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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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für ihn einpackt. Erkundigt sich immer
wieder bei mir, was wir genau vorhaben, damit er nichts vergisst.
Arbeitet sich neugierig durch Internetseiten und einen großen
Reiseführer, den ich ihm geschenkt habe. Etwas amüsiert beobachte
ich ihn bei seinem Treiben.
    „Danke,
dass du das wirklich mit mir machst, Melville. Ich weiß es wirklich
zu schätzen... der ganze Aufwand... und ich bin ja auch nur ein
Küken... ich danke dir.”.
    „Dein
Status ist für mich vollkommen unerheblich, Liam. Außer, dass ich
dich solange noch mehr beschützen und auch noch einiges lehren muss,
bist du für mich ein respektables, ehrbares Wesen. Und du hast es
nicht verdient, egal ob Küken oder nicht, schlecht behandelt zu
werden.”. Komisch, als ich ihn das erste Mal traf, wollte ich ihn
zu meinem Werkzeug machen, nicht zu Etwas, das ich respektiere. Meine
Veränderung, sicher ausgelöst durch das Erlebte mit Jonathan,
erschreckt mich selbst ein wenig.
    Ganz
verlegen klappt er den Reiseführer zu und blickt mich an.
    „Wir
haben nie darüber gesprochen... also über... naja, was vor deiner
Abreise nach Bristol passiert ist.”. Er sieht etwas betreten zu
Boden.
    Ich
will ihm nicht sagen, dass ich eine gewisse Immunität Blutsbanden
gegenüber bei ihm vermute, sondern antworte nur
    „Es
tut mir leid, ich habe ein wenig die Beherrschung verloren, als ich
deine doch vampirisch sehr einseitige Sammlung gesehen habe. Ich bin
immer noch kein Freund davon, aber wenn du es möchtest, kannst du
sie durchaus behalten.“.
    „Ich
danke dir, Melville.“. Und damit kann ich mir sicher sein, dass
eine Immunität besteht, denn würde er wirklich diese erzwungene
Hörigkeit zu mir empfinden, hätte er diese Sammlung in meiner
Abwesenheit bereits vernichtet. Ich werde versuchen dieses Wissen
nicht zu sehr in meine Meinung einfließen zu lassen, doch damit ist
er auch eine unberechenbare Gefahr. Oder kann ich es wagen ihm zu
vertrauen?

    Mit
dem Flugzeug geht es in zwei Stunden von Frankfurt nach Rom. Vom
Flughafen per Chauffeur ins Luxushotel. Ich lasse mich diese Reise
ein kleines Vermögen kosten, ich möchte nicht, dass uns etwas
missfällt oder wir andere Schwierigkeiten bekommen. Selbst James,
als mein persönlicher Butler, reist mit uns, um uns unseren
Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Wir müssen, durch
meine Vorarbeit und einer kleinen Spende an die Domänenkasse, nicht
einmal im Elysium vorstellig werden. Ich möchte politischen
Situationen oder Bedrohungen durch andere Kainskinder, egal von
welcher Fraktion, möglichst von vornherein gänzlich aus dem Weg
gehen.
    In
der Ankunftsnacht planen wir uns bereits das Kolosseum und das
Pantheon anzusehen. Von einer ortskundigen Toreador, Frau Montinari,
lassen wir uns leiten und erzählen. Ich finde ihr Englisch mit dem
italienischen Akzent durchaus charmant. Vor allem die ausgeschmückten
Erzählungen zu den Gladiatorenkämpfen im Kolosseum finde ich sehr
interessant. Liam scheint eh von fast jedem Fakt und jeden Blick den
er schweifen lässt gänzlich fasziniert zu sein. Begierig hängt er
an den Lippen unserer Betreuerin und fragt immer wieder nach, um kein
Detail zu verpassen. Die alten Gemäuer, eingelassen zwischen
Hauptverkehrsstraßen, mitten in der Innenstadt von Rom, vermitteln
den Eindruck, dass es durchaus möglich ist, ein Relikt aus alter
Zeit auch in der Gegenwart zu etablieren. Ein unerwartet beruhigendes
Gefühl.
    Auch
das Pantheon hat eine imposante Art, die es schafft, dass man sich
klein fühlt. Man blickt hinauf, durch die Kuppelöffnung den Sternen
entgegen und hat das Gefühl, alles was man tut oder tat ist
bedeutungslos, gegen die Weite des Alls und die Zeit, die sich hier
einem präsentieren. Ja, diese Stadt lässt einen philosophisch
werden. Ich erwische mich dabei, wie ich Liam immer wieder in
Augenschein nehme, wie er sich verhält, wie er sich bewegt. Doch er
lässt keine Zweifel an seiner unbekümmerten und dankbaren Art
erkennen. Und hin und wieder, wenn er dann neugierig zurückblickt
und über die Worte von Frau Montinari und den dargebotenen
Attraktionen breit lächelt, beginne auch ich jegliche Zweifel zu
zerstreuen und freue mich einfach mit ihm.
    Unsere
Reisebegleiterin gibt uns noch die nötigen Hinweise, wo wir uns
lieber nicht aufhalten sollten und wo besonders schöne Plätze sind,
die Nachts von den Menschen nicht überrannt werden. Denn einerseits
wollen wir dem Sabbat nicht in die Hände laufen, aber andererseits
auch nicht

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