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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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zurücklassen, was ihm wichtig ist. »Nein.«
    »Es ist die einzige Möglichkeit. Nur so kann ich dir Zutritt gewähren. Und das willst du doch, oder?«
    »Überleg dir was anderes. Irgendwas.« Er sieht seinen Vater an und stellt sich vor, die Hände um seinen Hals zu legen, die Daumen zuzudrücken.
    »Es ist die einzige Möglichkeit. Du wirst das Mädchen heiraten.«
    »Iralene?«
    »Du wirst sie heiraten. Und du wirst deine Loyalität unter Beweis stellen, indem du diese Erinnerungen loslässt, dieses schmale Kapitel deiner Vergangenheit. Mehr braucht es nicht.« Er schließt die Augen.
    »Und wenn ich mich weigere?«
    Als sein Vater lächelt, platzt ein wenig Haut an seinen Mundwinkeln ab. »Ich bin ein nachtragender Mann.«
    Partridge schüttelt den Kopf. »Aber wie stellst du dir das überhaupt vor – genau diese Erinnerungen auszulöschen? Das geht gar nicht. Das ist ein Bluff.«
    »Arvin Weed ist ein Wunderkind«, murmelt sein Vater, als wäre er schon wieder halb weggedämmert. »Er kann fast alles … fast alles.«
    Also kann er auch Partridges Erinnerungen an seine Flucht auslöschen, an seine Begegnung mit seiner Schwester Pressia, an Bradwell und die Mütter, an El Capitán und die Dusts, an seine Mutter und seinen Bruder. An Lyda im Messingbett im Haus ohne Dach.
    Aber noch kann Arvin Ellery Willux’ Körper nicht davon abhalten, Zelle für Zelle zu verfallen. Noch kann er ihn nicht vor dem Tod bewahren. Noch. Doch solange Willux von keuchenden, zischenden Maschinen am Leben erhalten wird, ist er noch im Rennen, oder? Falls er stirbt, will er Partridge an der Spitze des Kapitols sehen. Aber etwas anderes bleibt unausgesprochen: Sollte Arvin ein Heilmittel finden, ist Willux nicht auf seinen Sohn angewiesen. Und das heißt – sollte er wirklich bereit sein, die Zügel abzugeben, muss Partridge schnell zugreifen.

PRESSIA
Klebeband
    Hinter dem Zaun entdeckt Pressia ein altes Kinderkarussell, das starke Schlagseite hat, aber ansonsten fast fahrbereit wirkt. Die kahlen Speichen des Dachs ruhen noch auf den Stangen der Pferdchen – eine kreisrunde Prozession versteinerter, verzerrter Pferde mit halb geschmolzenen Körpern und deformierten Nüstern. Ein Schimmel mit hagerem Hals und zottiger Mähne bleckt die Zähne. Verdrehte Hufe, gespaltene Schweife. Doch am erschreckendsten ist ihr Blick – starre, geweitete Augen, die teils die abschüssigen Schnauzen hinabgeronnen sind. Vor langer Zeit war das Karussell nagelneu, eine unschuldige, drollige Gerätschaft. Das macht es nur noch schlimmer.
    »Ihr könnt nicht reinkommen«, sagt Fandra. »Weil sie den da gesehen haben.« Sie deutet auf El Capitán und Helmud, dessen Kinn auf der Schulter seines Bruders ruht.
    El Capitán steht neben Hastings, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht umblickt, aber nicht mehr ganz so stark blutet. »Mich? Was ist mit mir?«, fragt er.
    »Mit mir?«, wiederholt Helmud, als hätte Fandra ihn persönlich beleidigt.
    »Du bist der Anführer der OSR!«, keift Fandra, plötzlich außer sich vor Wut. »Du hast Menschen getötet, die wir geliebt haben. Glaubst du, das hätten wir vergessen?«
    »Oh.« Was soll El Capitán schon sagen? Er war ein unbarmherziger, grausamer Anführer.
    Trotzdem mischt Pressia sich ein. »Er hat sich geändert. Jetzt rettet er anderen das Leben. Er hilft ihnen.« Doch als sie Fandras entschlossenes Gesicht sieht, ahnt sie schon, dass es nichts bringt.
    »Das tut nichts zur Sache. Normalerweise hätten wir ihn längst erschossen …« Fandra wirft einen Blick über die Schulter, auf das obere Ende des zertrümmerten Nackens der Achterbahn. »… doch er wird von einem Propheten begleitet.«
    »Was für ein Prophet?«, fragt Pressia.
    »Bradwell«, sagt Fandra.
    »Was?«, erwidert Bradwell verdutzt. »Ich bin kein …«
    Doch El Capitán schneidet ihm das Wort ab. »Mir ist es egal, ob ihr mich hasst oder ihn liebt, aber wir haben hier einen verwundeten Soldaten.« Hastings.
    »Den Sterbenden werden sie aufnehmen«, erklärt Fandra. »Die Sterbenden nehmen sie immer auf. So bin ich auch hierhergekommen.«
    Fandras beiläufige Bemerkung gibt Pressia neue Hoffnung. Hier hausen nicht nur Überlebende, die wegen der OSR aus der Stadt geflohen sind. Hier gab es auch vorher schon Menschen, die die Bomben überlebt haben. Vielleicht gibt es tatsächlich noch andere, ähnliche Gruppen – und bei einer von ihnen lebt vielleicht ihr Vater.
    Im selben Moment ertönt ein elektrisches Summen. Das Tor

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