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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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auszusehen,
muss man auf solche Details achten. Ich lächle ihm wieder zu. Ich
weiß nicht warum, aber es ist ein schönes Gefühl wieder daheim zu
sein. Denn das ist Frankfurt in der Zwischenzeit mit Liam für mich
geworden, ein Zuhause. Und diese Zeitungsartikel sollen mir jetzt
egal sein. Ich habe mich eh etwas übermäßig aufgeregt, soll er
doch seine kleine Sammlung behalten.
    Wir
gehen gemeinsam zum Parkhaus. Er sagt kein Wort, obwohl er den
Eindruck macht, als ob seine Fragen am liebsten aus ihm heraus
sprudeln möchten.
    „Du
darfst ruhig mit mir reden, Liam.“, sage ich sanft.
    „Nachdem
was als Letztes passiert ist, war ich mir nicht sicher, ob sie Wert
auf eine Unterhaltung mit mir legen, Herr Lancaster.”.
    Ich
bleibe stehen, er tut es mir gleich und sieht mich fragend an. Ich
blicke erst kurz überlegend zu Boden und schaue dann wieder hoch in
sein erwartungsvolles Gesicht.
    „Ich
weiß, der Augenblick ist eigentlich denkbar unwürdig, aber ich
finde es wird Zeit. Ich würde es begrüßen, wenn du mich von jetzt
an mit meinem Vornamen ansprichst und mich duzt, Liam. Dieses Gefälle
innerhalb unserer Kommunikation haben wir, denke ich, nicht mehr
nötig.”.
    Seine
Augen werden groß, er schluckt leicht.
    „Ich
danke dir, Melville.“, sagt er und lächelt etwas verlegen.
    „Gerne,
Liam. Gerne.”.
    Wir
laufen weiter. Da er anscheinend immer noch nicht weiß, über was er
genau mit mir reden kann, fange ich ein Gespräch an. Ein normales,
banales Gespräch. Nichts über Macht, Feinde, Opfer oder andere
Dinge, die uns die letzten Monate und Gespräche bestimmt haben. Und
keine Stimme in mir schreit mich an, es nicht zu tun. Ich möchte
mich einfach etwas unterhalten und Liam so hoffentlich auch etwas
kennenlernen. Auch wenn das natürlich zwischen Flughafen und Haus
nicht klappen wird, aber wirklich für ihn und seine Vorlieben, habe
ich mich nie interessiert. Ich war zu sehr damit beschäftigt, meine
Lebensart in ihn zu pressen, als dass ich erkannt hätte, was ich da
eigentlich in ihm verdränge.
    „Wie
waren denn die zehn Nächte ohne mich? Du hattest ja quasi
sturmfrei.”.
    „Ich
habe meine Bestandslisten aktualisiert und viele Telefonate mit
Geschäftspartnern geführt. Der Akiro-Deal ist unterzeichnet und
demnächst wird die Finance-Bank-Group unsere kompetente Beratung mit
in Anspruch nehmen.“, berichtet er stolz.
    „Das
klingt hervorragend, Liam. Das hast du wirklich gut gemacht.“ und
er lächelt freudig.
    „Und
sonst? Waren James und Frank brav?”.
    „Ja,
das waren sie, aber warum sollten sie auch nicht?“, fragt er leicht
irritiert zurück.
    Der
Weg zum Parkhaus ist lang, dafür sind wenigstens die Flure nicht
ganz so überrannt wie sicher tagsüber. Ich bin eben schon mit einer
der letzten Maschinen gelandet, bevor das Nachtflugverbot greift.
    „Das
war auch eher als Scherz gemeint, Liam.“, antworte ich.
    „Oh.”,
kommt es als Aussage von ihm zurück. Aus seinen Reaktionen mir
gegenüber wird mir aber deutlich, dass ich mich anscheinend wirklich
ganz anders mit ihm in den letzten Monaten unterhalten habe. Wie
schaffe ich es jetzt, ihm meine abgeänderte innere Haltung zu
vermitteln ohne eingestehen zu müssen, dass der erste eingeschlagene
Weg keinen Erfolg bringen wird? Ohne dabei zu emotional zu werden,
müsste ich ihm auch erklären, was mich in den letzten Nächten dazu
brachte, mein Dasein zu überdenken, meine Pläne für die Zukunft.

    Frank
hält erst mir und dann Liam die Tür auf, damit wir einsteigen
können. Und dann beginnt unsere vierzigminütige Heimfahrt. Zum
Glück lockert Liam in der Atmosphäre des vertrauten Jaguars etwas
auf.
    „Wie
war es in Bristol, Melville?”. Ich habe ihm damals nicht verraten,
warum ich diese Reise antrete, nur, dass ich es tun werde.
    „Es
war sehr regnerisch, schmerzhaft und lehrreich. Mehr möchte ich dazu
nicht sagen, Liam.”, lächle ihm aber trotzdem sanft zu.
    „Werden
Sie... entschuldige... wirst du in nächster Zeit öfters
verreisen?”.
    „Nein,
ich denke und hoffe doch nicht. Jedenfalls nicht aus diesen
Beweggründen. Das war ja kein Urlaub.“.
    „Ja,
das verstehe ich. Ich habe Frankfurt seit... naja, seit der Zeugung
nicht mehr richtig verlassen. Und vorher immer nur kurze
Geschäftsreisen nach Irland und England.”.
    „Möchtest
du gerne einmal verreisen, Liam? Eine andere Stadt kennenlernen?”.
    „Auch
wenn es vielleicht albern ist, aber ich wollte immer mal nach Rom und
mir die Gemälde und

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