Melville
wieder etwas zelebriert habe
und sie mich eingehend betrachtet.
„Nein,
das ist einige Jahre her.“.
„Wieso
löst sich ein Rudel auf?“.
„Unsere
Aufgabe war beendet und der Ductus wollte nach Italien
weiterziehen.“.
„Ist
es nicht sehr schwer, von einem Rudel abzulassen.“. Sie blickt
etwas betreten zu Boden und ich verstehe, dass ich wohl gerade in ein
kleines Fettnäpfchen getreten bin, doch entschuldige ich mich nicht
dafür, die Antwort interessiert mich wirklich.
„Doch,
es ist schwer. Und Eine vermisse ich ganz besonders.“. Sie atmet
schwer durch und nimmt dann einen letzten großen Schluck aus dem
Glas. Ich will ihr bereits nachgießen, doch sie lehnt dankend ab.
„Ich
will morgen jagen.“.
„Ich
verstehe, mehr aus Lust als aus Bedarf, hmm?“.
„Ich
habe sie gerne um mich.“. Da ich mich noch erinnere, dass sie
Gefäße die ihrem Phänotyp entsprechen bevorzugt, frage ich lieber
nicht weiter nach.
„Du
bist eine der ungewöhnlichsten Kainiten, die ich bisher
kennengelernt habe.“, sage ich plötzlich.
„Ist
das jetzt gut oder schlecht?“.
„Hmm,
ich weiß es selber nicht. Ich tendiere aber zu gut.“. Sie fängt
an zu grinsen und lässt auch endlich die Beine wieder von der
Sitzfläche baumeln. Dann wandelt sich ihr Gesichtsausdruck plötzlich
wieder ins Nachdenkliche.
„Ich
wohne doch jetzt bei euch, oder? Ich muss jetzt in kein Hotel?“.
„Ich
werde dafür sorgen und wenn du in einem Klappbett in meinem Zimmer
liegst.“.
„Dann
störe ich dich doch beim Geschlechtsverkehr mit der Erzbischöfin.“.
Ich verdrehe gespielt die Augen, muss aber lachen. Eigentlich müsste
ich in Sorge sein, der Krieg, der entführte Bischof. Aber irgendwie
wirkt sie beruhigend auf mich ein und bringt mich ein wenig fort von
dieser deprimierenden Umwelt.
„Du
hast auch meine Frage noch nicht beantwortet… die aus dem Auto.“.
„Stimmt.
Wie lautete sie nochmal?“.
„Ob
es schöner mit einer Vorgesetzten ist als mit einer
Gleichgestellten?“.
„Ach
ja, richtig. Hmm, gute Frage.“. Ich gieße wieder nach, im
Gegensatz zu ihr, habe ich kein Interesse an der Jagd in den nächsten
Nächten.
„Ja,
es ist schöner. Aber das wäre sicher nicht mit jeder so… oder
jedem.“.
Sie
klatscht kurz aufgeregt in die Hände und fragt
„Frauen
und Männer?“. Ich nicke nur und stürze das Glas mit bebenden
Lippen herunter. Ein leises Knurren ist zu hören und ich versuche
nicht es zu unterbrechen.
„Das
ist ja super.“.
„Na,
so hat das noch niemand bezeichnet.“.
„Wieso
denn? Das steigert deine Auswahlmöglichkeiten um fünfzig Prozent…
und meine Fragen mindestens um hundert.“. Sie lacht laut und es
freut mich sie wieder frei von Angst und Heimweh zu sehen.
Beklemmungen
Eine, für unser Rudelausmaß kleine Wohnung dient uns als Zuflucht in der Stadt. Nur fünf Zimmer und ich muss auch James weiter von mir entfernt einquartieren lassen. Er wird in nächster Zeit nicht mehr an meiner Seite sein, bis die Fronten sich beruhigt haben. Ob wir jemals in das Haus zurückziehen werden ist fraglich.
Sophia entscheidet, dass sie und ich ein Zimmer beziehen werden, ebenso Elina und Annemarie. Sergej und Gregori mit seinen beiden Damen erhalten je einen Raum und das fünfte Zimmer dient als gemeinschaftlicher Nachtraum für Besprechungen und Freizeitaktivitäten. Sämtliche Unterlagen, überflüssige Kleidungsstücke und Wertgegenstände werden in das Gemeinschaftshaus verbracht und dort bis zum weiteren Gebrauch eingelagert. Es ist alles eher provisorisch und jeder wird in den nächsten Wochen Abstriche machen müssen. Der Krieg treibt uns sprichwörtlich in die Enge.
Ich bekomme Sophia kaum noch zu Gesicht, das Wegfallen des Bischofs von Offenbach muss kompensiert werden und ich habe bereits gehört, dass nachrückende Kräfte aus Südamerika zu uns stoßen werden, damit der Schwund an Mitgliedern nicht zu einem Schwachpunkt für uns wird.
Um der Enge in der Wohnung nicht so erlegen zu sein, streife ich mit Annemarie durch die Nacht und treffe mich mit diversen Bankmitarbeitern, die mit Sophias Konten beauftragt sind und mit politischen Größen der Stadt. Auch wichtige Mitglieder des Sabbats, die aber mit dem Krieg an sich nichts zu tun haben, stehen auf der Liste und Sophia hat mich gebeten sie zu besuchen und in ihrem Namen zu betreuen. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass der Krieg anonym an ihnen vorüberzieht. Sophia wünscht eine Analyse der Stimmung innerhalb
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