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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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ihr einen Piloten«, erklärte El Capitán.
    »Einen Piloten.« Helmuds Stimme klang ein bisschen überrascht.
    »Mein Vater ist aus psychischen Gründen aus der Air Force geflogen und verschwunden«, fuhr El Capitán fort. »Ich hab meine ganze Kindheit lang alles gelesen, was ich übers Fliegen finden konnte, und ständig mit Flugsimulatoren gespielt. Ich kann mich kein bisschen an meinen Vater erinnern, aber zwei Dinge haben wir auf alle Fälle gemeinsam: das Fliegen und den Wahnsinn.«
    »Wahnsinn«, sagte Helmud.
    »Ein wahnsinniger Pilot?«, murmelte Bradwell. »Klingt nach einer bescheidenen Idee.«
    »Im Ernst«, mischte Pressia sich ein, »wie stehen die Chancen, dass sich das Luftschiff genauso steuern lässt wie ein Flugsimulator aus deiner Kindheit?«
    Doch El Capitán wollte nicht auf sie hören. »Immer noch besser, als wenn gar keiner Ahnung vom Fliegen hat. Wäre doch schade, wenn ihr das Luftschiff findet, und dann könnt ihr Steuerbord nicht vom Heck unterscheiden. Und Fignan kann vielleicht auch helfen. Als Kopilot.« Die stolze Blackbox ließ ihre Lichter rotieren.
    Als El Capitán ihnen eine gute Nacht wünschte und Hastings Richtung Schlafsaal führte, schrie Bradwell ihm von der Tür aus hinterher: »Dann brechen wir eben alle zusammen auf! Bis morgen früh!«
    El Capitán winkte nur, ohne sich umzudrehen – er hatte es bereits aufgegeben. Die Sache war erledigt.
    Pressia steht auf, dehnt den Rücken und geht den Inhalt ihres Rucksacks noch einmal durch. Sie legt die eingewickelten Ampullen auf den Tisch und hält sie einzeln ins Licht, eine nach der anderen. Das Serum verwirbelt sich, ein helles, kupferfarbenes Schimmern. Wieder muss sie an ihre Mutter denken – sie war Wissenschaftlerin, sie war brillant. Doch was hat ihr das ganze logische Denken gebracht? Novikov hat sie geküsst. Wahrscheinlich waren sie ein Paar, als er starb. Danach gewann Novikovs Mörder Willux auf irgendwelchen Wegen ihre Zuneigung, vielleicht indem er ihre Trauer ausnutzte. Sie heiratete ihn. Fand sie irgendwann heraus, dass Willux Lev umgebracht hatte? Walrond fand es nach einiger Zeit heraus, und vielleicht kamen Pressias Mutter und Pressias Vater dadurch zusammen. In einem kann Pressia sich sicher sein: Ihre Mutter hat nicht immer rational und logisch gehandelt. Sie hat sich von ihrem Herzen leiten lassen, nicht von ihrem Kopf. Und die Entscheidungen, die sie dadurch getroffen hat, haben sie letztlich das Leben gekostet.
    Pressia will nicht dieselben Fehler begehen. Egal, wie es sich angefühlt hat, mit Bradwell im Wald zu liegen.
    Im Moment ist es ihre Aufgabe, das Vermächtnis ihrer Mutter zu schützen. Ohne diese drei Ampullen gibt es keine Heilung – für niemanden.
    Der Stofffetzen, mit dem Partridge sich die Ampullen vor den Bauch gebunden hatte, wirkt viel zu dünn für eine so gefährliche, vielleicht tödliche Reise. Sie schneidet ein rechteckiges Stück aus einer Wolldecke und polstert die Ampullen zusätzlich ab, bevor sie sie wieder in den Stofffetzen einschlägt.
    »Du bist ja wach.« Bradwells Stimme ist rau vom Schlafen.
    »Hab ich dich geweckt? Tut mir leid.«
    »Nein, nein.« Er richtet sich auf und reibt sich die Stirn.
    »Was sollen wir mit den Karten vom Kapitol machen, die Partridge und Lyda gezeichnet haben?«, fragt sie.
    »Am besten lassen wir sie hier, oder? Hier sind sie in Sicherheit.«
    »Ja, ist wohl am besten.«
    Bradwell blickt aus dem Fenster. »Denkst du manchmal an Partridge?«
    »Ich hoffe, dass er es sich dadrin nicht zu gemütlich macht.«
    »Er ist ein Reiner. Inzwischen kann ich darüber hinwegsehen, aber zwischen uns ist immer noch eine Kluft. Ich weiß nicht, ob wir uns je richtig verstehen können.«
    »Und was ist mit mir?« Pressia legt die Ampullen vorsichtig auf die Kleidung in ihrem Rucksack.
    »Ich vertraue dir.«
    »Aber glaubst du, du durchschaust mich?«
    Bradwell lächelt. »Nein.«
    »Was ist daran so witzig?«
    Er schüttelt sein Kissen auf und legt sich wieder hin. »Bloß ein Traum, den ich gerade hatte. Du bist auch vorgekommen.«
    »Was ist in dem Traum passiert?«
    »Ich bin geflogen. Als ich klein war, im Davor, hab ich ständig vom Fliegen geträumt.« Er denkt einen Moment nach. »Aber ich glaube, seit ich Vögel mit echten Flügeln im Rücken habe, hat das aufgehört.«
    »Und wie bist du früher im Traum geflogen?«
    »Ich hab die Luft angehalten und bin Zentimeter für Zentimeter in die Höhe geschwebt, bis ich so hoch war, dass ich die Arme

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