehen. Ich gehe näher heran.
    „Herr
Lancaster, bitte ich...”, Liam versucht sich an mir vorbei zu
drücken, doch bevor er den Ordner zusammenschlägt und schnell im
Regal verschwinden lässt, erkenne ich noch, dass alle Artikel,
Bilder und Hinweise anscheinend auf Ventrue aus unserer Domäne
zurückzuführen sind. Auch auf meine Person. Meine Gesichtszüge
verhärten sich, ich gehe dichter an Liam heran, während er sich dem
Regal zugewandt hat.
    „Was
soll das, Liam?“, zische ich scharf.
    „Wozu
sammelst du diese Daten, willst du mich oder andere erpressen?
Herrje, habe ich mir am Ende selber einen Feind ins Haus geholt?“.
Er dreht sich zu mir um. Ich blicke in das Regal und erkenne, dass es
wohl nicht nur ein Ordner ist. Band eins bis vier erkenne ich, alle
mit dem Hinweis Frankfurt/ Ventrue und der fortlaufenden
Nummer auf dem Rücken. Dann blicke ich wieder Liam an, ich merke,
dass ihm mein Blick fast schon körperlich wehtun muss. Ich bin
wütend, überrascht.
    „Nein,
Herr Lancaster, so ist es nicht...”.
    „Wie
dann, Liam?“, schreie ich ihn fast an, er zuckt leicht.
    „Wer
hat dir aufgetragen, diese Daten zu sammeln? Fast der gesamte Clan
muss darin stecken, auch ein Foto von mir habe ich gesehen. Ich
blinder Narr hab dir vertraut!”. Bespitzelt er alle heimlich um
sich herum?
    Ganz
leise und eingeschüchtert antwortet Liam
    „Niemand
hat mir etwas aufgetragen... ich sammle die Informationen nur für
mich... privat.”.
    „Privat?“.
Ich schnaube verächtlich.
    „Damit
du uns alle

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