Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)
ihn hergebracht hast.«
Vinty hastet die Leiter zur Hälfte hoch, hält inne und sieht Partridge an. »Ich hab mich immer gefragt, wie du so bist.«
»Ich?«
»Klar! Wer denn sonst?«
»Und? Erfülle ich deine Erwartungen?«
Vinty legt den Kopf schief. »Ich war mir nicht sicher, ob du es schaffen kannst, aber jetzt bin ich mir sicher.«
»Was schaffen?«, fragt Partridge mit einem flüchtigen Blick auf Glassings.
Doch Vinty wieselt die Leiter hinauf und schließt die Falltür hinter sich.
»Vor ihrem Tod hat meine Mutter mir ein paar Sachen erzählt«, sagt Partridge zu Glassings. »Unter anderem von dem Plan, dass ich das Kapitol von innen her übernehmen soll. Hat Vinty das gemeint? Habt ihr wirklich die ganze Zeit auf ein Zeichen gewartet, dass ich bereit bin? Ich hatte keine Ahnung.«
»Und jetzt, Partridge? Bist du bereit?«
»Wie soll ich die Leute denn anführen?«
»Leicht wird es nicht.« Glassings starrt auf seine Hände, und Partridge spürt, dass er ihm etwas zu sagen hat – etwas, das er kaum über die Lippen bringt.
»Wie sollen wir hier drinnen eine Revolution anzetteln?« Vielleicht hat Glassings ja einen Plan?
»Eine Revolution?« Ein unmerkliches Kopfschütteln. »Hast du bei meinen Vorlesungen denn gar nicht aufgepasst, Partridge?«
»Nichts für ungut, aber Sie haben die ganze Zeit über uralte Zivilisationen geredet. Das hatte einfach nichts mit meinem Leben zu tun.«
»Ich habe versucht, dich vorzubereiten, ohne irgendwo die Alarmglocken schrillen zu lassen. Ich habe meine Worte sorgsam gewählt. Manche Vorlesungen habe ich nur für dich verfasst.«
»Und was haben Sie über Revolutionen gesagt? Was habe ich verpasst?«
»Revolutionen werden in der Regel von hungrigen Menschen angezettelt. Natürlich gibt es auch Aufstände aus ideologischen Gründen, aber selbst dann erheben sich die Massen, weil sie spüren, dass die Alternative nicht mehr tragbar ist. Die Menschen müssen verzweifelt sein.«
»Soll das heißen, die Leute im Kapitol sind nicht verzweifelt genug? Ich glaube, da irren Sie sich.« Iralene ist verzweifelter als manch andere, auch wenn es eine stille Verzweiflung ist. »Ich glaube, die Leute wissen es nur noch nicht.«
»Doch, doch, sie sind verzweifelt. Nur leider klammern sie sich in ihrer Verzweiflung an alles, was sie haben.«
»Aber wenn sie die Wahrheit kennen würden«, widerspricht Partridge, in Gedanken bei Bradwell. Er wünschte, Bradwell wäre hier. »Wenn sie sehen könnten, wie es da draußen ist, was mein Vater der Welt angetan hat – dann würden sie sich auflehnen. Ich bin mir sicher. Ich weiß es.«
Als Glassings sich zurücklehnt, fällt Partridge auf, dass sein alter Lehrer in einem etwas ungewöhnlichen Ohrensessel sitzt – einem Thron aus der Requisite. »Du hast es immer noch nicht begriffen, oder?«
»Was?«, fragt Partridge.
»Alle erwachsenen Bewohner des Kapitols wissen Bescheid. Das Zeug, das wir euch in der Akademie eintrichtern, das sind nur Gutenachtgeschichten. Wir kennen die Wahrheit, Partridge. Wir alle tragen sie in uns.«
PRESSIA
Traum
Während Bradwell schläft und Fignan sich neben dem kleinen Heizlüfter ausruht, um Energie zu tanken, arbeitet Pressia an den Spinnen. In jeder Spinne steckt eine ungeheure Sprengkraft. Pressia hat sie auseinandergenommen und zu kleinen Handgranaten umgemodelt, von denen sie drei Prototypen gebaut hat. Auf einem neuen Stein hat sie eine Anleitung notiert.
Morgen früh werden sie sich aufmachen, um mithilfe der Karten in Hastings’ Kopf das Luftschiff zu finden. Deshalb wollte Pressia eine Bauanleitung hinterlassen. Auf der Wiese vor dem früheren Internat stehen Zelte über Zelte voller Menschen; mit entsprechenden Anweisungen können sie die Roboterspinnen aus den Körpern der Überlebenden in eine große Menge Sprengsätze umwandeln. Warum sollten sie sich nicht an die Arbeit machen? Außerdem konnte Pressia sowieso nicht schlafen.
Bradwell fand, dass El Capitán und Helmud hierbleiben sollten, und El Capitán fand, dass Bradwell hierbleiben sollte. Ehe El Capitán und Helmud mit Hastings zum Schlafen rübergegangen sind, haben sie sich darüber gestritten.
»Du wirst hier gebraucht«, sagte Bradwell zu El Capitán. »Du hast das Kommando.«
»Das kannst genauso gut du übernehmen. Du bist noch zu krank für so eine Reise.«
»Ich werde das nicht einfach aussitzen.«
»Ich auch nicht.«
»Ich auch nicht«, wiederholte Helmud.
»Und wenn ihr das Luftschiff findet, braucht
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