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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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geraubt. Sie testet wohl nur ihre Grenzen aus.“. Er
verbeugt sich höflich und antwortet
    „Sir,
ich habe nie an Ihnen gezweifelt, ich war nur etwas überrascht, dass
Sie… ein Kind.“. Auch wenn es nicht notwendig ist, möchte ich
James dennoch nicht im Unklaren lassen.
    „Nein,
James, sie ist bereits länger als ich ein Vampir, lassen Sie sich
nicht hinters Licht führen.“.
    „Sehr
wohl, Sir, ich verstehe.“.
    „Bereiten
Sie meine Sachen für morgen vor, ich werde früh am Abend mit ihr
das Haus verlassen. Es wird eine offizielle Angelegenheit, also
entsprechende Kleidung bitte.“.
    „Selbstverständlich,
Sir.“. Dann greife ich ihren Arm und ziehe sie mit mir in mein
Zimmer. Kaum ist die Tür geschlossen, lacht sie noch einmal lauthals
und sagt
    „Hast
du sein Gesicht gesehen? Zu komisch!“. Ich lege den Umschlag auf
meinen Tisch und fahre sie an
    „Das
ist ganz und gar nicht komisch! Das war mein Butler und ich schätze
seine Arbeit sehr. Was ich nicht schätze ist, wenn man meine
Mitarbeiter verarschen will. Also tue das nie wieder.“.
    „Ach,
Menno, das war doch nur Spaß. Ist doch nur ein Mensch.“. Ich atme
etwas genervt aus.
    „Es
mag sein, dass er nur ein Mensch ist, aber er ist mir wichtig,
verstehst du das?“.
    „Ist
ja gut.“, sie senkt dann ihren Blick etwas und scharrt ein wenig
verlegen mit den Füßen. Ich kann nicht einschätzen, ob sie
schauspielert oder wirklich beschämt über ihr Verhalten ist. Es ist
wohl sicher ersteres.
    Dann
klopft plötzlich jemand zaghaft und kurz darauf öffnet Sophia die
Tür. Wir drehen uns beide zu ihr und kaum habe ich sie erkannt, gehe
ich meiner Geliebten entgegen.
    „Melville,
hast du noch etwas Zeit?“. Sie blickt zu Annemarie und nickt ihr
freundlich zu.
    „Natürlich,
Sophia. Was gibt es denn?“. Sie zwinkert etwas und sagt leiser
    „Eine
private Angelegenheit.“. Ich begreife, worum es geht und sage zu
Annemarie
    „Ich
denke, das war es für heute. Wir sehen uns dann am frühen Abend.
Einen guten Schlaf wünsche ich.“.
    „Dir
auch, Melville.“, sie kichert wieder etwas und schiebt sich durch
die Tür raus auf den Flur. Kaum ist sie dann in ihrem Zimmer
verschwunden, drückt mich Sophia zurück in meinen Raum und
verschließt die Tür hinter sich. Für diese Momente habe ich immer
Zeit… und sollte das Haus in Flammen stehen.

Außendienst

    Wir
sitzen im Wagen und fahren durch das nächtliche Frankfurt. Sie hat
ein besonders adrettes Kleid angezogen, im Stile der Marine, mit
weißen Applikationen und Schulterkragen auf rotem Stoff, dazu lange
weiße Kniestrümpfe und rote Lackschühchen. Und gerade durch ihre
Kleidung und dem kleinen Rucksack an ihrer Seite, in dem sicher Anton
steckt, überrascht mich ihre unangebrachte Frage noch mehr.
    „Wie
war der Koitus, Melville? Befriedigend?“. Ich sehe sie schweigend
an, erst gewillt nicht darauf einzugehen. Doch sie fragt weiter
    „Ist
es schöner mit seiner Vorgesetzen zu schlafen als mit
Gleichgestellten?“.
    „Wieso
willst du das wissen?“.
    „Das
habe ich dir doch schon erklärt. Ich versuche Sexualität zu
verstehen und du scheinst mir ein geeignetes Beobachtungsexemplar zu
sein.“.
    „Ich
werde kein Versuchstier für dich sein!“.
    „Jetzt
rege dich doch nicht so auf. Ich dachte, das ist etwas natürliches,
dann braucht man sich doch auch nicht schämen. Oder habt ihr
Probleme im Bett?“.
    „Nein,
das haben wir nicht.“.
    „Na,
siehst du, das ist doch schon mal gut.“, sie räuspert sich leise
und sagt weiter
    „Dann
gratuliere ich zu Sex mit der Erzbischöfin.“. Ich sehe nach vorne
zum Fahrer, er kann uns durchaus hören.
    „Nicht
hier, Annemarie, wenn du endlich aufhörst, erzähle ich dir
vielleicht etwas darüber, wenn wir wieder Daheim sind.“.
    „Nicht
‚vielleicht‘.“.
    „Na
gut, aber hör jetzt auf. Ich muss mich auf die Termine einstimmen
und das kann ich nicht, wenn du mir so intime Fragen stellst.“.
    „Gut,
dann stimme dich ein, ich lese ein bißchen.“. Und dann öffnet sie
ihren Rucksack und deutlich erkenne ich das Aufblitzen einer Klinge.
Ein kleiner Kinderrucksack und sie führt ein großes Messer mit
sich. Ich seufze leise.
    Sie
holt einen Mädchenroman hervor, schlägt eine markierte Seite auf
und beginnt zu lesen. Sie scheint es zu lieben, andere bloßzustellen.
Und das kann sie auch, denn allein ihre Existenz polarisiert bereits
ihr Gegenüber. Und sie treibt es einfach nur noch weiter, bis man
sich schämen muss und sie

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