Melville
und erkenne, dass James mich zugedeckt haben muss. Sorgfältig
ist die Decke um mich herum eingeschlagen und meine Armbanduhr sowie
mein Smartphone liegen auf dem Nachttisch neben mir. Ich ergreife
sofort das Telefon und wähle seine Nummer.
„Cansworth.“,
antwortet er kurz angebunden. Er hat wohl nicht auf das Display
geachtet, sonst wüsste er, dass ich ihn anrufe.
„Benedict.
Ich hatte versucht dich gestern zu erreichen. Ist alles in Ordnung
bei dir?”. Ich höre ein leises Geräusch der Erleichterung in
Benedicts Stimme.
„Natürlich,
Melville. Warum sollte etwas nicht stimmen? Ich war beschäftigt.
Sind deine Sachen gut angekommen?”.
„Ja,
danke. Es ist auch bereits alles verstaut. Ich war nur etwas von dem
Zeitpunkt überrascht.”.
„Ich
sagte doch, im Laufe der Woche, Melville.”.
„Ja
sicher, Benedict. Geht es dir wirklich gut?”. Er seufzt wieder
leise. Nerve ich ihn?
„Melville...
ich bin wirklich unter Stress zur Zeit. Es könnte öfters passieren,
dass ich nicht erreichbar bin. Meine... meine Arbeit gelangt in eine
wichtige Phase...”.
„Meinst
du das neue Gesetz? Zur Reglementierung des Internets?”.
„Ja
genau, Melville. Es tut mir leid, ich muss Schluss machen. Hast du
noch etwas Wichtiges zu klären?”. Sind seine Sicherheit und sein
Befinden nicht wichtig genug? Mir scheinen seine Worte irgendwie...
falsch.
„Nein,
das ist alles, Benedict. Ich wünsche dir eine erfolgreiche Zeit. Bis
dann... und verzeihe die Störung.”. Doch er geht gar nicht weiter
darauf ein, sondern sagt nur
„Bis
dann, Melville.“ und legt auf. Etwas ungläubig blicke ich auf mein
Display.
Durch
ein Klopfen an der Tür werde ich aus meinen Gedanken gerissen.
„Mr
Lancaster?“, es ist James.
„Einen
Augenblick, James.”. Ich erhebe und kleide mich in meinen
Abendmantel.
„Ja.”,
sage ich laut und er öffnet vorsichtig die Tür. Als er meine
Bekleidung erkennt, tritt er schnell herein und schließt die Tür
hinter sich. Sofort macht er sich daran, mir einen Anzug mit
passenden Accessoires herauszusuchen und sagt dabei
„Die
Gäste sind bereits alle erwacht und warten unten auf ihre
Anwesenheit. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass ihre Wachzeit für
etwas Aufruhr unter ihren Gästen sorgt. Gibt es Grund zur Besorgnis,
Sir?”. Unangenehm wird mir bewusst, dass James Gedanken zu meiner
Person, meinen gegenüber Benedict sehr ähneln. Kurz erinnere ich
mich an den Geschmack von Benedicts Blut, wie er mich in ein
unfreiwilliges Bündnis zwang, um sein Vertrauen zurückzugewinnen.
Doch das ist mehr als ein Jahr her. Ich muss mich darüber
informieren, wie lange ein derartiges Band aufrecht bestehen bleibt.
Überhaupt gibt es noch einiges in Erfahrung zu bringen, wenn ich an
den Fauxpas gestern zur Werwolfsfrage denke.
„Nein,
James. Alles in Ordnung. Sagen Sie den Gästen doch bitte, dass ich
in zwanzig Minuten bei ihnen sein werde.”.
„Selbstverständlich,
Sir.”. Dann verbeugt er sich und begibt sich wieder aus meinem
Schlafbereich. Ich brauche eine Dusche und noch einige Minuten nur
für mich. Bevor ich in das Bad trete, setze ich eine Nachricht an
Natasha, meine kaufbare Sklavin, ab. Ich merke, dass ich ihre
Ergebenheit und Unterwerfung brauche, wenn das Unterfangen hier ohne
Probleme weiter gehen soll.
Alpha und Omega
„Guten
Abend.”. Dort sitzen sie und unterhalten sich eben noch lachend.
Als ich dazustoße, verstummen sie und blicken mich an. Andrew ist
der Erste unter ihnen, der das Wort ergreift.
„Guten
Abend, Melville. Wir waren so frei uns schon zusammenzusetzen und
über mögliche nächste Schritte zu reden.”. So, so, ohne mich.
Ich blicke Daniel an, der auf dem großen Einsitzersessel sitzt.
Wenigstens versteht er schnell.
„Oh
Verzeihung, ist das Ihr Platz?”, er steht umgehend auf und setzt
sich zu Vanessa, die auch sofort den Mund aufreißt.
„Du
kannst ihn ruhig duzen, Daniel. Wir sind jetzt ein Klüngel.
Klüngelpower!“ und reckt die Faust in den Himmel.
„Wenn
du deine Faust öffnest und eine Flache Hand bei der Geste machst,
sollte das eher deinem Vorurteil der Klüngelarbeit gegenüber
entsprechen.”, merke ich leicht bitter an und setze mich auf den
Sessel.
„Melville!”,
sagt Andrew ermahnend.
„Na,
dann passt das ja auch eher zu deinen Schlafenszeiten. Möchtest du,
dass wir jetzt alle so eine Geste machen, oh Klüngelführer?“,
keift Vanessa zurück. Interessant, wir schaffen keine fünf Minuten
ohne Anfeindung.
„Vanessa!
Gut
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