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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Tennisplätzen. Zwei Wachen kommen den Weg entlang, einer mit der Hand auf der Taschenlampe. Ihre Schlüssel klimpern.
    »Der Junge kriegt einen perfekten Spiralwurf hin. Mit fünf Jahren. Ein perfekter Wurf. Du weißt ja, ich hab selber mal gespielt.«
    »Ja, das wissen wir alle.« Jetzt sind die Wachen so nah, dass Partridge ihre schimmernden Stiefel erkennen kann.
    »Im Ernst, der Junge hätte Karriere machen können. Und jetzt? Keine vernünftigen Mitspieler, kein Training. Ich sag’s dir, wir sind hier nur …«
    »Halt den Mund.« Der andere Wachmann bleibt abrupt stehen. Als er sich umsieht, hält Partridge den Atem an. Er spürt das pulsierende Blut in seinen Schläfen. Doch dann sagt der Mann: »Hier draußen kann wer weiß wer mithören. Unter der Dusche kannst du Selbstgespräche führen, so lange du willst, aber nicht hier draußen. Nicht mit mir.«
    Die beiden gehen schweigend weiter.
    Langsam atmet Partridge aus. Verdammt, wie soll er es jemals unbemerkt zur Akademie schaffen? Da spürt er etwas auf der Schulter – wieder ein Käfer? Nein, eine Hand. Eine blasse Hand mit langen, zierlichen Fingern.
    »Partridge?« Ein Gesicht erscheint vor seinen Augen, fast als würde es schweben – ein mageres, sommersprossiges Jungengesicht.
    »Wer bist du?«
    »Vinty Firth.«
    »Vinty Firth?« Sein Bruder Algrin war ein Freund Vic Wellingslys, er hat Partridge schon immer gehasst – doch seine Eltern standen auf der Cygnus-Liste von Partridges Mutter. Partridge erinnert sich, wie Algrin von Vinty geredet hat. Seine Eltern haben sich Sorgen gemacht, dass Vinty zu schwächlich sein könnte, um in der Akademie unterzukommen.
    »Genau der«, erwidert Vinty. »Wusst ich’s doch, dass wir dich finden!«
    »Bist du jetzt in der Akademie?«, fragt Partridge, als wäre das inzwischen nicht völlig bedeutungslos.
    »Ja, im ersten Jahr.«
    »Und was machst du dann hier?«
    Vinty blickt sich hastig um. »Du musst mitkommen. Sofort.« Auf welcher Seite steht Vinty? Haben die Motte und der Käfer Partridges Aufenthaltsort am Ende schon an ein Überwachungssystem seines Vaters weitergegeben? Aber warum sollte er ihm ausgerechnet ein halbes Hemd wie Vinty Firth auf den Hals hetzen?
    »Hör mal, ich lass mich nicht von meinem Vater einfangen. Du kannst ihm ausrichten, dass …«
    »Dein Vater?«, antwortet Vinty. »Nicht dein Vater. Der Cygnus. Wir sind der Cygnus. Wir haben auf dich gewartet.«

PARTRIDGE
Unten
    Vinty scheint zu wissen, wann der Wachmann im Elektromobil wieder näherkommt – lange bevor Partridge den Motor hört, schiebt er ihn in eine Gasse zwischen zwei Läden. Das Gefährt zischt vorbei, doch Vinty hebt die Hand. Abwarten . Erst als das Geräusch verklungen ist, gehen sie weiter.
    Partridge hat viele Fragen, aber Vinty legt den Finger auf den Mund. Weiter. Er versucht es noch ein paarmal, formuliert andere Fragen, beugt sich zu Vinty hinab und flüstert ihm ins Ohr. Doch Vinty schüttelt jedes Mal den Kopf.
    Vinty führt ihn ins Zentrum zu den Aufzügen, verdeckt sich das Gesicht, macht ein paar schnelle Schritte zum nächstgelegenen Knopf und drückt ihn.
    Einige Aufzüge kommen und gehen. Ihre Türen öffnen sich, doch Vinty macht keine Anstalten, sie zu betreten. Alle Kabinen sind leer. Vinty drückt noch einmal auf den Knopf. »Wenn der Richtige da ist – duck dich.«
    Endlich öffnet sich ein Lift in der Mitte. Vinty stupst Partridge an.
    In der Kabine stehen ein massiger, keuchender Mann und eine kleine Frau, die sich bei ihm untergehakt hat – als wären sie an den Armen verschmolzen, denkt Partridge. Die Wangen des Mannes sind gerötet, sein Brustkorb bebt unter heftigen Hustenattacken. Er ist sicher auf dem Weg ins Medizinische Zentrum auf Zero. Vinty will Partridge in den Lift schieben, doch Partridge wehrt sich. Eine alte Angst meldet sich – die Angst vor ansteckenden Krankheiten, die größte Angst der Menschen im Kapitol. Und warum sollten sie ausgerechnet den einzigen besetzten Aufzug nehmen?
    Da begreift er es – das Ganze ist arrangiert. Der Mann regt sich künstlich auf, dass sich die Türen auf dieser Ebene öffnen, beschwert sich zwischen keuchenden Atemzügen bei seiner Frau – während seine breiten Schultern und sein langer Mantel Vinty und Partridge von den Kameras abschirmen. Kurz bevor sich die Türen schließen, ducken sie sich ins Innere. Es ist so eng, dass Partridge das Rasierwasser des Mannes riecht, den Apothekenduft des Talkumpuders.
    Auf Ebene Oben Eins

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