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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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der Diözese und gerade weil ich nicht so mit ihnen bekannt bin, könnten die Antworten ehrlicher sein.
    Auf dem Weg zu einem dieser Mitglieder fahren wir durch eine mir bekannte Straße und ich erinnere mich genau, wer hier wohnt. Frau von Harbing und Herr Hoffmann, die beiden Ventrue aus Camarilla Nächten, die ich fast schon als Freunde empfunden habe. Sie besitzen ein Haus in diesem Viertel, welches jetzt, durch die ständig wechselnde Zugehörigkeit, in die Bereiche des Sabbats fällt. Jede Nacht informiert Gregori uns über die aktuellen Grenzverläufe und gibt mir damit Auskunft über die sicheren Wege zu meinen Klienten.
    Ich sage dem Fahrer, dass er an der mir bekannten Adresse vorbeifahren soll, ich bin neugierig, ob Licht in dem Haus brennt. Annemarie sieht mich nur an, aber schweigt.
    Langsam komme ich dem Haus näher und erkenne gleich, dass es alles andere als unbewohnt ist. Mehrere Personen gehen gerade in das Haus hinein und ein großer Lieferwagen steht etwas abseits geparkt bereit. Der Fahrer des Wagens, der abfahrbereit Wache hält, beäugt mein schleichendes Auto und ich erkenne ihn wieder. Ich habe ihn auf der Silvesterfeier gesehen und auch beim ‚Festivo dello estinto‘ im März. Er ist eindeutig vom Sabbat und dementsprechend die einfallende Gruppe wohl auch von uns. Ich verlange, dass mein Fahrer anhält und steige dann schließlich aus. Ich weiß nicht genau, was ich vorhabe, aber ich will sehen, was es damit auf sich hat. Annemarie gesellt sich an meine Seite, aber bleibt weiterhin schweigsam. Ich nicke dem Lieferwagenfahrer zu und auch er scheint mich wiederzuerkennen. Ich drehe mich herum und gehe auf das Haus meiner alten Clanskollegen zu und erinnere mich an die Veranstaltung, als ich, begleitet von Liam, mit Herrn Hoffmann über vergangene Professoren meiner Studienzeit lachte.
    Die Tür ist nur angelehnt und deutlich höre ich die Schreie aus dem Haus, Befehle die gerufen werden und das Geräusch von umfallenden Möbelstücken. Ich drücke die Tür auf und trete hinein. Annemarie greift nach meiner Hand und ich weiß, sollte die Lage eskalieren, wird sie mich in Unsichtbarkeit hüllen und schützen. Auf dem Weg zur großen Treppe in der Mitte des Hauses sehe ich zwei Leichen am Boden liegen, ihre Gliedmaßen verdreht und die Augen starr aufgerissen. Sicher Personal der beiden, dass die Flucht nicht geschafft hat. Ich steige über ihre toten Körper hinweg und leicht hört man das Quietschen meiner teuren neuen Lackschuhe bei dieser Bewegung. Annemarie hüpft über sie, betrachtet die beiden aber fasziniert. Ich ziehe sie weiter.
    Im oberen Stockwerk angekommen verstehe ich die Befehle die gerufen werden und erkenne sogar die Stimme wieder, die so befehlerisch durch die Flure hallt. Farold. Mein Trinkspielgegner, mein neuer Clansbruder.
    „Ihre Augen! Raus damit!“, schreit er laut und sofort gellen laute Schreie an mein Ohr. Ja, Frau von Harbing ist eine Meisterin der Beherrschung und ohne Augen sicher weniger gefährlich. Dennoch schüttelt es mich kurz bei dem Gedanken, aber ich kann nicht warten. Ich gehe in das Zimmer, aus dem die Laute dringen und kaum stehe ich in der Tür, packt mich jemand an der Schulter und versucht mich zu Boden zu reißen.
    „Stopp Harald! Der gehört zu uns!“, höre ich Farold eingreifend schreien, doch wirft mich die Wucht des Angriffes an die Wand neben mich. Ich hätte erwartet, dass Annemarie mich vor diesem Umstand bewahren wird, doch sie macht nicht den Anschein. Doch dieser gewisse Harald lässt sofort von mir ab, knurrt mich noch einmal mit wütenden, hasserfüllten Augen an und geht wieder zu den anderen beiden, die die Frau im Zentrum des Zimmers bewachen. Jetzt erst habe ich die Möglichkeit zu begreifen, welche Szene sich mir bietet. Sie kniet am Boden, die Hände vor das Gesicht gepresst und das Blut läuft in Strömen an ihr herunter. Widerlich angenehm weht ihr Duft zu mir und ich sehe an den Händen des einen Bewachers das Rot kleben. Er hat sie ihr herausgerissen, ohne Werkzeug, ohne Klauen. Einfach mit den stumpfen, kräftigen Fingerkuppen.
    „Was machst du denn hier?“, fragt Farold mich. Blut haftet auch ihm in den Mundwinkeln und ich tippe auf die beiden Opfer, die im Flur liegen. Keiner aus dieser Gruppe scheint körperlich verändert zu sein, vielleicht eine reine Ventrue Antitribu Kampfeinheit, ja, ihre Aufgaben unterscheiden sich deutlich von denen, die ich von Ventrue gelernt habe.
    „Ich kenne die Bewohner dieses

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