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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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selbst
verbergen. Ich merke, wie sie zu ihren letzten Sachen blickt und
eigentlich gehen will, doch anscheinend kann sie es noch nicht.
    „Es
tut mir leid, dass ich Sie frage, aber... ist alles in Ordnung mit
Ihnen?”. Ich lache kurz müde.
    „Ich
frage nur, weil... nun ja, normalerweise sind meine Besuche länger
als eine halbe Stunde. Besonders wenn ich auch noch voll bezahlt
werde.”.
    „Verzeih,
wenn ich nicht ganz deinen Erwartungen entspreche. Aber sicher bist
du doch froh, dass du jetzt gehen kannst.”. Ich verstehe nicht,
warum sie nicht einfach auf schnellstmöglichem Weg meine Wohnung
verlässt.
    „Ich
bin ja freiwillig hier. Alle Mädchen bei uns sind sozusagen
‘selbstständig’. Es wartet draußen kein Freier oder Dergleichen
auf mich. Und ich bin mir nicht sicher, ob es an mir liegt, dass Sie
es so schnell beenden. Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass Sie
genau wissen was Sie wollen.”.
    „Ja,
den Eindruck hatte ich auch.”. Ich seufze nur ganz leise auf, fahre
mir durch das Haar und versuche sie anzulächeln. Eben noch wollte
ich, dass sie meine Erregung ins Unermessliche treibt, doch jetzt bin
ich mir nur unsicher. Es scheint mir irgendwie etwas daran zu liegen,
was sie über mich denkt. Ich kann sie nicht einfach vor die Tür
setzen. Obwohl mir auch gerade nach einem kleinen Nervenzusammenbruch
wäre.
    „Natürlich
würde ich jetzt einfach gehen, aber zufriedene Kunden sind mir
eigentlich lieber als eine schnelle Bezahlung. Allgemein habe ich
mehr davon, wenn sich die Kunden nach neuen Terminen mit mir
sehnen.”. Sie lächelt kurz über ihre eigene Offenheit. Obwohl es
natürlich kein Geschäftsgeheimnis ist, dass man mit Stammkunden
mehr Geld verdient als mit Einzeltätern. Ich überkreuze meine Arme
vor der Brust, es fühlt sich fremd an, aber ich habe den Eindruck,
als ob mir kalt wäre. Sie geht einen Schritt auf mich zu, betrachtet
mich fast schon sorgenvoll und sagt
    „Soll
ich wirklich schon gehen?”.
    „Ich
kann nicht mehr das tun, was ich vorhatte, warum solltest du also
bleiben?”, frage ich leicht genervt von ihrer Anteilnahme.
    „Manchmal
wollen meine Kunden auch einfach nur reden. Sie machen auf mich den
Eindruck, dass Sie reden möchten, es sich aber selbst verbieten.”.
    „Reden?”,
frage ich ungläubig.
    „Ja,
manchmal braucht man einfach nur jemanden, der zuhört. Jemanden, der
einem keine Vorwürfe macht und dem man keine Rechenschaft schuldig
ist.”. Jetzt, wo sie für mich kein Schauspiel mehr aufbringen
muss, merke ich, dass sie wohl mehr ist, als eine einfache käufliche
Dirne. Als ich nicht antworte und auch meine Haltung nicht ändere,
kommt sie noch näher auf mich zu und legt eine Hand an meinen
rechten Oberarm.
    „Es
ist schon in Ordnung. Dieser Umschlag bezahlt meine Dienste für eine
volle Nacht. Was in dieser Nacht passiert, muss nicht immer das
Erwartete sein.”.
    „Das
ist so peinlich.“, sage ich nur mit einem selbstverachtenden Ton
und schüttele den Kopf. Ich trete von ihr weg und setze mich wieder
auf die Couch. Und deutlich liegen noch die Düfte des Liebesspiels
in der Luft und umnebeln mich leicht
    Sie
greift nach ihrer Tasche und legt das Geld hinein. Doch statt zu
gehen, stellt sie die Tasche auf den Tisch und setzt sich dann
schließlich neben mich. Sie sitzt einfach nur da und wartet ab.
Reden? Kann ich das
einfach so?

    „Es
ist nicht deine Schuld... wohl eher meine.”, fange ich zögerlich
an.
    „Ich
denke, dass Sie keine ‘Schuld’ haben können, Sie haben ja nichts
schlimmes getan.”, antwortet sie gutmütig. Ich schweige wieder
kurz, sage dann aber weiter
    „Ich
denke, du brauchst mich nicht mehr zu siezen.”.
    „Ganz
wie du meinst, John.”. Richtig, mein Pseudonym für heute Nacht,
John Welsh.
    „Ich
heiße eigentlich nicht John...”.
    „Ich
weiß. Ich heiße auch nicht Natasha. Aber für jetzt sind das unsere
Namen.”. Ich nicke nur, natürlich, unser letzter
gesellschaftlicher Schutz.
    „Ich
kann nicht genau sagen, was der Grund ist, aber ich wollte dich
vorhin einfach nicht mehr verletzen, vielmehr wollte ich...”, ich
verstumme. Ja, was wollte ich eigentlich? Sie neigt sich etwas zu
mir, hakt ihren Arm in meinen ein und antwortet für mich
    „Ganz
nahe mit mir zusammen sein?”.
    „Ja.“,
bestätige ich etwas brüchig.
    „Daran
ist doch nichts verkehrt.”.
    „In
meiner Welt schon. Ich wollte noch nie einfach nur mit jemandem...
zusammen sein.”.
    „Hat
dich das erschreckt?”.
    „Dass
wir

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