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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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beide jetzt reden, erschreckt mich im Grunde noch mehr.“, gebe
ich zu. Ich sehe sie an und fühle das erste Mal so etwas wie
Sympathie für mein intimes Gegenüber. Für einen Menschen, ein
eigentlich auserwähltes Opfer, habe ich so noch nie empfunden. Was
macht sie so besonders oder mich so verändert? Ich weiß es nicht.
    „Darf
ich dich etwas fragen?”.
    „Natürlich,
nur zu.“, antwortet sie freundlich.
    „Machst
du das alles nur für die Bezahlung?”.
    „Ich
sehe es eher so: warum nicht das Schöne mit dem Nützlichen
verbinden?”.
    „Hast
du keine Angst, dass einer deiner Kunden einmal zu weit gehen
könnte?”.
    „Natürlich
besteht die Gefahr und anfangs war es auch immer mit etwas
Überwindung verbunden, doch mir gefällt ja auch das Spielen mit der
Lust und der Angst. Und ich habe nicht viele Kunden, nur einige
wenige Neukunden im Jahr, wenn andere abspringen. Und meine Agentur
prüft die Personen vorher genau und würde Kunden auch ablehnen, die
sich bei der Überprüfung als negativ erweisen.”.
    „Aber
ohne Namen?”.
    „Hat
man eine Adresse, hat man auch einen echten Namen. Ich erfahre ihn
aber nicht, nur die Agentur.”. Ich ärgere mich kurz über meine
eigene Dummheit, natürlich sind sie in der Lage, mich zu
identifizieren. Zum Glück habe ich mich nicht unkontrolliert
verhalten... obwohl diese Entwicklung auch nicht besser für mein
Selbstwertgefühl ist.
    „Ich
bin also nicht negativ aufgefallen?”.
    „Anscheinend
nicht.”. Ihre Art zu reden und sich mit mir vertraut zu unterhalten
erfreut mich. Ich hätte nicht gedacht, dass mir so eine Unterhaltung
wichtig sein könnte. So unverkrampft und offen.
    „Also,
John, erzähl doch mal. Was treibst du denn für gewöhnlich mit
deinen Partnerinnen? Vielleicht finden wir ja etwas, dass dir das
Spielen erleichtert.”.
    „Lieber
nicht, Natasha, das wären keine schönen Beschreibungen.”.
    „Ich
bin nicht aus Zuckerwatte gemacht oder lebe in einer Traumwelt. Ich
habe schon viel erlebt und auch einiges ausheilen müssen. Ich
verkrafte das schon.”, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Seufzend
ergebe ich mich und antworte
    „Für
gewöhnlich sorge ich mich nicht um das Leid meiner Opfer. Wenn ich
es ernst meine, tragen sie offene Wunden und vielleicht sogar
Knochenbrüche davon.”.
    „Wie
oft ist das schon passiert?”, es scheint sie gar nicht zu
schockieren.
    „Vor
einigen Jahren öfters... in letzter Zeit hatte ich nicht wirklich
die Gelegenheiten, mich auszutoben.”.
    „Hattest
du denn vor, mir die Knochen zu brechen?”.
    „Nein.“,
antworte ich ehrlich.
    „Mir
tut zwar der Hintern immer noch ein wenig weh, aber ich habe bereits
bedeutend Schlimmeres durchgemacht.”.
    „Ich
neige dazu, manchmal die Beherrschung zu verlieren. Ich versuche
jetzt aber strukturierter und bewusster zu handeln.”.
    „Damit
du deiner Partnerin im wahren Leben nicht wehtust... und dann hast du
festgestellt, dass es ganz ohne nicht funktioniert und mich
gerufen?”.
    „Nicht
ganz.“, antworte ich, etwas erheitert von ihrer Vermutung.
    „Ein
Partner?”, ich lache. Sie ist wirklich neugierig.
    „Auch
nicht. Es ist eher ein Versprechen, dass ich versuche einzulösen.”.
    „Ein
Versprechen kein Sadist mehr zu sein? Das dürfte schwierig für dich
werden. Ich habe auch jahrelang versucht, meine Neigung zu
ignorieren, aber das ging nicht gut. Und sieh nur, was ich jetzt
mache.”, sie lacht kurz erfrischend und erzählt weiter
    „Aber
es gefällt mir so, wie es jetzt ist und ich achte nicht mehr auf
das, was andere von mir denken.”.
    „So
einfach ist es bei mir nicht. Ich kann das Versprechen nicht brechen,
es hängt zu viel davon ab.”.
    „Gibt
es denn vielleicht einen Mittelweg, der beides ermöglicht?”.
    „Das
ist der Grund, warum du hier bist.”.
    „Ach,
ich verstehe John. Ich bin dein Therapeutikum.”.
    „Nur
leider habe ich wohl die Nebenwirkungen nicht vertragen.”. Wie
lächeln beide kurzzeitig amüsiert über diese Vergleiche. Sie
schafft es, dass ich mich nicht mehr für mein heutiges Versagen zu
sehr hasse.
    „Darf
ich ehrlich sein, John?”.
    „Ich
bitte darum.”.
    „Ich
habe erst gedacht, du bist einer von diesen dominanten
Geschäftstypen, die es gewohnt sind, sich alles zu kaufen was sie
wollen. Häuser, Autos, Frauen... Das tust du zwar sicher auch, aber
du scheinst mehr zu sein als dieses großspurige Gehabe.”.
    „Ich
finde auch, dass du mehr Qualitäten zu haben scheinst, als man einer
Prostituierten

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