Melville
schrottreifen Möbel
anschleppen will, doch da erkenne ich meinen neuen Butler James. Ich
habe ihn kurz nach meinem Auszug aus Benedicts Haus angeworben. Er
hat die besten Referenzen und ist schon seit vielen Jahren im
würdevollen Beruf als persönlicher Butler tätig. Es verbindet uns
erst ein dünnes Blutsband, aber ich bin gewillt es weiter
auszubauen. Doch sein Verhalten ist jetzt schon vortrefflich. Als er
mich sieht, geht er auf mich zu und macht eine höfliche Verbeugung.
„James!
Was hat das zu bedeuten?”.
„Guten
Abend, Mr Lancaster. Mr Cansworth sendet die besten Grüße und dies
sind Ihre persönlichen Habseligkeiten aus seinem Anwesen. Ich bin
gerade dabei die Spediteure anzuweisen, welche Kisten wo hin gehören.
Dann werde ich mich sofort um das Auspacken kümmern, Sir.”. Ich
bin überrascht, sollte das heute stattfinden?
„Gut...
gut, James. Dann kümmern Sie sich um alles. Übrigens, es hat sich
eine kleine Änderung ergeben. Es werden in Zukunft drei Gäste im
Haus wohnen. Bis auf Widerruf natürlich.”.
„Natürlich.”.
„Sie
sind diesen Gästen gegenüber zu nichts verpflichtet, dass über das
nötige Maß an Gastfreundschaft hinausgeht. Kümmern Sie sich erst
einmal um diese Angelegenheit.”.
„Gerne,
Sir.”. Dann merke ich, wie sich sein Gesicht kurz fragend verzieht,
als er Vanessa, ihre bunten Haare und ihre Piercings wahrnimmt. Doch
sofort fängt er sich wieder. Ein Urteil über meine Gäste steht ihm
nicht zu.
„Madame.“,
sagt er respektvoll, verbeugt sich und macht dann auf dem Absatz
kehrt, um die Arbeiter weiter anzuweisen. Dieser ganze Trubel wird
mir wirklich zu viel.
„Nee,
oder? Ein Butler? Du Freak!“, ist Vanessas kurzer Kommentar, dann
geht sie an mir vorbei und beginnt auch ihre Sachen hineinzutragen.
Kurz bin ich der Versuchung nahe, einfach weiter zu gehen und ein
wenig durch die anonyme Großstadt zu spazieren. Ohne Leute, die in
meine Privatsphäre eindringen wollen oder es für nötig halten,
ständig irgendwelche Kommentare an mich zu richten. Ich könnte auch
ins Büro fahren...
„Hui,
hier ist ja einiges los.”. Ich senke kurz den Kopf, schließe die
Augen und atme einmal tief durch. Dann drehe ich mich mit einem
falschen Geschäftslächeln um und sehe Andrew mitten in das
aufgeweckte Gesicht, Daniel nur einige Meter hinter ihm. Der
Malkavianer rollt einen großen Koffer neben sich her und Andrew ist
mit zwei Reisetaschen beladen.
„Willkommen
in meinem Heim. Kommt, dann teilen wir die Gästezimmer zu.”, sage
ich überschwänglich freundlich und beide scheinen mein Schauspiel
nicht zu durchschauen. Ich trete in mein Haus, dass sich nicht mehr
wie mein Heim anfühlt.
Nachdem
ich eine weitere halbe Stunde, mit einer aufgesetzten Maske aus guter
Laune, hinter mich bringe, ziehe ich mich in mein Arbeitszimmer
zurück. Ich habe keine Lust auf oberflächliche und sinnlose
Gespräche im Wohnzimmer. Kaum sitze ich an meinem Schreibtisch,
versuche ich Benedict zu erreichen, doch er geht nicht an sein
Telefon. Erst bin ich überrascht, doch sicher befindet er sich in
einem wichtigen Meeting oder dergleichen. Er kann ja nicht immer für
mich verfügbar sein. Und kurz legt sich ein Schatten über mein
Gemüt, als ich mir vorstelle, dass er auch sicher bald einen anderen
Ghul und baldiges Küken aussuchen könnte und dann seine spärliche
Freizeit ganz ihm oder ihr widmen würde. Doch diesen Gedanken
schüttele ich wieder schnell von mir ab. Lächerlich, das wird, wenn
überhaupt, noch Jahre dauern. Hoffentlich.
Dann
verbringe ich die restliche Nacht, immer wieder von Anrufversuchen
bei Benedict unterbrochen, mit Durchsichtung der Unterlagen meines
Stellvertreters meiner Firma und neuen Geschäftsanweisungen für
ihn. Ich beobachte die Tendenzen am Aktienmarkt und versuche mir über
mögliche weitere Entwicklungen im Finanzgewerbe klar zu werden. Doch
für wirklich gute Erkenntnisse fehlt mir die Konzentration. Es
beunruhigt mich sehr, dass ich ihn nicht erreichen kann. Erst als es
nur noch einige Minuten Zeit sind, verlasse ich das Arbeitszimmer und
begebe mich in mein Bett. James nimmt meine Kleidung und Anweisungen
für den weiteren Umgang mit den Gästen entgegen, da spüre ich auch
schon die bleierne Schwere in den Knochen. Ich lege mich hin und kaum
berühre ich das Laken, verliere ich das Bewusstsein. Meine letzten
Gedanken hängen an meinem Erzeuger und dass ich es morgen Abend nach
dem Erwachen sofort wieder versuchen werde.
Ich
erwache
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