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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Unterstützung bei mir bist,
eher, um es mir sogar noch schwerer zu machen.“.
    „Melville,
wenn hier in einigen Nächten die Fetzen fliegen und wir vielleicht
dabei draufgehen, dann sollten wir doch wenigstens noch etwas Spaß
gehabt haben, findest du nicht?“.
    „Niemand
wird ‚draufgehen‘!“, sage ich energisch, während der Fahrer
den Wagen aus dem Parkhaus fährt und den Weg zum nächsten Ziel
ansteuert.
    „Ich
meine ja nur. Man kann nie wissen.“. Ich schweige zu dieser
Aussage, ich will mir keine Gedanken machen müssen, dass jemand aus
meinem Rudel oder ich selbst durch diesen Krieg sein Leben lassen
könnte. Nein, ich bin nicht gewillt, mich diesen Sorgen zu ergeben.

    Mein
Treffen mit Herrn Juncker wird jäh durch einen Telefonanruf
unterbrochen. Ich bin erst irritiert, aber da ich nur eine einzige
Rufnummer mich in meiner Arbeit unterbrechen lasse, zögere ich
nicht. Ich gebe dem Polizeipräsidenten kein Zeichen, sondern erhebe
mich einfach und gehe einige Schritte von ihm fort.
    „Ja?“,
sage ich nur, ich will nicht ihren Namen aussprechen, die Umgebung
ist nicht absolut vertrauenswürdig.
    „Komm
mit Annemarie sofort nach Hause, wir müssen packen und noch heute
Nacht das Haus verlassen.“.
    „Ist
etwas passiert? Ist mit dir alles in Ordnung?“, frage ich nervös.
    „Ich
erkläre dir später alles… und ja, es geht mir gut.“. Ich kann
ihr Lächeln hören, wie es sich in ihre Stimmlage mischt.
    „Wir
sind sofort auf dem Weg. Bis gleich.“.
    „Pass
auf dich auf, Liebling.“. Dann legt sie auf und ich betrachte kurz
verträumt das Display. Einige Sekunden nur, bis ich endlich
tatkräftig werde.
    „Wir
gehen!“, teile ich Annemarie befehlerisch mit. Herr Juncker wirkt
irritiert, noch habe ich die gesamte Information nicht übermittelt,
also muss eine Kurzform genügen.
    „In
zehn Nächten wird eine Fliegerbombe in der Frankfurter Innenstadt
gefunden werden. Sie werden für ausreichende Ausgrenzung von
neugierigen Reportern und Schaulustigen sorgen und einem speziellen
Einsatzteam die Zufahrt gewähren. Keine Zeugen, keine Fehler. Ich
wünsche absolut freies Terrain, um Frankfurt zu einer besseren…
und vor allem sicheren Stadt zu machen. Verstanden?“.
    „Ja,
Herr Lancaster.“.
    „Gut,
bei Fragen halten Sie sich an Herr Westermann oder schreiben Sie mir,
wenn nötig. Aber nur, wenn jegliche andere Fragenklärung
gescheitert ist.“.
    Ich
wende mich zur Tür, Annemarie macht zum Glück keine Anstalten noch
weiter rumalbern zu wollen, im Gegenteil, sie wirkt eher ruhig und
konzentriert. Herr Juncker will mich noch geleiten, doch er ist mir
zu langsam. Sophia klang sehr angespannt, ich muss mich beeilen.
    Wir
zwei steigen in den Wagen und ich teile dem Fahrer mit, dass er ruhig
schneller fahren kann.
    „Zum
Glück habe ich noch nicht ausgepackt.“, sagt Annemarie nur leise
und hält etwas ängstlich wirkend ihren Bären fest in der Hand. Ich
habe keine Ahnung, was genau mich dazu antreibt, aber ich nehme ihren
Gurt, schnalle sie an und prüfe den korrekten Sitz. Sie lächelt mir
zu, da realisiere ich erst, was ich eigentlich tue und wie sinnlos es
ist.
    „Wir
wollen ja nicht von der Polizei aufgehalten werden.“.
    „Schon
klar, Melville. Danke.“.
    Dann
entschwinden wir endlich Richtung Rudel und ich gebe per Telefon
meinem Butler Bescheid, dass er meine Sachen zusammenpacken soll,
doch der Gute hat bereits mit der Arbeit angefangen.
    Als
mein Fahrer in eine der Hauptstraßen nach Norden einbiegt, sagt
meine kindliche Begleiterin plötzlich laut
    „Nein,
hier sollen wir nicht langfahren. Einen anderen Weg, einen anderen!“.
Ich sehe sie an, nur anfänglich zweifelnd, aber mir ist klar, dass
durchaus Sinn hinter ihren Worten steckt, wenigstens das habe ich in
den letzten Jahren gelernt. Ich weise meinen Fahrer an, eine
alternative Route zu wählen und ich frage
    „Ist
es jetzt besser, Annemarie?“. Sie scheint eine Weile überlegen zu
müssen, aber antwortet dann
    „Ja,
so ist es sicherer.“ und die Dringlichkeit in ihrer Stimme ist
wieder dem normalen kindlichen Ton gewichen. Wer weiß, vor was sie
uns bewahrt hat.

    „Was
ist denn passiert?“, frage ich in den Trubel hinein. Das
Gangrel-Rudel geht das Haus auf und ab, die Bediensteten tragen
Koffer und Kisten in bereitstehende Autos und Sergej weicht selbst im
Haus kaum mehr von Sophias Seite. Sie hat mich gleich empfangen, doch
immer wieder muss sie Anweisungen an das Personal richten oder Anrufe
auf ihrem Handy

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