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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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machen wir jetzt?«
    »Zusammenbleiben«, antwortet er.
    »Zusammen«, sagt Helmud, als wüssten die anderen nicht, dass sie für immer aneinanderkleben. In El Capitán flackert ein kurzer, scharfer Hass auf seinen Bruder auf.
    »Wie, das sind nicht bloß Augen?«, fragt Bradwell. »Was soll das heißen?«
    Pressias Hand rührt sich nicht. »Dieses Grollen – das könnten ihre Körper sein. Riesige Körper unter der Erde.«
    »Dann sollten wir lieber abhauen, bevor sie auftauchen«, sagt Bradwell. »Falls sie auftauchen.«
    Ihre Hand rutscht von El Capitáns Arm ab. »Ja. Wir haben keine Wahl. Das wird nur noch schlimmer.«
    Hastings lässt sein Maschinengewehr rattern. Er zielt direkt auf die Augen. Doch sobald die Projektile den Dreck zerfetzen, verschwinden die Augen unter der Erde. Dünne Staubspiralen schießen hoch und werden vom Wind davongetragen.
    Und die Erde grollt lauter und ungestümer denn je.
    »Das war keine gute Idee«, bemerkt Pressia.
    Als hätten die Wesen die Herausforderung angenommen, schieben sich staubige, knollige Köpfe aus dem Boden – Wangenknochen, aufgerissene Mäuler, kleine, runde Ohrenstummel. Sie ziehen ihre Schultern und dürren Arme hoch, um sich von der Last der Erde zu befreien, und klettern nach und nach aus dem Sand – erst der Oberkörper, dann der Rumpf und die Beine, als würden sie sich aus einer Teergrube hieven.
    Sind das noch Menschen?
    Sie sind abgemagert, mit scharf gezeichneten Rippen und kantigen Schultern und Nacken. Doch manche sehen aus, als hätten sie früher mehr Fleisch auf den Knochen gehabt – über ihrer Körpermitte hängt eine Art Staubgewebe, das vielleicht mal menschliche Haut war. Ihre Augen blinzeln noch immer fieberhaft, ansonsten wirken ihre Gesichter so gut wie tot. Schlaffe, hängende Unterkiefer. Sie bewegen sich, als wären ihre Arme und Beine geschwollen, ihre Gelenke steif.
    Hastings fährt herum und feuert, doch im Gegensatz zu den Dusts rund um das Kapitol fliehen die Wesen nicht. Sie zerspringen auch nicht in tausend Stücke. Aus den dunklen Löchern, die die Kugeln reißen, quillt Blut, das praktisch im selben Moment gerinnt und zu schwarzem Schorf verkrustet.
    »Warum sterben sie nicht?«, fragt Pressia.
    Instinktiv dreht El Capitán den Zündschlüssel herum, lässt den Motor aufheulen und drückt das Gas durch.
    »Was soll das denn werden?«, brüllt Bradwell.
    »Ich bring uns hier weg.« El Capitán rammt den Rückwärtsgang rein, doch der Reifen steckt zu tief im Loch – die Hinterräder wirbeln bloß Erde, Staub und Steine auf. Ärgerlich schaltet er zurück in den Vorwärtsgang, um den Wagen irgendwie freizubekommen. »Mach schon. Mach schon!«
    Helmud kratzt an seinem Nacken, als könnte er sich dort ein Loch graben, ein Versteck. Hastings ballert weiter drauflos.
    »Das klappt nicht, Cap!«, ruft Pressia.
    Eine schwere Faust landet auf der Windschutzscheibe, ein Gesicht schiebt sich vor El Capitáns Augen – zornig blinzelnde Augen, das schwarze, hohle Loch einer Mundhöhle. Ein weiterer Dust scharrt am Seitenfenster. Hastings tut sein Bestes. Jede Kugel betäubt die Dusts für einen Moment. Er feuert aus allen Rohren, nicht nur auf die Wesen direkt am Wagen, sondern vorsorglich auch auf die, die überall um ihn herum aufsteigen.
    Bald verschwinden die Fenster unter hämmernden, kratzenden Händen. Noch hört El Capitán Hastings’ Salven, aber er sieht nichts mehr. Am meisten setzen ihm die Augen zu – diese lebendigen, wahnsinnigen Blicke. Abgestorbene, glasige, gefühllose Zombieaugen wären ihm deutlich lieber. Zombie . Das Wort hatte er fast schon vergessen. Früher hat er sich Raubkopien von Filmen heruntergeladen, die nicht auf der zugelassenen Liste standen, gruseliges Zeug. Und nach den Explosionen hat er dieselben toten Augen und verkohlten Gesichter gesehen, dieselben Gestalten, die mit bleiernen, stetigen Schritten umherschlurften. Er hat beobachtet, wie sich eine an einem Baum abstützte. Als sie die Hand von der Rinde nahm, pellte sich die Haut widerstandslos vom Arm ab, als würde sie einen langen, schwarzen Handschuh abstreifen.
    Ein Dust zuckt zurück und taumelt kreischend nach hinten. Von seinem linken Auge ist nur die blutverschmierte Höhle übrig. Er stürzt auf die Knie. Warum geht ausgerechnet dieses Exemplar zu Boden, und warum jetzt? Der schlotternde Dust erregt die Aufmerksamkeit seiner Kameraden, vielleicht durch seinen Blutgestank oder seinen grellen, menschenähnlichen Schrei. Ihre

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