Melville
heiteren Lachen und
Grölen bringt. Der Sabbat ist wirklich eine ganz andere Welt. Meine
Welt.
Aufmerksam
betrachte ich die Szenerie, mein erstes Festival, alles ist für mich
neu und ausgefallen. Das glänzende Blut, die Gesichter vor Schmerz
zu Fratzen verzogen, meine Diözese die mich umgibt. Und auch wenn
ich gerade Zeuge einer Häutung und anderen Grausamkeiten werde, kann
ich einfach nicht bereuen, was ich da sehe, aber ich weiß, dass mir
noch vor einigen Monaten vor Ekel das Blut wieder hochgekommen wäre.
Das
Treiben dauert nicht wirklich lange. Zwanzig Minuten vielleicht, dann
liegen alle Menschen tot am Boden, manche mehr und manche weniger
blutend. Sophia erhebt sich, die Sechs knien sich nieder und sie
schreitet die Reihe ab. Aber nur vor einem bleibt sie stehen und
reicht ihm ihre Hand zu einem Kuss. Somit zeigt sie wohl an, wer den
Wettkampf gewonnen hat. Ein gar nicht besonders kräftig aussehender
Kainit, aber sein Geschick hat ihm dabei geholfen, zig Knochen in
seinem Opfer zu brechen, ohne dass sie hervortraten. Und da er mit
den Knochen angefangen hat, die keine wichtigen Organe zerstören
können, hat es auch entsprechend lange gedauert. Obwohl mir
persönlich der blutbenetzte Häuter eher als Sieger zugesagt hätte,
aber er war wohl zu verschwenderisch.
Und
während der Sieger sich laut feiern lässt, fahren vier der LKWs
rückwärts dichter zum Platz und die hinteren Ladeklappen werden
heruntergelassen. Meine Augen werden groß und ich bekomme vor
Erstaunen den Mund nicht mehr zu. Dort hängen sie, kopfüber,
gefesselt und sich windend. Unsere Beute für die heutige Nacht. In
ganz Europa zusammengeraubt, um nicht zu auffällig bei der
Beutefindung zu sein. Denn obwohl wir die Maskerade ablehnen, sind
wir nicht auf einen offenen Kampf mit den Menschen aus.
Sophia
richtet sich an die Umstehenden.
„Und
unser Sieger für dieses Jahr hat das seltene Glück, eine ganz
besondere Trophäe reißen zu dürfen.”. Und aus einem der LKWs
wird eine Frau geschubst. Ihre Augen verbunden, wie bei den
Spielemenschen zuvor, doch etwas an ihr ist anders. Ich weiß nur
noch nicht was.
„Dieses
Jahr ist uns noch rechtzeitig ein Camarillamitglied in die Hände
gefallen...”, tosender Applaus und schallendes Gelächter macht
sich breit. Doch mir wird innerlich ein wenig flau.
„Der
Preis für den diesjährigen Sieg: eine verweichlichte, unnötige und
für unsere Sekte peinliche Toreador aus der
Domäne Offenbach!”. Das Wort ‘Domäne’ hat sie
betont, als ob ihr beim Aussprechen kurz schlecht werden würde.
„Ein
Hoch auf den Sieger!”, alle um mich herum reißen die Arme in die
Luft, doch ich kann nicht. Ich möchte, aber ich kann nicht. Da
schlägt der Knochenbrecher auch schon seine Fangzähne in sie und
trinkt gierig. Zwischendurch spuckt er das Blut auf den Boden mit den
Worten
„Eigentlich
bin ich ja satt, aber das lasse ich mir nicht entgehen!“ und die
Menge lacht über seine Worte. Da sinkt sie in seinen Armen dahin und
ist kurz darauf nur noch ein Haufen Asche.
Und
nachdem damit das Buffet sozusagen eröffnet ist, streben die ersten
von uns Richtung Ladeflächen, um sich an den Menschen zu laben und
auch Gregori zieht mich mit sich und sagt
„Komm
schon oder willst du nur die Reste haben? Ist doch für dich eh schon
eingeschränkt...”. Und ich lasse mich von ihm mit sich ziehen. Der
Aschehaufen hat sich unter den Füßen bereits im Wind zerstreut und
nichts deutet mehr auf diesen Vorfall hin. Die Toreador ist vergessen
und als ich gierig meine Fangzähne in eines der hängenden Opfer
schlage, denke auch bereits nicht mehr an sie. Warum sollte ich mir
von so einer unbedeutenden Person auch den Abend verderben lassen?
Die zweite Nacht
Ich
werde wachgerüttelt, schwer nur öffne ich meine Augenlider, es ist
noch etwas zu früh für mich. Doch die Person lässt nicht locker.
„Herr
Lancaster. Wir haben ein kleines Problem, die wollen mit dem
Organisator sprechen!”. Es ist einer der bediensteten Ghule, die
für uns Übertagungsgäste im Jagdschloss die Zeit so angenehm wie
möglich machen sollen.
„Schon
gut, ich bin wach.”, sage ich etwas grantig und erhebe mich.
„Ist
denn die Sonne wenigstens schon untergegangen?“, frage ich.
„Ja,
bereits vor einer Stunde.”.
„Gut...
gut, dann... was gibt es für ein Problem?”.
„Polizisten
sind draußen am Haupteingang und lassen sich nicht abwimmeln.
Erzbischöfin Annikova meinte, Sie könnten das regeln.”. Ja,
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