Melville
nicht beenden, weil ich
voller Sorge um dich und voller Wut auf dich war.”. Ich senke
betrübt meinen Blick, doch sie fährt mich daraufhin an
„Sieh
mich an, wenn ich mit dir spreche!”. Ich hebe meinen Kopf sofort
wieder und zeuge ihr den geforderten Respekt.
„Es
war meine erste Nacht in diesem Amt und du hast mich mit deinem
Verhalten dazu gebracht, mein Gesicht gegenüber unterlegenen
Mitarbeitern zu verlieren. Ich habe die Beherrschung gegenüber
meinem Rudel verloren, habe sie angeschrien und meine Emotionen zu
sehr frei laufen lassen. Es ist Elinas Einfühlungsvermögen zu
verdanken, dass ich gestern vor Wut keine Diener zerrissen habe.”.
Ich schlucke kurz leise.
„Und
während Elina bei mir war, hatte sie plötzlich diese Vision, wie du
von der Camarilla gehetzt und gejagt wirst. Wie einer der Fahrer tot
im Auto liegt und wie jemand Freude dabei empfindet, dir Leid
zuzufügen.”. Sie seufzt kurz leise auf, fährt dann aber fort
„Ich
weiß, dass du Sam gestern kennengelernt hast, aber auch sie ging
nicht an ihr Telefon. Sie war wohl gerade mit deiner Rettung
beschäftigt und ich bin mir selbst dankbar, dass ich sie damals, mit
Rücksichtnahme auf deine Situation, unter Vertrag genommen habe.
Doch im Grunde ist es unverzeihlich, was die Sorge um dich aus mir
gemacht hat. Ich kenne mich so nicht, irrational und hilflos. Das bin
nicht ich und ich will so nicht sein. Verstehst du mich?”.
„Ja,
Sophia.“ und schweren Herzens befürchte ich, dass sie sich jetzt
von mir als Privatperson trennen möchte, um mich ‘nur’ noch als
Rudelmitglied zu akzeptieren, wenn überhaupt.
„Doch
diese Gefühle, die ich zu dir empfinde, habe ich seit Jahrzehnten
nicht mehr empfunden und ich bin auch nicht bereit darauf zu
verzichten...“ und ich spüre wie mir eine tonnenschwere Last vom
Herzen fällt.
„Es
ist schön mit dir zusammen zu sein und ich finde, dass auch ich als
Ausgleich zu meiner Leistung etwas Angenehmes verdient habe. Doch wie
kann ich dafür sorgen, dass du dich nicht dermaßen in Gefahr
begibst? Wie ich dich für deine geistig eingeschränkte Tat
bestrafen werde, weiß ich schon, aber wie ich es für die Zukunft
verhindern kann, weiß ich nicht. Also musst du es mir sagen,
Melville. Denn ich bin nicht bereit, so etwas noch einmal durch zu
machen.”. Sie blickt mir fragend in die Augen und erwartet jetzt
einen Vorschlag von mir, aber ich bin mir selbst nicht sicher, wie
ich ihr meine Sicherheit für die Zukunft garantieren könnte.
„Es
tut mir sehr leid, Sophia, was ich dir angetan habe. Wie sehr ich
dich mit meinem Fehlverhalten diskreditiert habe. Das ist vermutlich
so gut wie unverzeihlich und ich kann dich nur bitten, dass meine
Strafe mehr als angemessen ist, damit ich diese Schuld hoffentlich
wieder ausgleichen kann. Was die Zukunft betrifft, kann ich dir nur
versprechen, dass ich nie wieder alleine das Haus verlassen werde.
Ich werde immer jemanden bei mir haben, zusätzlich zu Sam, die dort
draußen, dank dir, über mich wacht. Und ich bin mir sicher, wenn
Sam nicht gewesen wäre, dann...“, ich beende meinen Satz hier,
weil ich erkenne, wie die Schatten im Raum zu flackern anfangen. Ich
räuspere mich zaghaft und sage weiter
„Ich
danke dir wieder einmal, mit deinem weisen und vorausplanenden
Verhalten, für meine Rettung. Mein Vorschlag lautet nicht Gregori
ewiglich an mich zu binden, sondern mir eigene Begleiter an die Seite
zu stellen und meine Aktivitäten nur noch auf unsere Bereiche der
Stadt einzuschränken... selbstverständlich. Ich werde sie zu mir
rufen und nicht umgekehrt. Denn ich möchte auf keinen Fall meinen
Dienst für das Rudel, für dich, aufgeben. Ich bin gut in dem was
ich jetzt tue, das weiß ich, doch wenn ich dieser Aufgabe nicht mehr
nachkommen kann, bin ich für das Rudel... für dich... wertlos. Und
ich bin lieber tot als das.”.
„Du
weißt nicht, was du da sagst, Melville. Der Tod ist niemals eine
bessere Alternative. Schon gar nicht, wo du jetzt auch eine
persönliche Verpflichtung mir gegenüber hast. Ich verbiete dir so
etwas zu denken, hörst du?”. Ich nicke stumm als Antwort.
„Ich
werde über deine genannten Möglichkeiten nachdenken und dir sagen,
wie ich entscheide. Ich erwarte als Strafe für gestern, dass du dein
gesamtes eigenständiges Vermögen der Diözesenkasse übermittelst.
Es gibt keinen direkten Grund mehr, dass du dein Geld behalten
solltest. Alles was du brauchst, bekommst du von mir, deinem Ductus,
denn das bin
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