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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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wüsste man vielleicht, welche heilige Kuppel gemeint ist.«
    Fignan lässt eine Vielzahl an wechselnden Kuppelbauten und Sternformationen aufflammen. Sie zischen durch den Lichtkegel wie ein Papierstapel, der vom Wind verweht wird.
    Währenddessen stöhnt und zuckt Hastings, kommt aber nicht zu sich.
    Pressia lässt sich auf einen Stuhl neben dem Tisch fallen. Vor ihr häufen sich die Drähte, Kugellagergelenke, Stahlhüllen, Verstrebungen und erloschenen Digitalanzeigen der Roboterspinnen. »Warum habt ihr das Zeug eigentlich hergebracht?«
    »Du warst doch früher eine große Bastlerin«, sagt El Capitán. »Ich dachte, du könntest dich mal an einer neuen Bastelei versuchen.«
    Pressia denkt an ihre selbst gemachten Prothesen und Spielzeugtierchen – Schmetterlinge, Schildkröten, Raupen. »Was schlägst du vor?«
    »Dass du die kleinen Mistviecher wieder zu Waffen schmiedest. Du hast freie Hand.«
    Die Gesichter der Geistermädchen starren Pressia von den Wänden aus an. Will-ux. Will-ux. Will-ux. »Die Lösung steht in Willux’ Aufzeichnungen«, sagt sie. »Ich bin mir sicher. Irgendwo in den gekritzelten Vögeln und Spiralen und den blöden rührseligen Gedichten. In dem ganzen Quatsch, der überhaupt keinen Sinn ergibt.«
    El Capitán muss lachen. »Willux hat Vögel gekritzelt und Gedichte geschrieben? Willux, der größte Massenmörder der Menschheitsgeschichte? Das muss ich sehen. Fignan!«
    »Das ist nicht witzig, Cap«, schimpft Bradwell. »Wir haben keine Zeit, uns über Willux totzulachen.«
    »Moment …« Langsam steht Pressia auf. Sie versucht, sich das Gedicht ins Gedächtnis zu rufen – der Gipfel des Himmels, eine Wahrheit weit oben, ein Flügel, irgendetwas Heiliges ? »Zeig mir das Gedicht. Das Liebesgesicht über seine versagende Stimme und ihre Schönheit …«
    Fignan sucht in der Datenbank und blättert zum Scan einer Seite aus Willux’ Notizbuch. Da ist es.
    Pressia liest laut vor: »Den Gipfel des Himmels erklimmt sie täglich / Ihres Flügels Spitze streift das Hügelgrab / Ich würde berichten, doch meine Stimme versagt / Denn deine Schönheit ist gleichfalls heilig.«
    »Ist ja putzig«, frotzelt El Capitán.
    »Putzig«, wiederholt Helmud.
    »Den Gipfel des Himmels erklimmt sie täglich« , sagt Bradwell. »Wie die Konstellationen.«
    Pressia nickt. »Und wir müssen zum Hügelgrab .«
    »Aber was steht da noch?«, fragt Bradwell. »Da unten?«
    »Eine andere Fassung der Zeile Ich würde berichten, doch meine Stimme versagt : Die Wahrheit wird weit oben verwahrt. « Pressia blickt auf Fignan hinab. »Zurück zum Sternbild!« Das Notizbuch wird ausgeblendet, die Konstellation Cygnus flammt auf. Pressia studiert die Flügel des Schwans und zeigt auf die Spitze, die mit einem K markiert ist. »Dieser Flügel steht weiter vor als der andere, der hat eine richtige Spitze. Fignan, wie heißt der Stern?«
    Fignan rattert die Beschreibung des Sterns Kappa Cygni herunter, der auf 53 Grad nördlicher Breite verläuft – auf einem rund 110 Kilometer breiten Gürtel um die Erdkugel, der sich über das irische Dublin erstreckt, über Liverpool, Manchester und Leeds in England, Hamburg in Deutschland, Minsk in Weißrussland und eine Reihe russischer Städte.
    »Gleichen wir den 53. Breitengrad doch mal mit den Welterbestätten ab«, schlägt Bradwell vor. »Dann sehen wir schon, was für Hügelgräber auftauchen.«
    Fignan wühlt sich durch die Daten. Eine Karte erscheint, und die verschiedenen Welterbestätten leuchten eine nach der anderen grün auf – vier in Großbritannien, zwei in Deutschland, jeweils eine in Polen und Irland und zuletzt zwei in Weißrussland.
    »Zehn Stück«, murmelt Pressia. »Das sind ungefähr neun mehr, als ich gehofft hatte.«
    »Fignan«, sagt Bradwell. »Versuch mal, alle auszublenden, die nicht alt genug sind. Mittelalter ist auch schon zu jung. Und zeig nur Kuppelbauten an, also keine Burgen, Städte oder Schlachtfelder.«
    Zuerst verschwinden die grünen Lichter in Deutschland, dann das in Polen und die beiden in Weißrussland. Nacheinander verlöschen auch die vier Lichter in Großbritannien, bis nur noch eines übrig ist – in Irland. Als Fignan reinzoomt, beugen sich alle vor. Es handelt sich um einen Ort namens Newgrange: ein grasbewachsener, von weißen Steinen eingefasster Hügel.
    Eine Kuppel.
    Und wie damals, als sie ihm die sieben Namen der Sieben genannt haben, lässt Fignan ein helles grünes Lämpchen aufleuchten – eine

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