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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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öffnet sich. Ein paar abgemagerte Gestalten tauchen auf, die eine selbst gebastelte Trage aus einem Laken und zwei Eisenstangen schleppen.
    Fandra wendet sich wieder an Pressia und Bradwell. »Ich muss euch etwas fragen. Mein Bruder … zum letzten Mal habe ich ihn bei einer blutigen Schlacht gesehen. Hat er es zurück in die Stadt geschafft?«
    »Ja«, antwortet Bradwell. »Es geht ihm gut.«
    »Ich wusste es! Ich wusste, dass er es geschafft hat.«
    Alle Überlebenden, die sich mittlerweile vor dem Tor versammelt haben, müssen mit anpacken, um Hastings auf die Trage zu hieven. Aus den Lautsprechern schrillt noch immer die Klimpermelodie, die die Dusts abschrecken soll. Trotzdem halten die Parkbewohner die Augen offen. Außerdem werfen sie immer wieder verstohlene Blicke auf Bradwell, der ihnen offenbar große Ehrfurcht einflößt. Ein Prophet.
    »Moment«, murmelt Hastings. »Ihr wisst nicht, wo ihr hinmüsst.«
    »Und wegen deiner Verhaltenscodierung kannst du es uns nicht verraten«, sagt Bradwell. »Also was sollen wir jetzt machen? Verdammt.«
    Hastings schüttelt den Kopf. »Nein …«
    »Stellt ihn noch mal kurz hin«, sagt El Capitán. Die Überlebenden legen die Trage vorsichtig ab.
    »Wie nein ?«, fragt Bradwell.
    »Du hast mir zu Recht misstraut. Die Verhaltenscodierung kann mich nicht davon abhalten, es euch zu verraten. Ich bin stark genug, sie zu überwinden.«
    »Und warum hast du’s uns dann nicht verraten?«, sagt El Capitán.
    »Weil ihr dann einen Grund weniger gehabt hättet, mich am Leben zu lassen. Ich musste sicherstellen, dass ihr auf mich angewiesen seid.«
    Pressia sieht ihn an. »Dann sag’s uns jetzt.«
    »Fignan«, erwidert er, »ich will es Fignan sagen. Er wird es verstehen.«
    Als Bradwell die Blackbox vom Rücken schnallt, leuchtet sie auf.
    »Achtunddreißig Grad, dreiundfünfzig Minuten, dreiundzwanzig Sekunden Nord, siebenundsiebzig Grad, null Minuten, zweiunddreißig Sekunden West«, rattert Hastings runter.
    Surrend verarbeitet Fignan die Information. Als er fertig ist, lässt er ein grünes Lämpchen blinken.
    »Noch was«, bittet Pressia. »Sag uns, was an diesem Luftschiff so besonders ist. Warum ist es nicht bei den anderen stationiert, warum wird es nicht schwer bewacht?«
    »Ich weiß nur, was ich gehört habe. Willux hängt an diesem einen Luftschiff, warum weiß ich auch nicht. Aber er lässt es nicht bewachen, weil er glaubt, dass kein Unglückseliger es erreichen kann, ohne umzukommen.«
    »Oh«, sagt Pressia.
    »Tut mir leid. Du wolltest die Wahrheit hören.«
    Die Überlebenden heben die Trage hoch und schleppen Hastings in den Vergnügungspark.
    »Ihr kümmert euch doch gut um ihn?«, fragt El Capitán.
    »Wir haben etwas Ausrüstung für Notfälle und einen Sanitäter, der am Tag der Bombenangriffe mit seinen Kindern im Park war«, antwortet Fandra. »Er weiß, was er tut.« Mit demselben elektrischen Summen schließt sich das Tor hinter Hastings.
    Pressia versucht, sich ins Gedächtnis zu rufen, was sie von ihrem Großvater über Amputationen gelernt hat – in welchem Winkel man sägen muss, wie man die Knochenspäne am besten von der Wunde fernhält, welches Verbandsmaterial man benutzen sollte, welche Öle, damit die Wunde nicht am Mull haftet. Die Elastizität von Wollsocken, der gleichmäßige Druck. »Sag ihm, dass er die Arterie keine Sekunde loslassen darf. Jeder Tropfen Blut ist ein großer Verlust, und wenn es zu viele werden, verliert er ihn.« Großvater hat mal eine Patientin verloren – ein junges Mädchen mit einem zerquetschten Bein, das sich auf dem Tisch so heftig aufbäumte, dass sich die Mullbinden lockerten. Großvater versuchte, sie neu zu verbinden, doch das Mädchen wehrte sich so erbittert und das Blut war so glitschig, dass er den Verband kaum zu fassen bekam.
    »Ich richt’s ihm aus«, erwidert Fandra, bevor sie Pressia mit gesenkter Stimme zuflüstert: »Ich bin so froh, dass ihr ein Paar seid. Du hast jemanden gefunden, den du liebst und der dich liebt.«
    »Was?«, fragt Pressia. »Wovon redest du?«
    »Na, von dir und Bradwell.« Pressias Ahnungslosigkeit scheint sie zu überraschen.
    Pressia schüttelt den Kopf. »Wir sind kein Paar.«
    Da lächelt Fandra. »Ich seh doch, wie er dich anschaut.«
    »Es wird bald dunkel!«, ruft Bradwell herüber. »Gibt es hier irgendwo einen sicheren Schlafplatz?«
    Fandra deutet auf den Horizont. »Da hinten ist eine gemauerte Unterführung unter einem Bahngleis. Da seid ihr in

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