Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
Vom Netzwerk:
Sicherheit, wenn ihr abwechselnd Wache haltet.«
    »Danke für eure Hilfe übrigens«, sagt Bradwell. »Ohne euch wären wir längst tot und unter der Erde.«
    »Wir müssen dir danken, Bradwell«, antwortet Fandra. »Das weißt du doch. So viele von uns schulden dir ihr Leben – wegen deinen Vorträgen über Schattengeschichte, wegen dem Untergrund-Netzwerk. Du hast uns gerettet. Danke.«
    »Gern geschehen«, antwortet Bradwell. Ihm kommen fast die Tränen.
    »Ich schätze, ihr seid aufgebrochen, weil ihr etwas Wichtiges zu erledigen habt?«, fragt Fandra.
    »Oder etwas völlig Verrücktes«, erwidert El Capitán.
    »Lasst euch nicht aufhalten«, sagt Fandra. »Und nicht aufgeben!« Sie weicht vom Zaun zurück.
    Pressia vermisst sie schon jetzt – nicht nur Fandra selbst, sondern ihre Kindheit, die Zelte aus Decken, die Welpenzelte . Ihr Zuhause.
    »Wir sehen uns wieder«, sagt Pressia.
    Mit einem Nicken läuft Fandra los und verschwindet in den Weiten des Vergnügungsparks.
    In einer Richtung hebt sich ein Turm vom Himmel ab, ein kahler Stängel, von dem die Gerippe verkohlter Sitzreihen baumeln. Für einen Moment malt Pressia sich aus, wie es gewesen sein muss, die Bombenangriffe dort oben zu erleben – plötzlich war die Luft erfüllt von Licht und drückender Hitze, und sollte man diesen Moment überstehen, schaukelte man hoch über der Erde und musste die Panik und Zerstörung mit ansehen, die sich überall ausbreitete. Sie wirft einen Blick auf Bradwell. Fandra denkt, sie wären ein Paar, sie hätten sich gefunden – jemand, den sie liebt, der sie liebt. Plötzlich fühlt sie sich wie in einem wirbelnden Karussell. Ihr Magen schlägt einen Salto. Bradwell, mit seinem zerfetzten, blutgesprenkelten Hemd, unter dem seine Haut aufblitzt. Mit seinen rötlichen Wangen und dunklen Wimpern. Bradwell.
    Als sie aufbrechen, wirft Pressia noch einen letzten Blick auf das schwarze Knochengebilde der Achterbahn vor dem dämmrigen Himmel.

PRESSIA
Glühwürmchen
    Nach einem etwa einstündigen Marsch stoßen sie auf die gemauerte Unterführung, die ramponiert, aber stabil wirkt. Sie hocken sich auf den Boden und essen. El Capitán hat Proviant eingepackt – stark gesalzenes Fleisch. Danach bietet er an, die erste Wache zu übernehmen, läuft die Böschung hinauf und setzt sich auf die Gleise.
    »Wir sollten uns mit dem Rücken zum Wind aneinanderkuscheln«, schlägt Bradwell vor.
    Pressia nickt. Sie legen sich hin. Sie schmiegt sich an seinen schützenden Körper, er schlingt einen Arm um ihre Hüfte. Ihr Herz schlägt wie wild, doch zugleich spürt sie das alte Nagen im Bauch – das Nagen, das sie Angst nennt. Angst wovor? Vor dem Verlust.
    »Willux hängt an dem Luftschiff …«, sagt sie. »Was hat Hastings damit gemeint? Was denkst du?«
    »Walrond hat Willux für einen Romantiker gehalten. Und Romantiker hängen doch an vielen Dingen, oder?« Ist Bradwell im Geheimen nicht auch ein Romantiker? Hängt er nicht an seiner Truhe voller Erinnerungsstücke an früher?
    »Weißt du, woran ich hänge?«, fragt Pressia.
    »Woran?«
    »An den ganzen Sachen, an die ich mich nicht erinnern kann. Die ich nur von anderen erzählt bekommen habe.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel Glühwürmchen. Die gab es im Davor. Erinnerst du dich?«
    »Ja. Die Gärten waren voller Pestizide, da konnten keine Leuchtkäfer überleben. Aber weiter draußen, auf den Wiesen, die nie gemäht wurden, sind sie in der Dämmerung aus dem Gras gekrochen. Kleine, gelbe, blitzende Lichter. Mein Vater ist mal mit mir aufs Land gefahren, um sie zu beobachten. Wir sind den Blinklichtern hinterhergejagt, haben ein paar eingefangen und in Marmeladengläser mit durchlöchertem Deckel gesperrt.« Bradwells warmer Atem streift ihr Ohr. »Aber ich dachte, du interessierst dich für die Explosionen selbst, nicht für das Davor.«
    »An ein bisschen was erinnere ich mich inzwischen.«
    »Kurz nach den Explosionen gab es noch andere Insekten.«
    »Was für Insekten?«
    »Sie waren dicker als Leuchtkäfer, mehr wie glühende blaue Schmetterlinge, die sich mit einem Blitz in Luft auflösen konnten. Sie waren wunderschön. Als ich das Haus meiner Tante und meines Onkels verlassen habe, lagen die Leute überall im Sterben, aber ein paar von denen, die noch gehen konnten, haben versucht, die phosphoreszierenden Tierchen einzufangen – die kleinen Flammen, so sahen sie aus, wie kleine, huschende Flammen. Ich wäre den Leuten fast hinterhergelaufen, wegen meinem

Weitere Kostenlose Bücher