Melville
architektonischen Meisterwerke ansehen.”.
„Das
ist nicht albern. Ich verstehe es durchaus. Ein interessantes
Reiseziel hast du.”. Ich schweige kurz und überlege.
„Ich
denke, da schließe ich mich an. Denn Urlaub kann ich wirklich
gebrauchen. Eine Abwechslung…”. Dass ich es eigentlich nicht
ertrage, nach den vergangenen Ereignissen meinem Clan treu
bereitzustehen, muss ich ja nicht erwähnen.
Etwas
sprachlos sieht mich Liam von der Seite an. Ja, ich bin mir bewusst,
dass mein Verhalten für ihn wirklich auffällig sein muss, aber ich
will gerade jetzt genau so sein. Normal.
„Du
wunderst dich sicher etwas, was mit mir los ist, oder Liam?”. Ich
sehe ihn nicht direkt an, nur in seine Richtung.
„Ich
wollte auf keinen Fall unhöflich sein und fragen, aber ja, du
scheinst verändert.”. Eine kurze Pause von ihm, dann sagt er
weiter
„Entspannter
vielleicht? Aber die letzten Wochen waren ja wohl auch sehr
anstrengend für dich. Es freut mich, dass es dir anscheinend besser
geht.”.
„Es
geht mir nicht direkt besser, aber ich habe nun den nötigen Abstand
zu gewissen Dingen, um mir ein aussagekräftigeres Gesamtbild meiner
Person zu verschaffen. Ich kann, denke ich, einige Dinge nun wieder
objektiver entscheiden. Ich hatte da etwas die Übersicht verloren.”.
„Ich
bin jedenfalls immer für dich da, Melville. Falls du eine Auszeit
möchtest, eine Art Sabbatical, dann kann ich die ganze Arbeit auf
mich nehmen und dir den Rücken freihalten, wenn es dein Wunsch
ist.”. Ich blicke ihn an. Vor einigen Nächten noch, hätte ich ihm
Übernahmeversuche meiner Firma unterstellt, jetzt interpretiere ich
seine Aussage so, wie er es sicher auch wollte. Trotzdem, der Gedanke
bleibt.
„Das
ist sehr freundlich von dir, Liam, aber ich denke, eine so lange
Auszeit wäre etwas übertrieben... und auch wenn du es bist,
überlasse ich meine Firma nicht gerne so lange jemand anderem, das
hat persönliche Gründe.”.
„Ich
verstehe, das ist natürlich kein Problem.”. Er schweigt wieder
eine Weile, die Straßenlaternen ziehen an uns vorbei, die Menschen
der Nacht. Ein Konzert muss in der Nähe gerade beendet worden sein,
viele Jugendliche sind unterwegs zu den öffentlichen
Verkehrsmitteln. Ich beobachte sie.
„Möchtest
du wirklich nach Rom?” fragt er mich.
„Warum
nicht? Vielleicht nicht ganz auf den Tourismus-Pfaden, aber angenehm
wäre es jetzt schon... vielleicht nächste Woche schon...”.
„Mit
mir?“, fragt er zögerlich.
„Natürlich,
Liam. Solange die Eurokrise Italien nicht in den Abgrund wirft,
sollten wir diese Chance nutzen.“ und ich lache leise.
Er
sieht mich an, seine Freude ist deutlich an seinen verschmitzten
Augen zu erkennen.
Non-morti a Roma
Zum
Glück ist das Reisen als wohlhabende Vampire deutlich angenehmer,
besonders in die großen Metropolen Europas. Gegen ein gewisses
Entgelt werden so nächtliche Führungen, Besichtigungen und das
Gefühl, nur weil man an die nächtlichen Stunden gebunden ist,
dennoch nichts zu verpassen, möglich. Vor allem die Toreador haben
sich auf dieses Geschäft spezialisiert.
Sogar
das vorübergehende Gast- und Jagdrecht lässt sich vor Reiseantritt
bei der Senegal der Domäne ‚Rom/ Vatikanstaat‘ erbitten. Auch
wenn es schon eine gewisse Brisanz in sich trägt, als Untoter den
‘Heiligen Stuhl’ zu beehren.
Eigentlich
gibt es dort keine richtig fest etablierte Domäne. Die Stadt Rom ist
kainitisch betrachtet in ständigem Aufruhr. Ein Ventrue Prinz, ein
mächtiger Lasombra Gegenspieler und der Clan der Giovanni als
Fraktionslose kämpfen dort um den ständigen Vorsitz. Zu unserem
Vorteil befinden wir uns gerade in einer Phase, in der die Camarilla
wenigstens die interessantesten Sehenswürdigkeiten abdeckt. Die
Einfachheit, mit der wir uns vor der Ankunft schon alles sichern
können, hat seinen Ursprung sicher auch in dem Gedanken, mögliche
Besucher fest ansiedeln zu können, um somit die Domäne gegenüber
dem Sabbat zu vergrößern. Doch wir haben ganz gewiss nicht vor, uns
dort dauerhaft einzurichten.
Liam
ist bereits in der Nacht vor der Abreise sehr aufgeregt. Durch sein
Studium und die harte Arbeit an seiner Karriere, war es ihm als
Mensch nicht vergönnt zu reisen. Und die Verwandlung schließlich
ließ ihm erst recht keine Möglichkeit zur freien geographischen
Entfaltung. Somit könnte man dies als ersten richtigen Urlaub für
Liam betrachten. Gewissenhaft wählt er Kleidung, Accessoires und
Kosmetik aus, die James dann
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