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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Abendspaziergänger, meist Familien

    Christian
Maifeld: Familien neigen ja zum Glück weniger zu Schlägereien und
Koma-Besäufnissen.

    Marlene
Kolbhöfer: Da haben sie Recht.

    Christian
Maifeld: Sind Sie denn dort öfters unterwegs?
    Dürfte
ich Sie um die Dreistigkeit bitten, Ihnen das „Du“ anzubieten?

    Marlene
Kolbhöfer: Natürlich, wir benennen uns ja schon beim Vornamen.

    Christian
Maifeld: Ja, aber es ist eine Frage der Höflichkeit, auch nicht
direkt zu Duzen :)

    Marlene
Kolbhöfer: Ich finde die Singvögel, die dem Tage hinterherweinen
sehr schön in diesem Park, aber momentan finde ich eher weniger
Zeit, wegen der Arbeit. Ich begnüge mich momentan mit meinem Vorort,
in dem ich regelmäßig joggen gehe.

    Christian
Maifeld: Oh, du treibst Sport. Das finde ich toll. Joggst du lange
Strecken?

    Marlene
Kolbhöfer: Ach, ich denke, ich bin selbst vom Semi-professionellen
noch meilenweit entfernt. Fünf Kilometer sind es meistens, denke
ich.

    Christian
Maifeld: Na gut, das zählt dann wohl eher unter Entspannungs-Joggen.
Bei mir sind es eher 20km.

    Marlene
Kolbhöfer: Von wegen unser Clan ist unsportlich :D

    Christian
Maifeld: Der Ausdauer-Trainingseffekt ist natürlich für uns
vollkommen dahin, aber früher... also als Mensch... da bin ich
Marathonstrecken gelaufen. Ich denke, ich kann einfach nicht mit dem
Training komplett aufhören. Aber wenigstens fällt einem beim Laufen
jetzt das Reden leichter.

    Marlene
Kolbhöfer: Ich finde den Entspannungseffekt auch sehr schön. Ja,
die Luft geht uns nicht so schnell aus, aber irgendwann sind dann
doch diese Erschöpfungsmomente da.

    Christian
Maifeld: Ja, das hängt glücklicherweise aber auch mit dem
Trainingszustand bei der Zeugung zusammen. Ich wage mich jetzt mal
ganz weit vor... hättest du Lust, vielleicht mal mit mir zusammen zu
laufen? Also nicht jetzt gleich... wenn wir uns eventuell noch etwas
kennenlernen. Es würde mich freuen... Laufpartner finden ist noch
schwerer als Freunde ;)
    Ich
laufe auch langsam und nicht so weit.

    Marlene
Kolbhöfer: Interesse besteht auf jeden Fall. Ich bin nur gerade
etwas eingespannt.

    Christian
Maifeld: Das ist kein Problem. Wie gesagt, ich will dich ja nicht
drängen oder so.
    Leider
muss ich mich jetzt von dir verabschieden... aber es würde mich
freuen, dich hier wieder antreffen zu dürfen.

    Marlene
Kolbhöfer: : ) das würde mich auch freuen. Einen schönen Abend
wünsche ich dir, Christian.

    Christian
Maifeld: Ich dir auch, Marlene... *Handkuss*

    Ich
weiß, ich habe sie. Sie hat Christian gern. Noch einige Chatabende
und sie wird sich freiwillig in meine Fänge begeben. Ich sollte also
einen Kellerraum vorbereiten...
    Ich
teile auf der Rückfahrt Liam mit, dass ich morgen Nacht nicht mit
ins Büro fahren werde, er wirkt überrascht, dass es anscheinend so
schnell vonstatten geht. Doch sage ich ihm nicht, was ich genau
vorhabe und schon gar nicht, dass ich den Keller für ihre Ankunft
vorbereiten werde.

Marlene

    Acht
Tage und vier Chatgespräche später, ist es soweit. Sie will sich
mit mir treffen, beziehungsweise mit Christian, dem charmanten
Idioten. Einen gemeinsamen Spaziergang in einem abgeschiedenen
Waldstück, mit möglichst wenig Zeugen. Es war sogar ihr Vorschlag.
An einem Waldparkplatz wollen wir uns treffen, mögliche Wanderer
sollten dann auch längst wieder Zuhause sein. Es ist das perfekte
Umfeld, um Marlene zu zeigen, auf was sie sich da wirklich
eingelassen hat. Ich warte bereits eine Stunde vor dem Treffen auf
sie. Verstecke mich etwas, den Pflock und den schweren Leinensack in
den Händen. Mein Mietwagen steht abseits, ich habe ihr gesagt, dass
Christian mit einem Motorrad hinfahren wird, also sollte sie es
einfach für ein verlassenes Fahrzeug halten.
    Auch
sie ist überpünktlich. Zehn Minuten vor dem eigentlichen Treffen
sehe ich ihren Wagen auf den Parkplatz fahren. Ein alter Toyota,
dunkelblau mit billigem Nippes, der am Rückspiegel hängt. Mit jeder
Faser meines Körpers verachte ich sie.
    Sie
steigt aus, holt einen kleinen Schminkspiegel aus der Tasche und
kontrolliert ihr Makeup.
    Ja,
mach dich hübsch für mich.
    Sie
hat sich fein angezogen, fast zu fein, um so durch den Wald zu
laufen, aber sie will wohl Christian gefallen. Dass sie sehr viel
mehr bekommt als sie erwartet, weiß nur ich.
    Ich
schleiche mich ganz langsam an sie heran, lasse mir Zeit. Sie fixiert
die Parkplatzeinfahrt, da klingelt plötzlich ihr Handy. Ich warte
hinter ihrem Wagen, nur noch einige Meter

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