Melville
flüsternden, eindringlichen Worte und
fühle wie mein Blut meinen Rücken entlang läuft. Ich atme nicht
und lasse keine Regung zu, eine Willenskraftprobe. Das Mal an sich
ist schon ein Beweis für meine Loyalität. Sie lässt sich Zeit,
die Klinge tanzt, das Duftwasser fließt immer wieder in meine
Wunden. Höllische Schmerzen, denn das Sabbat Symbol der Diözese
brennt sich jetzt für immer in mein Fleisch.
Nachdem
sie das Ritualmesser beiseitelegt, weiht sie meine Zeichnung, bewegt
sich in mein Blickfeld und beugt meinen Kopf zu sich herunter, um
Stirn an Stirn und mit geschlossenen Augen meine Prägung zu
vollenden. Es ist vollbracht. Ich trage nun ein Zeichen meiner
Zugehörigkeit offen an mir. Und ich denke, dass nicht einmal Gregori
in der Lage wäre, es zu entfernen. Ich bin stolz.
Die vierte Nacht
Der
Höhepunkt des Festivals. Wir feiern die mittlere Nacht. Tzimisce
haben die ganze Nacht gearbeitet, um uns ab ein Uhr morgens ihre
Kunstwerke präsentieren zu können. Sie lassen ihre Fleischkreaturen
gegeneinander antreten, um uns zu unterhalten. Und es ist wahrlich
ein Spektakel.
Begleitet
von manischen Totentänzen, ist dieser Abend ganz der alten Tradition
gewidmet. Unsere frühzeitlichen Wurzeln. Schaustücke der alten
Sage, Kain und seine Kinder, die Verfolgung unserer Sekte durch die
Camarilla, die falsche Freundschaft mit den Menschen, dargebracht von
begabten Toreador. Es reißt mich mit, die Emotionen, der Verrat, der
1000jährige Krieg. Und das erste Mal bin ich froh, dass wir solch
einen Clan in der Gemeinschaft haben, der die Kreativität und
Ausdruckskraft besitzt, mir all die Zusammenhänge bildlich vor Augen
zu führen.
Doch
trotz dieser vortrefflichen Unterhaltung, vermisse ich sie. Vermisse
Sophia. Ihre Lippen, ihre Berührungen und es ist ein schwerer
Schmerz, der sich auf mein Gemüt legt. Ich sehe mich immer wieder
nach ihr um, doch sie bewegt sich nur in ihrem Kreis, umringt von
ihrem Hofstaat. Nur einmal kreuzen sich unsere Blicke, sie lächelt
kurz, aber ich nehme keine besondere Anteilnahme wahr. Und es tut
weh, sie nur so aus der Entfernung bewundern zu können.
Ich
hoffe, dass wir nach der Woche wieder näher zueinander finden, so
wie sie es gesagt hat. Ich hoffe inständig. Ich fühle mich ein
wenig verloren ohne sie. Selbst, wenn mein bester Freund Gregori mich
mit in seine Kreise zieht und sogar Farold von Klausenburg mich den
anderen Ventrue vorstellt und mich bekannt macht. Ohne sie bin ich
nicht vollständig.
Der Rest
Und
obwohl alles so neu und wundervoll inszeniert ist, beginne ich die
letzte Nacht herbei zu sehnen. Selbst die Treibjagd durch die Wälder,
an der sich an die hundert Sabbatkinder beteiligen, kann meine
Gedanken nicht in andere Bahnen lenken. Ich fühle, wie mein Tier
sich an all dem ergötzt, aber ich will mehr als das.
Und
am letzten frühen Abend, bevor in der nächsten Nacht das Finale und
die Abreise anstehen, kann ich nicht anders und klopfe an ihre Tür
im Jagdschloss. Ich bin gerade einmal zehn Minuten wach und hoffe,
dass sie überhaupt noch auf ihrem Zimmer ist. Sie ruft mich herein
und etwas zögerlich öffne ich die Tür.
Heute
ist der große Ball, Tänze und Musik aus sämtlichen Epochen werden
heute das Bild prägen und sie kleidet sich gerade mit Hilfe einer
Ghulin in ein verführerisches
Abendkleid. Mit wem wird sie wohl tanzen? Da sie sicher nicht mit mir
tanzt, hoffentlich auch mit niemand anderen.
Ich
sehe sie erst stumm an, ähnlich wie damals, als sie mir das erste
Mal ihr Heim zeigte und ich auf den Treppenstufen nicht vorankam,
gefangen in ihrer Schönheit. Sie lächelt wissend und schickt ihre
Ghulin aus dem Zimmer. Die Ghulin geht an mir vorbei, es ist nicht
die Kleine mit der ich spielen durfte, denn sie wurde damals von
Sophia aussortiert. Sie schließt die Tür von außen und ich bin mit
Sophia allein.
„Jetzt
musst du mir aber
das Kleid zumachen, Melville.”, sagt sie herausfordernd. Ich gehe
auf sie zu, ihr zarter langer Rücken, und ich unterdrücke das
Verlangen mit meiner Zunge ihre erotische Haut zu kosten. Es ist nur
ein kleiner seitlicher Reißverschluss, den sie sicher auch selber
hätte schließen können. Somit weiß ich, dass auch sie meine Nähe
sucht.
„Ich
vermisse dich.“, sage ich leise zu ihr, während ich den
Reißverschluss langsam hochziehe und fast wie nebenbei zaghaft ihre
Haut berühre.
„Ich
weiß.“, lautet nur ihre Antwort, während sie mich aufmerksam
beobachtet. Wie ich mich in ihrer
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