Melville
Stimme an der Tür höre.
„Melville?”.
„Ja,
ja ich bin hier.”.
Er
tritt herein und ist sichtlich irritiert, dass er mich am Boden
vorfindet. Sein Blick wandert zu meinen Beinen und seine Augen
kneifen sich wissend zusammen. Er pfeift einmal laut auf und sagt
„Was
machst du nur für Sachen? Und wie bist du mit den Beinen noch mit
der Karre draußen gefahren?”.
„Bring
mich bitte hier weg, ich erkläre dir alles im Auto.”.
„Jetzt
sind wir schon so weit, dass ich dich tragen muss...“, sagt er
gespielt vorwurfsvoll.
„Kannst
du mich denn nicht einfach mit deinen Fähigkeiten zusammenflicken?”.
„Ich
fürchte nicht, mein Freund.“, sagt er und wuchtet mich hoch. Ich
ertrage diesen Schmerz und das ständige Reißen am meinen
verbleibenden Geweberesten nur mehr schlecht als recht. Dankbar und
erschöpft lege ich meinen Kopf auf Gregoris Schulter.
„Danke,
dass du hergekommen bist.”.
„Ja,
jetzt mach da mal kein großes Ding draus. Auf dich wartet eh noch
etwas ganz anderes. Und ich bin auch nicht alleine hier.”. Ich sehe
zu seinem Wagen und erkenne die zwei schwer bewaffneten Wachleute,
wie sie aufmerksam die Szene beobachten.
„Hätte
ich gewusst, dass du so lädiert bist, hätte ich einen größeren
Wagen genommen.”, sagt er leicht entschuldigend, während auch er
mich auf den Beifahrersitz setzt. Nur etwas behutsamer als meine
mysteriöse Retterin.
„Schon
gut, Hauptsache nach Hause.“ und er lächelt mich freundschaftlich
an.
Die
beiden Wachen nehmen hinter uns Platz und Gregori fährt langsam die
kleine Straße wieder zurück auf die Autobahn.
Nach
einigen Minuten frage ich
„Ist
sie sehr sauer?”.
„Was
auch immer dich geritten hat, ganz alleine loszuziehen. Aber nachdem
ich deinen kleinen lustigen Zettel gefunden habe, dass du dich allein
in Camarillagebiet begibst und nachdem Elina auch noch so eine nette
Vision deines Überfalls hatte, war sie schon... naja, sagen wir mal,
außer sich.”.
„Es
tut mir leid, ich habe nicht daran gedacht, zu welchem Gebiet das
Hotel gehört.”.
„Das
solltest du aber, ist schließlich dein Leben... und so wie es
aussieht auch Sophias.”, er zwinkert mir zu, aber leider muntert
mich seine Gestik so gar nicht auf.
„Aber
vielleicht solltest du
ihr lieber sagen, dass es dir leid tut. Kein Schatten
im Haus ist mehr da wo er hingehört. Das habe ich erst zweimal bei
ihr erlebt. Und es sind... Moment...”, er grübelt kurz nach und
fügt an
„Sicher
schon fünfunddreißig Jahre, die ich mit ihr zusammenarbeite.”.
Betreten
sitze ich neben ihm und weiß nicht so recht, was ich sagen soll.
„Verrätst
du mir jetzt, wie du in diese kleine Hütte gekommen bist? So weit
weg vom Hotel?”.
„So
wie es aussieht, habe ich jemanden der über mich wacht.”.
„Aha...
und wer bitte schön?”.
„Sie
heißt Sam... eine Gangrel. Ich glaube Sophia hat sie engagiert, um
auf mich aufzupassen. Weil ich dumm und unachtsam bin.”.
„So
würde ich das jetzt nicht ausdrücken. Du hast gerade erst zur
richtigen Seite gewechselt, du gehörst zu einer bedrohten Art.
Deshalb sicher diese Vorsichtsmaßnahme.”.
„Ja,
mag sein.“, antworte ich und lasse meinen Kopf tief hängen. Auch
wenn ich Gregori fragen wollte, ob er Blut für mich dabei hat,
empfinde ich es doch gerade als richtig, diesen Durst zu erleiden. Es
ist noch nicht wirklich akut, nur ein störender Drang in mir.
„Und
außerdem bist du nicht der kräftigste Kainit in der Diözese, da
kann etwas Schutz nicht schaden.”. Ich bin dankbar für Gregoris
Versuche, mir gut zuzusprechen, aber es graut mir vor Sophias Zorn.
Nicht weil ich Angst habe, dass sie mir etwas antun könnte, eher,
weil ich sie überhaupt erst zu dieser Wut gebracht habe.
Wir
biegen in unsere Auffahrt ein und ich sehe bereits Elina in der
offenen Eingangstür stehen. Sie hat die Hände vor dem Gesicht
gefaltet und wirkt ziemlich aufgelöst. Gregori hält möglichst dich
vor der Tür, sofort reißt Elina meine Tür auf und umarmt mich.
„Lillith
sei Dank, du lebst...” und drückt sich eng um meinen Hals. Ich
ächze kurz laut auf und mit einem ‘Oh’ erkennt sie den Zustand
meiner Beine und lässt mich sofort wieder los.
„Ja,
es geht mir soweit gut, Elina.”, versuche ich mit letzter
Willenskraft möglichst ruhig und ausgeglichen zu betonen. Gregori
steht bereits neben der Tür und sagt
„So,
noch einmal die Zähne zusammenbeißen, dann kannst du deine Stelzen
zusammenwachsen lassen.”.
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